Entscheidungsstichwort (Thema)

Vorlage zur Vorabentscheidung. Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung und Kontrolle der entsprechenden Versicherungspflicht. Versicherungsunternehmen. Schadenregulierungsbeauftragter. Ausreichende Vertretungsbefugnisse. Klage vor den Gerichten

 

Normenkette

Richtlinie 2000/26/EG Art. 4 Abs. 5

 

Beteiligte

Vieira de Azevedo u.a

Alberto José Vieira de Azevedo

Maria da Conceição Ferreira da Silva

Carlos Manuel Ferreira Alves

Rui Dinis Ferreira Alves

Vítor José Ferreira Alves

CED Portugal Unipessoal Lda

Instituto de Seguros de Portugal – Fundo de Garantia Automóvel

 

Tenor

Art. 4 der Richtlinie 2000/26/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Mai 2000 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung … und zur Änderung der Richtlinien 73/239/EWG und 88/357/EWG des Rates (Vierte Kraftfahrzeughaftpflicht-Richtlinie) in der durch die Richtlinie 2005/14/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Mai 2005 geänderten Fassung ist dahin auszulegen, dass er die Mitgliedstaaten nicht verpflichtet, vorzusehen, dass der nach diesem Artikel zur Schadenregulierung vorgesehene Beauftragte anstelle des Versicherungsunternehmens, das er vertritt, selbst vor dem nationalen Gericht verklagt werden kann, das mit einer Schadensersatzklage eines Geschädigten befasst ist, der in den Geltungsbereich von Art. 1 der Richtlinie 2000/26 in der durch die Richtlinie 2005/14 geänderten Fassung fällt.

 

Tatbestand

In der Rechtssache

betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht vom Tribunal da Relação do Porto (Berufungsgericht Porto, Portugal) mit Entscheidung vom 29. September 2015, beim Gerichtshof eingegangen am 2. November 2015, in dem Verfahren

Alberto José Vieira de Azevedo,

Maria da Conceição Ferreira da Silva,

Carlos Manuel Ferreira Alves,

Rui Dinis Ferreira Alves,

Vítor José Ferreira Alves

gegen

CED Portugal Unipessoal Lda,

Instituto de Seguros de Portugal – Fundo de Garantia Automóvel,

Beteiligte:

Instituto de Seguros de Portugal – Fundo de Acidentes de Trabalho,

erlässt

DER GERICHTSHOF (Sechste Kammer)

unter Mitwirkung der Richter J.-C. Bonichot (Berichterstatter) in Wahrnehmung der Aufgaben des Kammerpräsidenten, A. Arabadjiev und S. Rodin,

Generalanwalt: P. Mengozzi,

Kanzler: A. Calot Escobar,

aufgrund des schriftlichen Verfahrens,

unter Berücksichtigung der Erklärungen

  • des Instituto de Seguros de Portugal – Fundo de Garantia Automóvel, vertreten durch G. Ribeiro und T. Andrade, advogados,
  • der portugiesischen Regierung, vertreten durch L. Inez Fernandes, M. Figueiredo und M. Rebelo als Bevollmächtigte,
  • der Europäischen Kommission, vertreten durch P. Costa de Oliveira und K.-P. Wojcik als Bevollmächtigte,

nach Anhörung der Schlussanträge des Generalanwalts in der Sitzung vom 19. Oktober 2016

folgendes

Urteil

 

Entscheidungsgründe

Rz. 1

Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung von Art. 4 Abs. 4, 5 und 8 der Richtlinie 2000/26/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Mai 2000 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung … und zur Änderung der Richtlinien 73/239/EWG und 88/357/EWG des Rates (Vierte Kraftfahrzeughaftpflicht-Richtlinie) (ABl. 2000, L 181, S. 65) in der durch die Richtlinie 2005/14/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Mai 2005 (ABl. 2005, L 149, S. 14) geänderten Fassung (im Folgenden: Richtlinie 2000/26).

Rz. 2

Es ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen Herrn Alberto José Vieira de Azevedo, Frau Maria da Conceição Ferreira da Silva, Herrn Carlos Manuel Ferreira Alves, Herrn Rui Dinis Ferreira Alves sowie Herrn Vítor José Ferreira Alves einerseits und der CED Portugal Unipessoal Lda (im Folgenden: CED) sowie dem Instituto de Seguros de Portugal – Fundo de Garantia Automóvel (Versicherungsinstitut von Portugal – Kraftfahrzeug-Garantiefonds) (im Folgenden: Fundo de Garantia Automóvel) andererseits über die Frage, ob CED, die Beauftragte des Versicherers des Eigentümers des Kraftfahrzeugs, das einen Verkehrsunfall verursacht hatte, vor den Gerichten verklagt werden kann.

Rechtlicher Rahmen

Unionsrecht

Rz. 3

Mit der Richtlinie 2009/103/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. September 2009 über die Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung und die Kontrolle der entsprechenden Versicherungspflicht (ABl. 2009, L 263, S. 11) wurden fünf Richtlinien kodifiziert, die zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die obligatorische Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung erlassen worden waren.

Rz. 4

Da sich der Sachverhalt des Ausgangsverfahrens im Laufe des Jahres 2007, vor dem Inkrafttreten der Richtlinie 2009/103, zugetragen hat, bildet jedoch insbesondere die Richtlinie 2000/26 weiterhin den maßgeblichen rechtlichen Rahmen.

Rz. 5

Nach dem achten Erwägungsgrund der Richtlinie 2000/26 wollte der Unionsgesetzgeber denjenigen, die bei einem Kraftfahrzeug-Verkehrsunfall einen Sach- oder Personenschaden erleiden...

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