Joseph Salzgeber2018, 120 Seiten, 49 EUR, C.H. Beck Verlag
Als Fachanwalt für Familienrecht, der fast ausschließlich forensisch tätig ist, fragt man sich, ob man der richtige Adressat für ein solches Buch ist. Denn gemeinhin befasst man sich mit Rechtsfragen im Zusammenhang mit familienpsychologischen Sachverständigen-Gutachten, wie sie beispielsweise von Splitt, FF 2018, 51 ff. oder Völker/Clausius, Das familienrechtliche Mandat, 7. Aufl., § 1, Rn 394 ff. eingehend behandelt werden. Dieses Buch will diesen Weg nicht gehen, und zwar bewusst nicht. Der vorrangige Adressat ist der Sachverständige selbst. Salzgeber schildert deshalb auch als einer der hervorragendsten Vertreter dieser Profession aus seiner Praxis von nun fast 35 Jahren heraus, wie ein vom Gericht beauftragter Sachverständiger das Gutachten zu erstatten hat.
Dies befasst sich naturgemäß mit einem Abriss an die Sachkunde des Sachverständigen, dann selbstverständlich auch mit den gesetzlichen Vorgaben, die zu berücksichtigen sind. An diese zu Recht knappe Darstellung schließen an die allgemeinen Leitlinien. Die vorbereitende Tätigkeit bei der Beauftragung, Auftragsannahme und Auftragsbestätigung und die Kontaktaufnahme mit den Eltern sind erfreulicherweise mit Musterschreiben erläutert.
Die sodann erforderliche Arbeitsweise des Sachverständigen wie Datenerhebung, Hausbesuche, Datenerhebung bei Dritten und gemeinsames Elterngespräch sind explizit geschildert. Hier ist es das Verdienst von Salzgeber, dass er nicht nur die Inhalte anspricht, sondern auch durch hervorragend ausformulierte Musterschreiben dem Sachverständigen Hilfe gibt. Ausführlicher sind dann die Kapitel über das sachverständige Vorgehen bei Fragestellung zur elterlichen Sorge und zum sachverständigen Vorgehen bei Fragestellungen zur Regelung des Umgangs. Es schließt sich an das Vorgehen bei Fragestellungen hinsichtlich einer Kindeswohlgefährdung und dann das Hinwirken auf Einvernehmen.
Jedes Kapitel enthält in korrekter Reihenfolge eine Anleitung, wie der Sachverständige zu einer auftragsgemäßen, aber auch "gerichtsfesten" Erstellung des Gutachtens kommen kann. Selbstverständlich gibt es nützliche Tipps für das Verhalten des Sachverständigen bei der persönlichen Befragung im Termin zur mündlichen Verhandlung vor dem Familiengericht.
Wer sich im Sorgerecht und Umgangsrecht bei der Behandlung von praktischen Fällen mit der Vorgehensweise des Sachverständigen befassen möchte, erhält hier wertvolle Einblicke. Wer bei der interessengerechten Vertretung eines solchen Mandats die Arbeit des Sachverständigen nachvollziehen und nachprüfen will und muss, dem ist dieses Buch ein unschätzbarer Ratgeber. Denn es dient in erster Linie nicht der Kontrolle des Vorgehens des Sachverständigen, sondern insbesondere unter Berücksichtigung der Interessen der vertretenen Partei, wie es zu einer Zusammenarbeit und zu einer Unterstützung des Sachverständigen kommen kann. Aus anwaltlicher Sicht kann damit der Mandantin bzw. dem Mandanten geschildert werden, was bei Erstellung eines Gutachtens von Kind und Elternteil zu erwarten ist. Wer also über den "Tellerrand" blicken möchte, der ist mit diesem Buch bestens bedient.
Autor: Jörg Kleinwegener
Jörg Kleinwegener, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Familienrecht, Detmold
FF 1/2019, S. 42 - 43