Dr. Christian Schlottfeldt
Grundgedanke des Ampelkontos ist die Orientierung der Saldensteuerung an definierten Saldenbandbreiten in Abhängigkeit der Abweichung des individuellen Zeitsaldos von der Nulllinie des Zeitkontos (grüner/gelber/roter Bereich). Diese Bandbreiten werden als "Ampelphasen" bezeichnet und häufig mit den Farben grün, gelb und rot illustriert (Abbildung 1).
Die Saldenbandbreiten und Steuerungsmechanismen hängen nicht zuletzt vom zugrunde liegenden Arbeitszeitmodell ab. Je nach Verfahren der Arbeitszeitdisposition (eigenverantwortliche Arbeitszeitgestaltung vs. arbeitgeberseitig aufgestellter Dienstplan/Schichtplan) sind die Steuerungsspielräume für Arbeitgeber (Führungskraft) und Arbeitnehmer unterschiedlich stark ausgeprägt. Allen Ampelkontomodellen gemeinsam ist jedoch der Gedanke, dass bei Erreichen von definierten Schwellenwerten am Ende einer "Ampelphase" rücksteuernde Maßnahmen ergriffen werden müssen. Ein "ewiger" Saldenaufbau ist gerade nicht beabsichtigt – in der betrieblichen Praxis aufgrund nicht "gelebter" Steuerung aber häufig zu beobachten.
Die Grünphase ist der "Zielbereich" eines Ampelkontos: Das Konto sollte grundsätzlich in "grün" sein. In der Regel umfasst die Grünphase im Plus- wie im Minusbereich maximal ca. eine Vollzeit-Wochenarbeitszeit. Solange der persönliche Zeitsaldo in der Grünphase bleibt, erfolgt die Steuerung der Arbeitszeit in der Regel in Verantwortung des Mitarbeiters nach den hierfür geltenden Regeln (Steuerung der Arbeitszeiten in Teamabsprache, Servicezeiten, einzuhaltende Termine). Bei stark arbeitgeberseitig gesteuerten Arbeitszeiten kann diese Bandbreite auch größer gewählt werden. Sie sollte aber, wie oben ausgeführt, auch hier stets so gewählt werden, dass ein Saldenausgleich in Zeit noch möglich ist.
Überschreitet der Zeitsaldo die Grünphase, schließt sich im Plus- wie im Minusbereich die Gelbphase an. Das Gelb-Signal muss zumindest die Aufforderung zur Kommunikation zwischen Mitarbeiter und Führungskraft über mögliche Maßnahmen der Rücksteuerung beinhalten ("Steuerungsgespräch"). Es können aber auch bereits Maßnahmen der Rücksteuerung eingefordert werden.
In der Regel findet spätestens beim Übergang des Zeitsaldos von Gelb nach Rot ein Übergang der Verantwortung für die Saldensteuerung vom Arbeitnehmer auf die Führungskraft statt – bis hin zur Einschaltung von nächst höherer Führungsebene, Personalleitung und Betriebsrat.
Die Ampelphasen können auch proportional zur Vertragsarbeitszeit definiert werden, sodass sie für Teilzeitmitarbeiter kleiner als für Vollzeitmitarbeiter sind. Dies führt zu einem für alle Beschäftigten gleichen Flexibilitätskorridor in Bezug auf den Umfang der jeweiligen Wochenarbeitszeit. Allerdings wird dadurch die Steuerung der Arbeitszeitkonten etwas unübersichtlicher. Zudem sind Fälle denkbar, in denen gerade Teilzeitbeschäftigte sehr flexibel eingesetzt werden, sodass diese höhere Zeitkontenbandbreiten brauchen. Auch dies zeigt, dass es keine Standardlösungen für Zeitkonten gibt, sondern bei den Steuerungsregeln die betriebsspezifischen Erfordernisse berücksichtigt werden müssen.
Ampelkontogestaltung
In der Grünphase (zwischen +20 Stunden und -20 Stunden) spricht der Mitarbeiter die Verteilung seiner Arbeitszeit mit seinen Kollegen ab, im Übrigen entscheidet er eigenverantwortlich über Lage und Dauer der Arbeitszeit. Ganze freie Tage sind mit der Führungskraft abzustimmen.
In der Gelbphase (+20 Stunden bis +30 Stunden bzw. -20 Stunden bis -30 Stunden) müssen weitere Über- bzw. Unterschreitungen der anteiligen Vertragsarbeitszeit zuvor mit der Führungskraft abgestimmt werden; der Mitarbeiter kann also etwa nicht mehr eigenverantwortlich Zeitsalden im Plusbereich aufbauen.
In der Rotphase (Zeitsalden über +30 Stunden bzw. unter -30 Stunden) darf nur vorübergehend und nur dann gearbeitet werden, wenn zuvor mit der Führungskraft eine Vereinbarung über die Rückführung des Zeitsaldos in die Grünphase getroffen wurde.
Der Mitarbeiter zeigt der Führungskraft jeden Phasenwechsel unaufgefordert an. Die Mitarbeiter achten zudem im Team darauf, dass sich ihre Zeitsalden möglichst in vergleichbarer Größenordnung halten.
Abbildung 1: Steuerungsprinzip des Ampelkontos
Variante "Vorschaukonto"
Das Ampelkonto kann insbesondere für schicht- und dienstplanmäßig arbeitende Betriebe auch in Form eines sogenannten "Vorschaukontos" geführt werden, das das "vorausschauende Fahren" bei der Zeitkontensteuerung unterstützen soll.
Im Unterschied zum klassischen Ampelkonto kommt es für die Auslösung von Steuerungsmaßnahmen nicht auf den tagesaktuellen Saldo an, sondern auf den Saldo, der an einem festgelegten Vorschautag (z. B. Ende des Schichtzyklus) aufgrund der bis dahin geplanten Arbeitszeit erreicht würde.
Im Gegensatz zum oben skizzierten Ampelkonto führt also nicht jedes Erreichen der Rotphase an einzelnen Kalendertagen zu unmittelbarem Handlungsbedarf, wenn bis zum Vorschautag entsprechender Zeitausgleich geplant wird. Das Vorschau-Zeitkonto lenkt somit den Fokus v...