Gutachten müssen kontrolliert werden, Sachverständige machen Fehler. Bei den Bemühungen, die Qualität der Gutachten zu verbessern, sollten nicht nachgelassen werden, hierzu benötigt man notwendige Qualitätsstrukturen.

Der Sachverständige benötigt aber auch mehr Schutz und Unterstützung seitens der Gerichte. Überzogene Kritiken oder gar Angriffe können nicht nur auf Kosten des Sachverständigen gehen.

Fehlender Schutz dient letztlich nicht der Rechtspflege, sondern demotiviert Sachverständige, die sich ernsthaft bemühen, gute Arbeit zu leisten, sich fortzubilden, sich aber dann relativ schutzlos heftigen Angriffen ausgesetzt sehen.

Der Beitrag ist nicht als Beschwerdeschrift gedacht, sondern er weist auf eine ungute Entwicklung hin, die leider dazu führt, dass immer mehr Sachverständige von der verantwortungsvollen Tätigkeit zurücktreten und sich alternativen und befriedigenderen Berufsfeldern zuwenden.[55] Nicht zuletzt führt es zu einer Fehlentwicklung der Sachverständigentätigkeit, wenn Gutachten formal immer weiter aufgebläht, aber inhaltlich nicht besser werden. Dies bedingt mit, dass die wenigen verbleibenden Sachverständige die vielen Aufträge der Gerichte nicht mehr in einer adäquaten Zeitspanne bearbeiten können. Damit tritt auch das Hinwirken auf Einvernehmen immer mehr in den Hintergrund, was eigentliche Aufgabe des Familienrechts ist, und wozu der Sachverständige wieder vermehrt beauftragt werden sollte.

Autor: Dr. Joseph Salzgeber, GWG München, Dr. Katharina Bublath, GWG München, Dr. Ann-Christin Posten, Universität zu Köln

FF 12/2020, S. 474 - 487

[55] Wie übrigens auch wegen vermehrter Ordnungsgelder wegen Fristüberschreitungen vor dem Hintergrund der Coronakrise.

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