An diesen Entwicklungsstand knüpfte die Unterhaltsrechtsreform 2008, mit deren Vorarbeiten im Frühjahr 2004 begonnen worden war,[23] an und baute darauf weiter auf:

Bereits der im Mai 2005 vorgestellte Referentenentwurf sah § 1578b Abs. 1 BGB in der gleichen Formulierung vor, die zum 1. Januar 2008 schließlich auch in Kraft trat. Die "Ehedauer" als Gradmesser für eine Unterhaltsbegrenzung stand dabei anfangs kaum im Fokus der rechtspolitischen Diskussion; die vorgesehene Neuregelung wurde vielmehr allgemein begrüßt.[24] Im Wesentlichen herrschte die Auffassung vor, dass die im Satz drei der vorgesehenen Bestimmung enthaltenen Gesichtspunkte, durch die die Billigkeitsprüfung des § 1578b BGB konkretisiert werden sollte – Kindererziehungszeiten, Gestaltung von Haushaltsführung und Erwerbstätigkeit sowie Ehedauer –, zwar durchaus streitträchtig seien und eine Herausforderung für die Praxis bedeuten würden, aber alles in allem keine signifikante, zu einer wesentlichen Veränderung der seinerzeitigen Rechtsprechung Anlass gebende Neuregelung mit sich bringen werde.[25]

Die eigentliche Diskussion[26] entbrannte vielmehr bei der Neuregelung des unterhaltsrechtlichen Rangs und dort bei § 1609 Nr. 2, 2. Alt. BGB, der auf die Ehedauer und den § 1578b Abs. 1 Satz 2, 3 BGB ausdrücklich Bezug nahm: Insoweit wurde sehr wohl gesehen, dass die "Ehedauer" als eine Schutzbestimmung konzipiert war, die den unterhaltsberechtigten Ehegatten ab einer bestimmten Ehedauer – die bewusst nicht definiert worden war[27] – vor Einschränkungen und Verkürzungen seines Unterhaltsanspruchs, auch im Hinblick auf dessen Rang, bewahren sollte. Ein Ehegatte, der auf eine langjährige Ehedauer verweisen kann, sollte durch den besseren Rang davor geschützt werden, im Geflecht der Unterhaltsansprüche eines betreuenden Elternteils (§ 1609 Nr. 2, 1. Alt. BGB) und derjenigen eines früheren oder des aktuellen Ehegatten (§ 1609 Nr. 3 BGB) riskieren zu müssen, seine Unterhaltsansprüche bei ungenügender Leistungsfähigkeit des Unterhaltspflichtigen durch das "scharfe Schwert" des unterhaltsrechtlichen Nachrangs möglicherweise vollständig einzubüßen.[28]

[23] Vgl. die Darstellung bei Menne/Grundmann, Das neue Unterhaltsrecht (2008), 21 ff.; Menne, FF 2006, 175 (178).
[24] Vgl. etwa Brudermüller, FF 2007, 121; Schubert, NJ 2006, 289 (291, 294); Grandel, FPR 2005, 320 (323); Gerhardt, FuR 2005, 529 (531 f.); Hohloch, FF 2005, 217 (223 ff.); Peschel-Gutzeit, ZRP 2005, 177 (180, 181); Willutzki, Kind-Prax 2005, 160. Kritisch – mit deutlichen Unterschieden im Einzelnen – dagegen Klein/Schlechta, FPR 205, 496 (498); Schürmann, FPR 2005, 492 (493); Schwab, FamRZ 2005, 1417 (1419 f.).
[25] Vgl. Büttner, FamRZ 2007, 773 (775); Borth, FamRZ 2006, 813 (821: "… weitgehend identisch …"); Willutzki, ZKJ 2006, 334 (340); Hohloch, FF 2005, 217 (225). S. auch Granold, FF 2008, 11 (13).
[26] Vgl. zum Verlauf näher Menne, FF 2006, 220 (221).
[27] Zustimmend Willutzki, ZKJ 2006, 334 (336); Willutzki, FPR 2005, 505 (507), kritisch dagegen Schürmann, FamRZ 2008, 313 (318); Schwab, FamRZ 2005, 1417 (1424); Peschel-Gutzeit, ZRP 2005, 177 (180).
[28] Vgl. Gerhardt, FuR 2008, 62 (64); Brudermüller, FamPra.ch 2008, 816 (830 f.); Mleczko, ZFE 2008, 4 (5); Katzenstein/Schmidt, JAmt 2007, 333 (340 f.); Wellenhofer, FamRZ 2007, 1282 (1287 f.); Borth, FamRZ 2006, 813 (818); Willutzki, FPR 2005, 505 (506 f.); Peschel-Gutzeit, ZRP 2005, 177 (180); Menne, JAmt 2005, 433 (436, 438); Menne, Kind-Prax 2005, 174 (175) sowie ausführl. Büte/Poppen/Menne-Menne, Unterhaltsrecht (2. Aufl. 2009), § 1609 BGB Rn 15 f., 17. Vgl. auch die kritischen Bemerkungen bei Schürmann, FamRZ 2008, 313 (318 f.); Kemper, FuR 2007, 49 (51 ff.); Schürmann, FamRB 2007, 276 (278 f.).

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