Entscheidungsstichwort (Thema)

Wettbewerb. Kartell im Gebiet eines Mitgliedstaats, das vor dem Beitritt dieses Staates zur Europäischen Union begonnen hat. International operierendes Kartell, das sich im Gebiet der Union und des Europäischen Wirtschaftsraums auswirkt. Art. 81 EG und 53 des EWR-Abkommens. Verfolgung und Ahndung der Zuwiderhandlung für die Zeit vor und nach dem Beitrittstermin. Geldbußen. Abgrenzung der Zuständigkeiten der Kommission und der nationalen Wettbewerbsbehörden. Verhängung von Geldbußen durch die Kommission und die nationale Wettbewerbsbehörde. Grundsatz ne bis in idem. Verordnung (EG) Nr. 1/2003. Art. 3 Abs. 1 und Art. 11 Abs. 6. Folgen des Beitritts eines neuen Mitgliedstaats zur Union

 

Beteiligte

Toshiba Corporation u.a

Siemens AG

Siemens Transmission & Distribution SA

Nuova Magrini Galileo SpA

Toshiba Corporation

T&D Holding

Alstom Grid SAS

Alstom Grid AG

Mitsubishi Electric Corp

Alstom

Fuji Electric Holdings Co. Ltd

Fuji Electric Systems Co. Ltd

Siemens AG Österreich

VA Tech Transmission & Distribution GmbH & Co. KEG

Hitachi Ltd

Hitachi Europe Ltd

Japan AE Power Systems Corp

Úřad pro ochranu hospodářské soutěže

 

Tenor

1. Art. 81 EG und Art. 3 Abs. 1 der Verordnung (EG) Nr. 1/2003 des Rates vom 16. Dezember 2002 zur Durchführung der in den Artikeln 81 und 82 des Vertrags niedergelegten Wettbewerbsregeln sind dahin auszulegen, dass sie im Rahmen eines nach dem 1. Mai 2004 eingeleiteten Verfahrens nicht auf ein Kartell anwendbar sind, das sich im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats, der der Union am 1. Mai 2004 beigetreten ist, in Zeiträumen vor diesem Datum ausgewirkt hat.

2. Der Umstand, dass die Europäische Kommission gegen ein Kartell ein Verfahren nach Kapitel III der Verordnung Nr. 1/2003 einleitet, nimmt der Wettbewerbsbehörde des betroffenen Mitgliedstaats nicht nach Art. 11 Abs. 6 in Verbindung mit Art. 3 Abs. 1 dieser Verordnung ihre Zuständigkeit dafür, die wettbewerbswidrigen Auswirkungen des Kartells im Hoheitsgebiet dieses Mitgliedstaats in Zeiträumen vor seinem Beitritt zur Europäischen Union in Anwendung des nationalen Wettbewerbsrechts zu ahnden.

Der Grundsatz ne bis in idem verwehrt es der nationalen Wettbewerbsbehörde des betroffenen Mitgliedstaats nicht, gegen an einem Kartell beteiligte Unternehmen Geldbußen zu verhängen, um die Auswirkungen des Kartells im Hoheitsgebiet dieses Staates vor seinem Beitritt zur Europäischen Union zu ahnden, wenn diese Auswirkungen mit den Geldbußen, die den Mitgliedern des Kartells mit einer vor der Entscheidung der nationalen Wettbewerbsbehörde erlassenen Entscheidung der Europäischen Kommission auferlegt wurden, nicht geahndet werden sollten.

 

Tatbestand

In der Rechtssache

betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht vom Krajský soud v Brně (Tschechische Republik) mit Entscheidung vom 11. Dezember 2009, beim Gerichtshof eingegangen am 11. Januar 2010, in dem Verfahren

Toshiba Corporation,

T&D Holding, vormals Areva T&D Holding SA,

Alstom Grid SAS, vormals Areva T&D SAS,

Alstom Grid AG, vormals Areva T&D AG,

Mitsubishi Electric Corp.,

Alstom,

Fuji Electric Holdings Co. Ltd,

Fuji Electric Systems Co. Ltd,

Siemens Transmission & Distribution SA,

Siemens AG Österreich,

VA Tech Transmission & Distribution GmbH & Co. KEG,

Siemens AG,

Hitachi Ltd,

Hitachi Europe Ltd,

Japan AE Power Systems Corp.,

Nuova Magrini Galileo SpA

gegen

Úřad pro ochranu hospodářské soutěže

erlässt

DER GERICHTSHOF (Große Kammer)

unter Mitwirkung des Präsidenten V. Skouris, der Kammerpräsidenten A. Tizzano, J. N. Cunha Rodrigues, K. Lenaerts, J.-C. Bonichot, J. Malenovský und U. Lõhmus, der Richter A. Rosas (Berichterstatter), A. Borg Barthet, M. Ilešič und A. Arabadjiev, der Richterin C. Toader sowie des Richters J.-J. Kasel,

Generalanwältin: J. Kokott,

Kanzler: K. Sztranc-Sławiczek, Verwaltungsrätin,

aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die mündliche Verhandlung vom 7. Juni 2011,

unter Berücksichtigung der Erklärungen

  • der Toshiba Corporation, vertreten durch I. Janda, advokát, und J. MacLennan, Solicitor,
  • der Mitsubishi Electric Corp., vertreten durch A. César und M. Abraham, advokáti,
  • von Alstom, vertreten durch M. Dubovský und M. Nulíček, advokáti, J. Derenne, avocat, K. Wilson, Solicitor, und G. Dolara, advocate,
  • der Fuji Electric Holdings Co. Ltd und der Fuji Electric Systems Co. Ltd, vertreten durch V. Glatzová, advokát,
  • der Siemens Transmission & Distribution SA, der Siemens AG Österreich und der VA Tech Transmission & Distribution GmbH & Co. KEG, vertreten durch M. Nedelka, advokát,
  • der Siemens AG, vertreten durch M. Nedelka, advokát,
  • der Hitachi Ltd, der Hitachi Europe Ltd und der Japan AE Power Systems Corp., vertreten durch M. Touška und I. Halamová Dobíšková, advokáti, M. Reynolds und P. J. Mansfield, Solicitors, W. Devroe, advocaat, N. Green, QC, und S. Singla, Barrister,
  • der Nuova Magrini Galileo SpA, vertreten durch M. Nedelka, advokát,
  • des Úřad pro ochranu hospodářské soutěže, vertreten durch M. Vráb als Bevollmächtigten,
  • der tschechischen R...

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