Allerdings scheint es insgesamt in den reichen Ländern und nicht nur in Deutschland[60] suboptimal zu laufen: Mehr Kindergeld und Krippenplätze führen in den westlichen Industriestaaten nur zu unwesentlich höheren Geburtenraten.[61] Das Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf lässt sich allein abgestellt auf ökonomische Anforderungen nicht lösen, solange junge Paare befürchten müssen, dass sie ein Kind ins berufliche wie gesellschaftliche Abseits führt.[62] Der wirtschaftliche Zwang, gleich nach der Entbindung wieder arbeiten zu müssen, wird auch die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Deutschland nicht unbedingt fördern.
Das bayerische Betreuungsgeld könnte das Thema der Honorierung der Familienarbeit, das nicht nur bei der Kindererziehung, sondern auch bei der Betreuung alter Menschen eine Rolle spielt, ohne ideologische Scheuklappen neu thematisieren. Die bisherige Debatte gibt dazu allerdings wenig Hoffnung. Es scheint vielmehr, dass weiterhin die Diskussion um die (familienkonträren) Anforderungen der modernen Wirtschaft unter dem Stichwort "beste Bildungschancen für Kinder" geführt werden. Die Debatte um die Frage nach der kindgerechten Familie wird weiter gehen; für ein schnelles Ende ist sie für die menschliche Gesellschaft auch zu zentral.[63] Sie sollte jedoch ehrlich und ohne ideologische Scheuklappen geführt werden.
Autor: Prof. Dr. Dr. Herbert Grziwotz , Notar in Regen und Zwiesel, Honorarprofessor an der Universität Regensburg
FF 9/2016, S. 349 - 354
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