Entscheidungsstichwort (Thema)
Vorlage zur Vorabentscheidung. Gemeinsame Handelspolitik. Internationale Übereinkünfte. Europa-Mittelmeer-Abkommen zur Gründung einer Assoziation zwischen den Europäischen Gemeinschaften und ihren Mitgliedstaaten einerseits und dem Königreich Marokko andererseits. Änderung der Protokolle Nr. 1 und Nr. 4 des Europa-Mittelmeer-Abkommens. Information der Verbraucher über Lebensmittel. Verpflichtende Angabe des Ursprungslands oder des Herkunftsorts eines Lebensmittels. In der Westsahara geerntetes Obst und Gemüse. An einen Mitgliedstaat gerichteter Antrag, einseitig ein Verbot der Einfuhr dieser Erzeugnisse in sein Hoheitsgebiet zu erlassen. Verpflichtende Angabe der Westsahara als Herkunftsort der in diesem Gebiet geernteten Tomaten und Melonen
Normenkette
VO (EU) 1169/2011 Art. 9, 26 Abs. 2; Durchführungsverordnung (EU) Nr. 543/2011 Art. 3 Abs. 1-2, Art. 5 Abs. 1-2, Art. 8, 15 Abs. 1, 4; Durchführungsverordnung (EU) Nr. 543/2011 Anhang I; Durchführungsverordnung (EU) Nr. 543/2011 Anhang IV; Verordnung (EU) Nr. 1308/2013 Art. 76
Beteiligte
Confédération paysanne () und tomates du Sahara occidental) |
Ministre de l’Agriculture et de la Souveraineté alimentaire |
Ministre de l’Économie des Finances et de la Souveraineté industrielle et numérique |
Tenor
1.Art. 207 AEUV, die Verordnung (EU) 2015/478 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. März 2015 über eine gemeinsame Einfuhrregelung und die Verordnung (EU) Nr. 1308/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Dezember 2013 über eine gemeinsame Marktorganisation für landwirtschaftliche Erzeugnisse und zur Aufhebung der Verordnungen (EWG) Nr. 922/72, (EWG) Nr. 234/79, (EG) Nr. 1037/2001 und (EG) Nr. 1234/2007 des Rates
sind dahin auszulegen, dass
sie es einem Mitgliedstaat nicht gestatten, einseitig ein Einfuhrverbot für landwirtschaftliche Erzeugnisse zu erlassen, deren Kennzeichnung durchgängig nicht mit den Rechtsvorschriften der Union über die Angabe des Ursprungslands oder -gebiets im Einklang steht.
2.Art. 76 der Verordnung (EU) Nr. 1308/2013 ist in Verbindung mit Art. 3 Abs. 1 der Durchführungsverordnung (EU) Nr. 543/2011 der Kommission vom 7. Juni 2011 mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 1234/2007 des Rates für die Sektoren Obst und Gemüse und Verarbeitungserzeugnisse aus Obst und Gemüse in der durch die Durchführungsverordnung (EU) Nr. 594/2013 der Kommission vom 21. Juni 2013 geänderten Fassung
dahin auszulegen, dass
auf den Stufen der Einfuhr und des Verkaufs an den Verbraucher auf dem Etikett der im Gebiet der Westsahara geernteten Charentais-Melonen und Kirschtomaten allein die Westsahara als ihr Ursprungsland anzugeben ist.
Tatbestand
In der Rechtssache C-399/22
betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht vom Conseil d’État (Staatsrat, Frankreich) mit Entscheidung vom 9. Juni 2022, beim Gerichtshof eingegangen am 15. Juni 2022, in dem Verfahren
Confédération paysanne
gegen
Ministre de l’Agriculture et de la Souveraineté alimentaire,
Ministre de l’Économie,des Finances et de la Souveraineté industrielle et numérique
erlässt
DER GERICHTSHOF (Große Kammer)
unter Mitwirkung des Präsidenten K. Lenaerts, des Vizepräsidenten L. Bay Larsen, der Kammerpräsidenten A. Arabadjiev, C. Lycourgos, E. Regan und Z. Csehi, der Kammerpräsidentin O. Spineanu-Matei, der Richter S. Rodin, I. Jarukaitis, A. Kumin und N. Jääskinen (Berichterstatter), der Richterin M. L. Arastey Sahún und des Richters M. Gavalec,
Generalanwältin: T. Ćapeta,
Kanzler: M. Krausenböck, Verwaltungsrätin,
aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die mündliche Verhandlung vom 24. Oktober 2023,
unter Berücksichtigung der Erklärungen
- – der Confédération paysanne, vertreten durch G. Devers, Avocat,
- – der französischen Regierung, vertreten durch G. Bain, J.-L. Carré, B. Herbaut, T. Stéhelin und B. Travard als Bevollmächtigte,
- – des Rates der Europäischen Union, vertreten durch F. Naert und V. Piessevaux als Bevollmächtigte,
- – der Europäischen Kommission, vertreten durch A. Bouquet, D. Calleja Crespo, F. Clotuche-Duvieusart und M. Konstantinidis als Bevollmächtigte,
nach Anhörung der Schlussanträge der Generalanwältin in der Sitzung vom 24. Oktober 2023
folgendes
Urteil
Entscheidungsgründe
Rz. 1
Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung der Verordnung (EU) Nr. 1169/2011 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Oktober 2011 betreffend die Information der Verbraucher über Lebensmittel und zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 1924/2006 und (EG) Nr. 1925/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates und zur Aufhebung der Richtlinie 87/250/EWG der Kommission, der Richtlinie 90/496/EWG des Rates, der Richtlinie 1999/10/EG der Kommission, der Richtlinie 2000/13/EG des Europäischen Parlaments und des Rates, der Richtlinien 2002/67/EG und 2008/5/EG der Kommission und der Verordnung (EG) Nr. 608/2004 der Kommission (ABl. 2011, L 304, S. 18), insbesondere ihrer Art....