Inge Saathoff
… um uns herum nimmt immer weiter zu. So sind wir es als Familienanwälte natürlich gewohnt, Ansprüche zwischen Eheleuten oder auch nicht miteinander verheirateten Eltern zu klären. Immer mehr haben inzwischen auch Auseinandersetzungen mit Behörden zugenommen, wenn Großeltern auf Enkelunterhalt oder auch Kinder auf Elternunterhalt in Anspruch genommen werden. Angesichts der erst kürzlich über uns hinweg geschwappten Reformwelle ist die Einführung der Regelungen zur Lebenspartnerschaft schon fast Geschichte. So beschäftigen uns aktuell eher Stichworte wie die Schwiegerelternzuwendung oder auch die Frage der gemeinsamen elterlichen Sorge nicht miteinander verheirateter Eltern angesichts der aktuellen Entscheidung des BVerfG.
Natürlich ist diese ständige Ausweitung auch ein Vorteil für unseren Berufsstand, bietet sie doch stets neue Tätigkeitsfelder, bei gleichzeitig deutlich zurückgegangenen Zahlen der Eheschließungen. Als Kehrseite der Medaille leidet jedoch die tägliche Routine, da wir uns immer mit neuen Problemen auseinanderzusetzen haben, bei welchen eben nicht auf die sonst vorhandene Berufserfahrung zurückgegriffen werden kann.
Mit unserer diesjährigen Herbsttagung, welche vom 25.–27.11.2010 in Hannover stattfindet, wollen wir uns mit dieser Vielfalt der Lebensformen intensiv beschäftigen. Dafür dürfte bereits einer der beiden für Donnerstag angesetzten Zentralvorträge von wegweisendem Interesse sein, in welchem sich Frau Prof. Dr. Geissler von der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld mit der Veränderung der Lebensformen in der gesellschaftlichen Entwicklung auseinandersetzen wird. Im zweiten Zentralvortrag wird sich Herr Dr. Viefhues, weiterer aufsichtsführender Richter am AG Oberhausen, mit der Thematik "Familienrecht ist keine Mathematik" beschäftigen, zumal teilweise gerichtliche Entscheidungen einen gänzlich anderen Eindruck vermitteln. Der Freitag wird für Sie wieder einen bunten Strauß von Themen bereithalten, wie z.B. zur Adoption durch gleichgeschlechtliche Lebenspartner, Patchwork-Familien – Folgen der seriellen Monogamie und Unterhalt, Vermögensausgleich ohne Ehe, europäische Vielfalt – Paare, Kulturen und das Recht oder auch zur gemeinsamen elterlichen Sorge bei nicht Verheirateten, um hier nur einen Teil der Workshops zu benennen.
Wie die intensiven Teilnehmerzahlen der letzten Jahre belegen, hat sich auch unser alljährliches Symposium, welches der Tagung am Donnerstag vorangestellt ist, bewährt. Dieses wird in diesem Jahr einen Überblick über das belgische Scheidungsfolgenrecht vermitteln.
Im Rahmen der aktuellen Stunde am Samstagvormittag werden wir über die Probleme des neuen FamFG sprechen, um dann, wie üblich, mit der Durchführung der Mitgliederversammlung die Tagung zu schließen. Es ist uns hoffentlich gelungen, ein interessantes und vielfältiges Programm für Sie zusammenzustellen. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie Ihrerseits zum Gelingen der Veranstaltung durch Ihr zahlreiches Erscheinen beitragen. Wer bereits regelmäßiger Teilnehmer unserer Herbsttagungen ist, weiß, dass diese maßgeblich von dem informativen Austausch der anwesenden Kollegen untereinander, dem Wiedersehen bekannter Gesichter und gerade auch dem Kennenlernen neuer Gesichter lebt. Nicht zuletzt, weil Kommunikation in unserem Beruf so wichtig ist, wird sich auch die Parallelschiene am Freitag mit dem Thema Kommunikation auseinandersetzen. Nehmen Sie auch hier die Chance wahr, nicht nur rechtliches Know-how mitzunehmen, sondern sich auch in anderen Bereichen fortzubilden, für welche wir uns in unserem beruflichen Alltag viel zu selten die Zeit nehmen.