Ralph Gübner, Dr. Axel Deutscher
Rdn 1587
Literaturhinweise:
Burhoff/Möller, Ausnahmen vom vorläufigen Entzug der Fahrerlaubnis, VA 2003, 136
Deutscher, Ausnahmen vom Entzug der Fahrerlaubnis und vom Fahrverbot, VRR 2010, 8
Krumm, Beschränkung von strafrechtlichen Führerscheinmaßnahmen auf einzelne Fahrzeugarten, zfs 2022, 424
Pliefke, Beschränkung eines Fahrverbots, DAR 2018, 235
Rebler, Die Beschränkung eines Fahrverbots auf "Kraftfahrzeuge einer bestimmten Art" i.S.v. § 25 Abs. 1 StVG, DAR 2011, 109
Ternig/Krenberger, Beschränkungen und Auflagen bei der Anordnung des Fahrverbots, zfs 2022, 364
s. auch die Hinw. bei → Fahrverbot, Allgemeines, Rdn 1493.
Rdn 1588
1.a) § 25 Abs. 1 StVG lässt es zu, das Fahrverbot auf Kfz bestimmter Art zu beschränken. Damit ist die Möglichkeit eröffnet, unangemessene Folgen eines vollumfänglichen Fahrverbots, insbesondere des drohenden Arbeitsplatzverlustes bei Berufskraftfahrern dadurch abzuwenden, dass diejenigen Arten von Fahrzeugen ausgenommen werden, die der Betroffene zur Ausübung seiner Berufstätigkeit führen muss (näher Ternig/Krenberger zfs 2022, 364, 370 ff.).
Rdn 1589
b) Diese Beschränkung ist bereits im Normalfall des einmonatigen Fahrverbots denkbar (OLG Bremen DAR 1990, 190; OLG Celle NZV 1989, 158; OLG Karlsruhe NZV 2004, 653; OLG Koblenz NZV 1997, 48), wobei insoweit aber vorrangig zu beachten ist, dass ein solches (unbeschränktes) Fahrverbot auch unter Berücksichtigung des 4-monatigen Vollstreckungsaufschubs nach § 25 Abs. 2a StVG im Regelfall während des Urlaubs verbüßt werden kann. Ein Fahrverbot von 2 oder 3 Monaten kann jedoch von einem Arbeitnehmer in aller Regel nicht im Urlaub verbüßt werden. Hier ist die Möglichkeit der Ausnahme bestimmter Fahrzeugarten naheliegend (BayObLG NZV 1991, 161; OLG Bamberg VRR 2006, 432; vgl. AG Rosenheim und AG Zweibrücken zfs 2001, 42 [Ls.] m. Anm. Bode; LG Cottbus DAR 2007, 716 zu § 44 StGB) und vorrangig vor einer Verkürzung der Fahrtverbotsdauer zu prüfen (OLG Bamberg DAR 2006, 515 = VRR 2006, 230). Das gilt insbesondere bei einem Berufskraftfahrer, wenn der Verstoß mit dem eigenen Fahrzeug bei einer Privatfahrt begangen worden ist (BayObLG NZV 1989, 243; OLG Bamberg NStZ-RR 2008, 119 = VRS 113, 357 = VRR 2008, 75 [Taxifahrer]; OLG Celle zfs 1993, 32; OLG Düsseldorf NZV 2008, 104 = VRR 2008, 114; OLG Hamm VRS 53, 205; VA 2007, 34 = VRR 2007, 73; OLG Karlsruhe NZV 2004, 653; AG Lüdinghausen NStZ-RR 2015, 26 = VRR 2/2015, 16; AG Dortmund, Urt. v. 21.11.2017 – 729 OWi 264 Js 1751/17 – 279/17, zfs 2018, 531 m. Anm. Krenberger; s. aber OLG Hamm DAR 2006, 99 m. Anm. Krumm).
☆ Hauptanwendungsgebiet der Beschränkung ist in der Rechtsprechung das mehrmonatige Fahrverbot mit Blick auf die Folgen beim Betroffenen. Trotz der formalen Gleichstellung Kraftfahrzeuge jeder oder einer bestimmten Art in § 25 Abs. 1 StVG wird die Beschränkung also dogmatisch erst bei der Frage der Angemessenheit herangezogen (OLG Hamm DAR 2006, 99 m. abl. Anm. Krumm ; OLG Jena VRS 113, 71; Deutscher VRR 2010, 9). Angesichts der rechtlich stark eingeschränkten Möglichkeiten zur Ausnahme bestimmter Fahrzeugarten vom Fahrverbot (s. Rdn 1591 ) ist das trotz der gesetzlichen Gleichstellung zutreffend (a.A. AG Lüdinghausen NZV 2014, 481 = DAR 2014, 217 = VRR 2014, 196; Krumm DAR 2006, 100 in der Anm. zu OLG Hamm, und S. 518; Rebler DAR 2011, 111; wohl auch Hentschel/König/Dauer/König , § 25 StVG Rn 11). Das bedeutet, dass die Beschränkung ein teilweises Absehen vom Fahrverbot mit der Folge darstellt, dass die Regelgeldbuße nach § 4 Abs. 4 BKatV angemessen angehoben werden kann (OLG Hamm DAR 2006, 100; OLG Jena VRS 113, 71 = OLG Jena zfs 2007, 412; a.A. OLG Düsseldorf NZV 2008, 104 = VRR 2008, 114; AG Dortmund, Urt. v. 21.11.2017 – 729 OWi 264 Js 1751/17 – 279/17, zfs 2018, 531 m. Anm. Krenberger ; AG Lüdinghausen, a.a.O.)."Kraftfahrzeuge jeder oder einer bestimmten Art" in § 25 Abs. 1 StVG wird die Beschränkung also dogmatisch erst bei der Frage der Angemessenheit herangezogen (OLG Hamm DAR 2006, 99 m. abl. Anm. Krumm; OLG Jena VRS 113, 71; Deutscher VRR 2010, 9). Angesichts der rechtlich stark eingeschränkten Möglichkeiten zur Ausnahme bestimmter Fahrzeugarten vom Fahrverbot (s. Rdn 1591) ist das trotz der gesetzlichen Gleichstellung zutreffend (a.A. AG Lüdinghausen NZV 2014, 481 = DAR 2014, 217 = VRR 2014, 196; Krumm DAR 2006, 100 in der Anm. zu OLG Hamm, und S. 518; Rebler DAR 2011, 111; wohl auch Hentschel/König/Dauer/König, § 25 StVG Rn 11). Das bedeutet, dass die Beschränkung ein teilweises Absehen vom Fahrverbot mit der Folge darstellt, dass die Regelgeldbuße nach § 4 Abs. 4 BKatV angemessen angehoben werden kann (OLG Hamm DAR 2006, 100; OLG Jena VRS 113, 71 = OLG Jena zfs 2007, 412; a.A. OLG Düsseldorf NZV 2008, 104 = VRR 2008, 114; AG Dortmund, Urt. v. 21.11.2017 – 729 OWi 264 Js 1751/17 – 279/17, zfs 2018, 531 m. Anm. Krenberger; AG Lüdinghausen, a.a.O.).
Rdn 1590
c) Auch insoweit ist die allgemein anerkannte Wechselwirkung zwischen den Folgen des Fahrverbots und der erzieherischen Erforderl...