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Zweck der Auskunftspflicht ist es, dem Pfändungsgläubiger Informationen darüber zu verschaffen, welchen Risiken er bei der Rechtsverfolgung begegnen wird, insbesondere mit welchen Kostenrisiken der Rechtsverfolgung er beim Versuch einer Geltendmachung der gepfändeten Forderung rechnen muss (BGH, NZF am 2021, 307 = FamRZ 2021, 584 = NJW-RR 2021, 577). Vor allem geht es für ihn darum zu erfahren, ob der Drittschuldner die gepfändete Forderung als begründet anerkennt und erfüllen wird oder ob er sie bestreitet und der Gläubiger sie deshalb nur im Erkenntnis- oder Vollstreckungsverfahren durchsetzen kann (BGH, NJW 2000, 652 = WM 1999, 2545 = ZIP 2000, 16 = EBE/BGH 2000, 6 = NJW 2000, 651= BB 2000, 169 = MDR 2000, 285 = Rpfleger 2000, 167 = VuR 2000, 139 = SBE Z I 10 c = DB 2000, 515–516 = InVo 2000, 168 = KKZ 2000, 232; LG Mönchengladbach, JurBüro 2009, 273 m. w. N.). Die Beantwortung der Fragen steht dabei nicht ausschließlich im Interesse des Gläubigers, sondern stellt darüber hinaus auch eine dem öffentlichen Recht zuzuordnende und aus den allgemeinen staatsbürgerlichen Pflichten des Drittschuldners abzuleitende Auskunftspflicht dar (OLG Schleswig, NJW-RR 1990, 448; MünchKomm/ZPO-Smid, § 840 Rn. 2; Mock, § 5 Rn. 188). Sie ist somit Ausdruck staatlicher Ordnungsinteressen und soll eine Gerichtsbelastung durch unnötige Prozesse verhindern. Der Gläubiger soll nicht gezwungen werden, auf einen bloßen Verdacht hin den vermuteten Drittschuldner mit einer Klage zu überziehen. Insoweit steht die Erteilung der Auskunft nicht zur Disposition des Drittschuldners. Der Drittschuldner ist nicht schutzbedürftig, da er die Auskünfte regelmäßig ohne größeren Zeit- und Kostenaufwand erteilen kann (LAG Mecklenburg-Vorpommern, JurBüro 2017, 543). Die Norm wahrt somit in erster Linie die Belange des Gläubigers dadurch, dass dieser durch die verpflichtende Drittschuldnerauskunft seine – insbes. finanziellen – Risiken zur ebenfalls verpflichtenden (vgl. § 842 ZPO) Forderungsdurchsetzung minimiert. Dem Gläubiger soll so schnell wie möglich Klarheit über seine Befriedigungsaussichten verschafft werden (AG Wipperfürth, JurBüro 2002, 439).
Die Erklärungspflicht besteht neben dem Auskunftsanspruch nach § 836 Abs. 3 Satz 1 ZPO (BGH, WM 2012, 514 = NJW-RR 2012, 434 = MDR 2012, 605 = WuB VI D § 857 ZPO 1.12 = FamRZ 2012, 973 = NZS 2012, 507 = JurBüro 2012, 326 = DGVZ 2012, 162 = Vollstreckung effektiv 2012, 79 = FoVo 2012, 95 = VuR 2012, 274; OLG Hamm, JurBüro 1995, 163; LG Dessau-Roßlach, Urteil v. 22.12.2010, 2 O 362/10, juris; LG Stendal, Rpfleger 2009, 397 (398); LG Landshut, Rpfleger 2009, 39; LG Stuttgart, InVo 2002, 514; LG Koblenz, DGVZ 1997, 126; Stöber/Rellermeyer, Rn B.280 m. w. N.; a. A. § 840 ZPO ist vorrangig: OLG Hamm, DGVZ 1994, 188; LG Dresden, JurBüro 2010, 663; LG Koblenz, FoVo 2010, 35; LG Bochum, JurBüro 2009, 270; LG Stuttgart, RPfleger 2008, 211 = FoVo 2008, 24 = ZIP 2008, 1321; LG Koblenz, JurBüro 1996, 663; LG Köln, JurBüro 1996, 439). Zur Vorlage von Belegen, Unterlagen usw. ist der Drittschuldner nicht verpflichtet (BGHZ 165, 53 = Vollstreckung effektiv, 2006, 115 = DB 2006, 276 = WM 2005, 2375 = NJW 2006, 217 = Vollstreckung effektiv, 2006, 25 = MDR 2006, 220 = Rpfleger 2006, 140 = KKZ 2007, 115; LG Köln, WM 2013, 1410; Stöber/Rellermeyer Rn B.301). Unberührt bleiben materiell-rechtliche Auskunfts- und Rechnungslegungsansprüche, die den Drittschuldner treffen und von der Pfändung der Forderung gemäß § 401 BGB miterfasst werden (BGH WM 2013, 271 = NJW 2013, 539 = MDR 2013, 367 = DGVZ 2013, 75 = Rpfleger 2013, 280 = JurBüro 2013, 271 = KKZ 2013, 281 = Vollstreckung effektiv 2013, 59 = FoVo 2013, 56; Schuschke/Walker, Vollstreckung und Vorläufiger Rechtsschutz, § 840 Rn. 2). Insofern kann z. B. die Mitpfändung der Lohnabrechnung bei der Pfändung eines Anspruchs auf Lohnzahlung klarstellend (nachträglich) angeordnet werden.