4.1 Auskunfts- und Offenbarungspflicht (Absatz 3 Satz 1 und 2)
Rz. 10
Der Schuldner ist verpflichtet, dem Gläubiger die zur Geltendmachung der gepfändeten Forderung nötigen Auskünfte zu erteilen. Der Auskunftsanspruch besteht neben der Erklärungspflicht nach § 840 ZPO (LG Hagen, JurBüro 2016, 546; BGH, Vollstreckung effektiv 2012, 74 = ZBB 2012, 231 = LMK 2012, 333523 = DB 2012, 1507 = WM 2012, 542 = EBE/BGH 2012, 98 = NJW 2012, 1081 = ZInsO 2012, 599 = ZIP 2012, 890 = MDR 2012, 546 = DGVZ 2012, 95 = ZD 2012, 273 = JurBüro 2012, 323 = NJ 2012, 303; BGH, Vollstreckung effektiv 2012, 74; BGH, Vollstreckung effektiv 2007, 41 = NJW 2007, 606 = DGVZ 2007, 26 = WM 2007, 454 = NZA-RR 2007, 142 = ZVI 2007, 63 = FamRZ 2007, 462 = BGHReport 2007, 363 = MDR 2007, 607 = InVo 2007, 245 = Rpfleger 2007, 209 = KKZ 2010, 43 = FA 2007, 82 = FamRB 2007, 137 = FoVo 2008, 162; LG Köln, WM 2013, 1410; LG Koblenz, DGVZ 1997, 126; LG Stuttgart InVo 2002, 514; OLG Hamm, JurBüro 1995, 163; LG Stendal, Rpfleger 2009, 397, 398; LG Landshut, Rpfleger 2009, 39; Zöller/Herget, § 836 Rn. 11; Stöber/Rellermeyer, B. 267 m. w. N.; MünchKomm/ZPO-Smid, § 836 Rn. 19). Er kann nicht weiter gehen, als dies gesetzlich gefordert wird. Nur der Schuldner ist primäre Auskunftsquelle (BGH, Vollstreckung effektiv 2006, 25 = WM 2005, 2375 = ZIP 2005, 2252 = NJW 2006, 217 = BB 2006, 121 = MDR 2006, 220 = Rpfleger 2006, 140 = ZZP 119, 347 = KKZ 2007, 115).
Rz. 11
Die Auskunftspflicht gilt für alle erheblichen Tatsachen und wesentlichen Umstände zur gerichtlichen und außergerichtlichen Geltendmachung der Forderung und zu ihrer Durchsetzung (BGH, Vollstreckung effektiv 2009, 94, 116; Zöller/Herget, § 836 Rn. 10). Insofern besteht keine Auskunftsverpflichtung des Schuldners zu vorrangig pfändenden Gläubigern eines Bankkontos (AG Donaueschingen, DGVZ 2013, 97). Ebenso begründet der Auskunftsanspruch kein Einsichtsrecht in die Prozesskostenhilfeunterlagen des – ein Klageverfahren nach § 767 ZPO gegen die Vollstreckung aus einem Unterhaltstitel betreibenden – Gegners (OLG Brandenburg, MDR 2010, 1217). Voraussetzung für den Auskunftsanspruch des Gläubigers ggü. dem Schuldner (Abs. 3) ist ein zuvor wirksam ergangener Pfändungs- und Überweisungsbeschluss, ferner muss ein Rechtsschutzbedürfnis bestehen. Dieses fehlt, wenn der Gläubiger zur Durchsetzung der Forderung der Auskunft gar nicht bedarf. Abs. 3 Satz 1 erlaubt keine Ausforschung der allgemeinen Lebensverhältnisse des Schuldners und möglicher weiterer Forderungen (Goebel, Vollstreckung effektiv 2005, 1; LG Verden, Rpfleger 2010, 95 = FoVo 2010, 138). Das Rechtsschutzbedürfnis fehlt zum einen, wenn der Gläubiger sicher über die erforderlich Kenntnisse verfügt, z. B. aufgrund vorliegender Urkunden oder der Drittschuldnererklärung nach § 840 ZPO (AG Gummersbach, BeckRS 2016, 113459 (61 M 1387/16); AG Donaueschingen, DGVZ 2013, 97; Stöber/Rellermeyer Rn. B.262; Musielak/Voit/Flockenhaus, § 836 Rn. 6; LG Hannover, JurBüro 1986, 302; AG Bonn, Rpfleger 1963, 125), zum anderen bei der Sicherungsvollstreckung (§ 720a ZPO), Arrestvollziehung (§ 930 ZPO); Stöber/Rellermeyer, B. 257 sowie bei der Vorpfändung (§ 845 ZPO).
Rz. 12
Die Verpflichtung betrifft v.a. Auskünfte, die für die erfolgreiche Einziehung der gepfändeten Forderung notwendig sind (vgl. LG Verden, Rpfleger 2010, 95 = FoVo 2010, 138; Zöller/Herget § 836 Rn. 10), wie z. B. Angaben zum Grund und Umfang (Betrag in Euro) der Forderung, Leistungsort, Fälligkeitszeitpunkt, evtl. Titulierung der Forderung (Titelumschreibung möglich; BGHZ 82, 28 = WM 1981, 1338 = ZIP 1981, 1380 = NJW 1982, 173 = JurBüro 1982, 63 = DB 1982, 325 = Rpfleger 1982, 73 = MDR 1982, 221 = BB 1982, 1446 = JuS 1982, 300), ob der Anspruch vertraglich anerkannt worden oder rechtshängig geworden ist (bei Pfändung eines Pflichtteilsanspruchs vgl. BGH, Vollstreckung effektiv 2009, 94, 116). Angaben zu Beweismitteln zum Nachweis der Forderung, Angaben über mangelnde Berechtigung von Einwendungen des Drittschuldner ggf. die Forderung, Benennung vorrangiger Pfändungen oder Abtretungen der Forderung, Angaben über steuererhebliche Tatsachen, soweit der Gläubiger im Wege der Ersatzvornahme zur Abgabe der Steuererklärung ermächtigt wird, Angaben über widerrufliche oder unwiderrufliche Bezugsrechte Dritter an der Forderung, sowie die Mitteilung von Daten zur Berechnung der Forderung; zum Umfang vgl. LG Hildesheim, DGVZ 2001, 87). Dazu gehört auch die Bekanntgabe des Namens und der ladungsfähigen Anschrift des Schuldners (LG München II, InVo 2001, 64).
Rz. 13
Die Verpflichtung erstreckt sich nicht auf die uneingeschränkte Preisgabe von schutzwürdigen persönlichen Daten (BFH, NJW 2005, 1308 = BB 2005, 814 = BFHReport 2005 = FamRZ 2005, 980 = InVo 2005, 317 = AGS 2005, 362 m. Anm. Mock = NJW-Spezial 2005, 240 = JurBüro 2005, 610; OLG Stuttgart, NJW 1994, 2838; aber: AG Verden, JurBüro 1997, 211 m. Anm. Behr = Pfändung durchbricht Sozialgeheimnis der §§ 67ff. SGB X). Der Schuldner ist verpflichtet, seine Auskunft zu ergänzen, wenn sich die Verhältnisse in relevanter Form n...