Lore Maria Peschel-Gutzeit, 1. Aufl. 2008, 171 Seiten, 29 EUR, Nomos Verlag
Der von der Verfasserin gewählte Untertitel ist zugleich Programm: Die Unterhaltsreform wird aus der Sicht des Praktikers für den Praktiker und dessen Beratungsalltag dargestellt.
Dieses durchaus ehrgeizige Unterfangen geht die Verfasserin nach einem den Ablauf der Reform kurz darstellenden Vorwort durch eine ausführliche, die Schwerpunkte der Reform aufzeigende Gliederung an.
Es beginnt mit einem historischen Überblick, der keineswegs überflüssiges Beiwerk ist, sondern gewissermaßen das Fundament für das Verständnis der Neuregelungen legt. Hier werden interessante Zusammenhänge aufgezeigt, die manchen Praktiker noch zu überraschen wissen.
Es schließt sich eine Darstellung der Reformziele an, in der weder mit Zustimmung noch mit Kritik gespart wird. Auch dort ist wieder der Praktiker herauszuhören.
Anschließend werden die Nachscheidungsunterhaltstatbestände mit ihren Neuerungen behandelt. Auf die Fragen von Begrenzung und Befristung, die durch die Neuregelung ein neues Schwergewicht bekommen sollten, wird besonders detailliert eingegangen. Die aktuellsten Urteile sind immer wieder eingearbeitet und so ausführlich dargestellt, dass der Leser stets den Bezug zu der für ihn wichtigen höchstrichterlichen Rechtsprechung herstellen kann.
Die Änderungen des Lebenspartnerschaftsgesetzes werden kurz erwähnt und in den Zusammenhang zum Nachscheidungsunterhalt gestellt, bevor die Verfasserin die Übergangsregelungen zu diesem Bereich darstellt.
Dem Kindesunterhalt und dessen einschneidenden Neuerungen widmet die Verfasserin den zweiten Block ihrer Darstellung. Sie geht auf den Mindestunterhalt in seinen Ausgestaltungen ebenso ein wie auf die Neuregelungen hinsichtlich des Kindergeldes, die neue Düsseldorfer Tabelle, die Anpassung von Alttiteln und das Unterhaltsbestimmungsrecht der Eltern.
Immer wieder wird ein Hinweis für den Praxisalltag eingeflochten, immer wieder bringt die Verfasserin Lob oder Tadel für die neuen gesetzlichen Regelungen an, ohne jedoch eigene Lösungswege zu verschweigen.
Die Darstellung des Unterhalts nicht miteinander verheirateter Eltern und die neuen Rangregeln, die Auswirkung der Gütergemeinschaft auf die Unterhaltspflicht und die Änderung des Unterhaltsvorschussgesetzes schließen die Ausführungen der Verfasserin ab.
Hilfreich für die Praxis sind die Synopse und die Übergangsvorschrift sowie ein sehr ausführliches Literaturverzeichnis mit den aktuellsten Veröffentlichungen zum neuen Recht.
Das in der Nomos-Praxis-Reihe erschienene Buch ist für den Praktiker geschrieben, der sich schnell, aber nicht zu schnell einen Überblick über die Neuregelungen verschaffen will. Der nicht zu große Umfang schreckt nicht ab, man ist geneigt, das Büchlein auch in einer Sitzungspause zu lesen, weil es noch bequem in die Aktentasche zu einem Aktenstapel passt.
Die Verfasserin lässt den Leser immer wieder spüren, dass sie selbst ebenfalls die Tücken des Anwaltsalltags kennt, gleichwohl aber genau diesen Alltag liebt. Die übersichtliche Gliederung macht auch ein bruchstückhaftes Lesen einfach, das Auffinden von Problempunkten wird durch ein kurzes Stichwortverzeichnis erleichtert.
Alles in allem ist es der Verfasserin gelungen, den selbst gewählten Untertitel passend umzusetzen. Dem Leser ist am Ende klar, dass die Unterhaltsreform eine neue Zeit eingeleitet hat. Alle Beteiligten stehen vor einer möglicherweise lange dauernden Phase der Unsicherheit, in der behutsam das umgesetzt werden sollte, was der Gesetzgeber zu Papier gebracht hat.
Linde Kath-Zurhorst, Rechtsanwältin und Fachanwältin für Familienrecht, Kürten