Streit von Anfang an …

Die Frage, ob in Altfällen, d.h. bei Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung nach dem bis zum 31.12.2012 geltenden Recht, eine zwei- oder aber eine dreijährige Sperrfrist gilt, ist bereits kurz nach Inkrafttreten der ZV-Reform ein großes Thema gewesen (vgl. dazu auch Goebel, in: Die Reform der Sachaufklärung, S. 187, Rn 7; Vollkommer, NJW 2012, 3686; Ziff. VIII, letzter Satz) und ist es bis heute.

… der nur eine Lösung kennen kann!

Allein richtig kann die Auffassung sein, dass ab dem 1.1.2013 grundsätzlich für alle Fälle, d.h. sowohl für abgegebene Vermögensauskünfte als auch nach altem Recht abgegebene eidesstattliche Versicherungen, nur noch eine zweijährige Sperrfrist gilt. Diese Auffassung wird sowohl von Schmidt (JurBüro 2013, 347) als auch von Goebel (FoVo 2013, 89) geteilt, die sich beide sowohl dezidiert mit der Gesetzeslage als auch mit gegenteiligen und/oder nicht klar geäußerten Auffassungen anderer befassen.

Gute Argumente für eine zweijährige Sperrfrist

Zu Recht kritisiert Schmidt den geforderten Schuldnerschutz derjenigen, die sich für eine dreijährige Sperrfrist aussprechen, da das Gesetz ohnehin erst dreieinhalb Jahre nach Verabschiedung in Kraft getreten sei, was hinreichenden Schuldnerschutz biete. Auch verneint Schmidt, dass eine (dann wohl verfassungswidrige) echte Rückwirkung vorliegen würde, wenn man auch für eidesstattliche Versicherungen, die nach altem Recht abgegeben wurden, die zweijährige Sperrfrist gelten lassen würde. Da die Sperrfrist sowohl in Alt- als auch in Neufällen erst nach Inkrafttreten des neuen Rechts abläuft, sei es gleich, ob man sich nun auf den Stand stellen möchte, es liege zumindest eine "unechte Rückwirkung" vor. Denn eine solche sei in aller Regel zulässig. Auch die Tatsache, dass sich die Sperrfrist auch nach altem Recht in Fällen der nochmaligen eidesstattlichen Versicherung gem. § 903 ZPO verkürzen konnte (nach neuer Rechtslage als erneute Vermögensauskunft nach § 802d ZPO), spricht dafür, dass der Schuldner sich nicht auf Vertrauensschutz bezogen auf die dreijährige Sperrfrist berufen kann. Der Gesetzgeber selbst begründet die Verkürzung der Sperrfrist mit den moderneren, schnell wechselnden Lebensumständen (BT-Drucks 16/13432, 44); dies betrifft alle Schuldner gleichermaßen, nicht nur solche, die nach altem Recht ihre eV abgegeben haben.

Die überwiegende Rechtsprechung spricht sich – zu Recht – für eine zweijährige Sperrfrist aus. Die nachstehende Übersicht ist alphabetisch sortiert zunächst nach zwei, dann nach drei Jahren; sodann nach LG-Entscheidungen und in der Folge AG-Entscheidungen.

 

Checkliste: Für die zweijährige Sperrfrist votieren

LG Ansbach, 27.6.2013 – 33 T 573/13
LG Ansbach MDR 2013, 631
LG Bayreuth DGVZ 2013, 133 ff.
LG Berlin, 1.7.2013 – 51 T 243/13
LG Bonn, 26.4.2013 – 4 T 140/13
LG Augsburg, 15.5.2013 – 41 T 1436/13, erwähnt in DGVZ 2013, 136
LG Augsburg JurBüro 2013, 349, erwähnt in DGVZ 2013, 136
LG Duisburg, 27.5.2013 – 7 T 74/13
LG Hanau MDR 2013, 631; erwähnt auch in DGVZ 2013, 136
LG Heilbronn JurBüro 2013, 349
LG Karlsruhe JurBüro 2013, 349 = DGVZ 2013, 136
LG Leipzig JurBüro 2013, 349
AG Altenburg JurBüro 2013, 349
AG Augsburg FoVo 2013, 67 = JurBüro 2013, 349 = DGVZ 2013, 103
AG Bad-Kissingen JurBüro 2013, 385
AG Bamberg, 15.5.2013 – 601 M 378/13
AG Berlin-Neukölln, 22.5.2013 – 33 M 8050/13
AG Berlin-Neukölln, 21.5.2013 – 30 M 8035/13; erwähnt auch in DGVZ 2013, 115
AG Berlin-Tempelhof/Kreuzberg, 18.4.2013 – 33 M 717/13, erwähnt in DGVZ 2013, 103
AG Dresden FoVo 2013, 49 = JurBüro 2013, 349 = DGVZ 2013, 78
AG Ellwangen JurBüro 2013, 349
AG Freiberg, 15.3.2013 – 2 M 354/13, erwähnt in DGVZ 2013, 101
AG Grimma, 13.5.2013 – 3 M 92/13; erwähnt auch in DGVZ 2013, 115
AG Gmünden am Main, 14.3.2013 – 1 M 297/13
AG Göppingen, 20.3.2013 – 1 M 320/13, erwähnt in DGVZ 2013, 101
AG Kerpen, 13.5.2013 – 33 M 349/13
AG Korbach, 23.4.2013 – 8 M 518/13; erwähnt auch in DGVZ 2013, 115
AG Leipzig JurBüro 2013, 349, erwähnt in DGVZ 2013, 103
AG Leipzig JurBüro 2013, 349 u. 385
AG Leipzig JurBüro 2013, 349; erwähnt auch in DGVZ 2013, 115
AG Leipzig, 11.6.2013 – 7 T 341/13, erwähnt in DGVZ 2013, 136
AG Mainz, 10.4.2013 – 201 M 198/13, erwähnt in DGVZ 2013, 103
AG Meißen DGVZ 2013, 101
AG Memmingen FoVo 2013, 67 = JurBüro 2013, 349
AG München JurBüro 2013, 384
AG Offenbach, 19.4.2013 – 61 M 2589/13 – unter Verweis auf BVerfG, 7.7.2010 – 2 BvL 14/02: keine verfassungsrechtlichen Bedenken gegen "Verkürzung der Frist", BeckRS 2013, 12975; DGVZ 2013, 114 (gibt das Datum des Beschlusses mit dem 24.4.2013 an)
AG Osnabrück FoVo 2013, 68 = JurBüro 2013, 349
AG Öhringen JurBüro 2013, 349
AG Öhringen, 23.5.2013 – 1 M 495/13; erwähnt auch in DGVZ 2013, 115
AG Peine, 28.5.2013 – 8 M 478/13.
AG Schöneberg, 3.5.2013 – 30 M 807/10, erwähnt auch in DGVZ 2013, 115.
AG Schwabach, 2.4.2013 – 3 M 681/13, erwähnt in DGVZ 2013, 103
AG Schwabach, 5.5.2013 – 1 M 449/13
AG Sonne...

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