Entscheidungsstichwort (Thema)
Vorlage zur Vorabentscheidung. Qualitätsregelungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel. Fairer Wettbewerb. Mozzarella di bufala Campana g.U.. Verpflichtung zur räumlich getrennten Herstellung von ‚Mozzarella di bufala Campana g.U.’
Normenkette
Verordnung (EU) Nr. 1151/2012 Art. 4 Buchst. c, Art. 7 Abs. 1 Buchst. e
Beteiligte
Caseificio Cirigliana u.a |
Caseificio Cirigliana Srl |
Ministero delle Politiche agricole, alimentari e forestali |
Presidenza del Consiglio dei Ministri |
Tenor
Art. 4 Buchst. c und Art. 7 Abs. 1 Buchst. e der Verordnung (EU) Nr. 1151/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. November 2012 über Qualitätsregelungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel sowie die Spezifikation des Erzeugnisses „Mozzarella di bufala Campana g.U.” sind dahin auszulegen, dass sie einer nationalen Regelung wie der im Ausgangsverfahren streitigen nicht entgegenstehen, nach der die Herstellung von „Mozzarella di bufala Campana g.U.” in Räumen erfolgen muss, die, sei es auch im gleichen Betrieb, ausschließlich für dessen Herstellung bestimmt sind und in denen die Aufbewahrung und Lagerung von Milch, die aus nicht in das Kontrollsystem der g.U. „Mozzarella di bufala Campana” einbezogenen Haltungsbetrieben stammt, verboten ist, sofern diese Regelung ein erforderliches und verhältnismäßiges Mittel darstellt, um die Qualität eines solchen Erzeugnisses zu wahren oder die Kontrolle der Spezifikation für diese g.U. zu gewährleisten; dies zu prüfen ist Sache des vorlegenden Gerichts.
Tatbestand
In der Rechtssache
betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht vom Consiglio di Stato (Staatsrat, Italien) mit Entscheidung vom 12. Juli 2018, beim Gerichtshof eingegangen am 11. September 2018, in dem Verfahren
Caseificio Cirigliana Srl,
Mail Srl,
Sorì Italia Srl
gegen
Ministero delle Politiche agricole, alimentari e forestali,
Presidenza del Consiglio dei Ministri,
Ministero della Salute,
Beteiligter:
Consorzio di Tutela del Formaggio Mozzarella di Bufala Campana,
erlässt
DER GERICHTSHOF (Neunte Kammer)
unter Mitwirkung des Kammerpräsidenten S. Rodin (Berichterstatter), der Richterin K. Jürimäe und des Richters N. Piçarra,
Generalanwalt: E. Tanchev,
Kanzler: A. Calot Escobar,
aufgrund des schriftlichen Verfahrens,
unter Berücksichtigung der Erklärungen
- der italienischen Regierung, vertreten durch G. Palmieri als Bevollmächtigte im Beistand von A. Peluso und S. Fiorentino, avvocati dello Stato,
- der Europäischen Kommission, vertreten durch D. Bianchi und I. Naglis als Bevollmächtigte,
aufgrund des nach Anhörung des Generalanwalts ergangenen Beschlusses, ohne Schlussanträge über die Rechtssache zu entscheiden,
folgendes
Urteil
Entscheidungsgründe
Rz. 1
Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Art. 3, 26, 32, 40 und 41 AEUV sowie die Art. 1, 3 bis 5 und 7 der Verordnung (EU) Nr. 1151/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. November 2012 über Qualitätsregelungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel (ABl. 2012, L 343, S. 1).
Rz. 2
Es ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen der Caseificio Cirigliana Srl, der Mail Srl und der Sorì Italia Srl (im Folgenden zusammen: Caseificio Cirigliana u. a.) auf der einen sowie dem Ministero delle Politiche agricole, alimentari e forestali (Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten, Italien), der Presidenza del Consiglio dei Ministri (Präsidium des Ministerrats, Italien) und dem Ministero della Salute (Gesundheitsministerium, Italien) auf der anderen Seite wegen eines Verfahrens zur Abänderung eines das Decreto ministeriale n. 76262 – Modalità per l'attuazione delle disposizioni di cui all'articolo 4 del decreto-legge 24 giugno 2014, n. 91, recante: „Misure per la sicurezza alimentare e la produzione della Mozzarella di bufala Campana DOP” (Ministerialdekret Nr. 76262 über die Modalitäten der Durchführung von Art. 4 des Decreto-legge Nr. 91 vom 24. Juni 2014: „Maßnahmen betreffend die Lebensmittelsicherheit und die Herstellung von ‚Mozzarella di bufala Campana g.U.’”), vom 9. September 2014 (GURI Nr. 219 vom 20. September 2014, S. 8) (im Folgenden: Ministerialdekret Nr. 76262/2014) betreffenden Urteils des Tribunale amministrativo regionale del Lazio, sede di Roma (Regionales Verwaltungsgericht Latium – Rom, Italien), vom 19. November 2015.
Rechtlicher Rahmen
Unionsrecht
Rz. 3
Der 47. Erwägungsgrund der Verordnung Nr. 1151/2012 lautet:
„Um dem Verbraucher die besonderen Merkmale eines Erzeugnisses mit einer geografischen Angabe und einer garantiert traditionellen Spezialität zu garantieren, sollten die Wirtschaftsbeteiligten auf die Einhaltung der Produktspezifikation hin überprüft werden.”
Rz. 4
In Art. 1 der Verordnung heißt es:
„Ziel dieser Verordnung ist es, die Erzeuger von Agrarerzeugnissen und Lebensmitteln dabei zu unterstützen, Käufer und Verbraucher über die Produkteigenschaften und Bewirtschaftungsmerkmale dieser Erzeugnisse und Lebensmittel zu unterrichten, und dabei F...