Insgesamt waren 2014 rund 134.800 Kinder und Jugendliche von der Scheidung ihrer Eltern betroffen, knapp 1 % weniger als im Vorjahr. 56.400 Umgangsverfahren waren anhängig, meist in Folge eines Trennungs- und Scheidungsverfahrens,[2] obwohl Umgangsregelungen beispielsweise auch nach einer Unterbringung des Kindes wegen einer Kindeswohlgefährdung (§§ 1666, 1666a BGB) oder nach einer Rückführung des Kindes in den Elternhaushalt (§ 1632 Abs. 4 i.V.m. § 1685 BGB) getroffen werden.[3]
Das Wohl des Kindes ist der zentrale Maßstab für jede familiengerichtliche Entscheidung.[4] Um ihn gebührend zu berücksichtigen, hat die familiengerichtliche Praxis stets darauf zu achten, dass auch das Umgangsrecht dem Schutz des Art. 6 Abs. 2 S. 1 GG unterliegt.[5] Das in § 1684 Abs. 1 BGB normierte Recht des Kindes[6] zum Umgang mit jedem Elternteil fällt in den Schutzbereich des Art. 1 Abs. 1 GG[7] (das der Eltern in Art. 6 Abs. 2 S. 1 GG). Darüber hinaus hat der Staat durch die ihm durch Art. 6 Abs. 2 S. 2 GG zugebilligten "Wächteraufgaben" (Wächteramt des Staates) sicherzustellen, dass umgangsrechtliche Regelungen nach den Prinzipien des Kindeswohls getroffen werden und das Wohl des Kindes nicht gefährdet wird. Das Persönlichkeitsrecht aus Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG beinhaltet u.a., dass das Kind einen Rechtsanspruch auf Kontakt zu beiden Eltern hat.[8]
Dieser Auffassung trägt ebenso Art. 9 Abs. 3 UN-KRK Rechnung.[9] Danach gehört zum Wohl des Kindes i.d.R. der Umgang mit beiden Eltern. Auch in Art. 24 Abs. 3 Charta der Grundrechte der EU ist geregelt, dass jedes Kind Anspruch auf regelmäßige persönliche Beziehungen und direkte Kontakte zu beiden Eltern hat, es sei denn, dies steht dem Wohl des Kindes entgegen. Europarechtlich ist Art. 8 Abs. 1 EMRK bedeutsam, da der dort normierte Schutz des Rechts jeder Person auf Achtung ihres Privat- und Familienlebens auch das Umgangsrecht umfasst.
Zunächst gilt, dass dieser Grundrechtsschutz auch durch die Gestaltung des Verfahrens selbst sichergestellt werden muss.[10] Darüber hinaus hat der Staat für umgangsrechtliche Verfahren in materiell-rechtlicher Hinsicht normative Regelungen zu schaffen, die eine grundrechtliche Stellung des betroffenen Kindes und dessen Eltern garantieren.
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