Entscheidungsstichwort (Thema)
Festsetzung des Gegenstandswerts eines Beschäftigungsanspruchs
Leitsatz (amtlich)
– Der Gegenstandswert für einen Beschäftigungsanspruch ist grundsätzlich mit einem Brutto-Monatsgehalt zu bewerten. (Bestätigung der ständigen Rspr. des LAG Hamburg: Bes. v. 30. 3. 1989 – 6 Ta 32/88 – JurBüro 90, 49; v. 2. 9. 2002 – 7 Ta 21/02 – MDR 03, 178; zuletzt: Beschlüsse vom 4. 6. 2003 – 4 Ta 7/03; 5. 8. 2003 – 6 Ta 13/03; 10. 5. 2004 – 8 Ta 5/04, n. v.).
– Trinkgelder sind bei der Festlegung der Höhe des Monatsgehalts grundsätzlich nicht zu berücksichtigen.
Normenkette
ZPO § 3
Verfahrensgang
ArbG Hamburg (Beschluss vom 27.04.2004; Aktenzeichen 19 Ga 6/04) |
Tenor
Die Beschwerde des Klägers gegen den Beschluss des Arbeitsgerichts Hamburg vom 27. 4. 2004 (19 Ga 6/04) wird zurückgewiesen.
Tatbestand
I. Die Parteien haben über die Verpflichtung der Beklagten gestritten, den Kläger zu den Bedingungen seines Arbeitsvertrages als Hotelpage zu beschäftigen. Der Kläger nahm seinen Antrag zurück, nachdem die Beklagte ihn wieder vertragsgemäß eingesetzt hatte. Das monatliche Bruttoeinkommen des Klägers beträgt EUR 1.403, 57.
Mit Beschluss vom 27. 4. 2004 setzte das Arbeitsgericht den Gegenstandswert für das Verfahren entsprechend seiner Ankündigung auf EUR 1.403, 57 fest. Der Beschluss wurde dem Prozessbevollmächtigten des Klägers am 29. 4. 2004 zugestellt. Mit der am 11. 5. 2004 bei Gericht eingegangen Beschwerde begehrt die Kläger die Festsetzung des Gegenstandswerts auf EUR 4.567, 14. Er meint, der Beschäftigungsanspruch sei grundsätzlich mit zwei Monatsgehältern zu bemessen. Zudem seien beim Monatsverdienst auch Trinkgelder zu berücksichtigen, welcher der Kläger in Höhe von EUR 880,– jedenfalls in den Wintermonaten zu erhalten behauptet. Das Arbeitsgericht hat der Beschwerde nicht abgeholfen.
Entscheidungsgründe
II. Die Beschwerde ist gem. § 10 III 1 BRAGO statthaft. Sie ist auch zulässig, da sie form- und fristgerecht eingelegt worden ist (§ 10 III 3 BRAGO). In der Sache hat die Beschwerde jedoch keinen Erfolg. Das Arbeitsgericht hat die Beschwerdewert zutreffend festgelegt.
1. Nicht zu beanstanden ist zunächst die Bemessung des Beschäftigungsanspruchs mit einem Monatsgehalt.
Mit welchem Gegenstandswert ein Beschäftigungsanspruch in Ansatz zu bringen ist, ist allerdings umstritten.
Vereinzelt wird von drei Monatsgehältern ausgegangen (LAG Bremen v. 20. 11. 1980 – 4 Ta (5 H) 42/80 – AuR 81, 285; LAG Rheinland-Pfalz 23. 7. 1982 – 1 Ta 121/82 – zit. nach juris).
Andere halten zwei Monatsgehälter für angemessen (LAG Köln v. 19. 4. 1982 – 1 Ta 41/82 – DB 82, 1226; LAG Düsseldorf v. 25. 6. 1987 – 7 Ta 187/87 – AnwBl 87, 554; LAG Düsseldorf v. 30. 10. 1980 – 8 Sa 251/80 – EzA Nr. 1 zu § 12 ArbGG 1979 Streitwert; LAG Hamm v. 24. 2. 2000 – 4 Sa 1731/99 – ZInsO 2000, 46; LAG Hamm v. 11. 9. 1986 – 8 Ta 218/86 – MDR 87, 85).
Die h. M. bewertet den Beschäftigungsanspruch mit einem Monatsgehalt (LAG Baden-Württemberg v. 27. 1. 1982 – 1 Ta 17/82 – LAGE § 12 ArbGG 1979 Streitwert Nr 16; LAG Berlin v. 13. 3. 2001 – 17 Ta 6026/01 (Kost) – NZA-RR 01, 436; LAG Hessen v. 23. 4. 1999 – 15/6 Ta 28/98 – NZA-RR 99, 434; LAG München v. 28. 2. 1990 – 10 (9) Ta 85/89 – JurBüro 90, 1609; LAG Nürnberg v. 3. 1. 1989 – 8 Ta 134/88 – NZA 89, 862; LAG Rheinland-Pfalz v. 16. 4. 1992 – 10 Ta 76/92 – LAGE GKG § 19 Nr 13; LAG Sachsen vom 14. 6. 1993 – 4 Ta 12/93 – LAGE 97 zu § 12 ArbGG 1979 Streitwert; LAG Thüringen v. 27. 2. 1996 – 8 Ta 19/96 – AuA 1996, 250; LAG Hessen v. 23. 4. 1999 – 15/6 Ta 28/98 – NZA-RR 99, 434; ErfK-Ascheid 4. Aufl. 2004, § 4 KSchG Rz 103; ErfK-Koch 4. Aufl. 2004, § 12 ArbGG Rz 17; Germelmann ArbGG 4. Aufl. 2002, § 12 Rz 109). Dem folgt auch das LAG Hamburg in ständiger Rechtsprechung (Bes. v. 30. 3. 1989 – 6 Ta 32/88 – JurBüro 90, 49; v. 2. 9. 2002 – 7 Ta 21/02 – MDR 03, 178; zuletzt: Beschlüsse vom 4. 6. 2003 – 4 Ta 7/03; 5. 8. 2003 – 6 Ta 13/03; 10. 5. 2004 – 8 Ta 5/04, n. v.)
Mit dem relativ geringen Wertansatz versucht die Rechtsprechung dem in § 12 VII ArbGG zum Ausdruck kommenden sozialen Schutzzweck Rechnung zu tragen. Ist der Streit um das Bestehen des gesamten Arbeitsverhältnisses unabhängig von dessen Dauer und unabhängig von der besonderen Interessenlage des Arbeitnehmers mit höchstens 3 Monatsgehältern zu bewerten, dann sind Teilaspekte mit einem Bruchteil dieses Betrages in Ansatz zu bringen. Ein solcher Teilaspekt ist auch die Beschäftigungspflicht. Das gilt jedenfalls dann, wenn über den Beschäftigungsanspruch entschieden werden kann, ohne den Bestand des Arbeitsverhältnisses insgesamt überprüfen zu müssen, und der Kläger lediglich eine vorläufige Regelung anstrebt. In den Regelfällen, auf die sich die zitierte Rechtsprechung und Literatur bezieht, ergeben sich diese Einschränkungen daraus, dass der Beschäftigungsanspruch neben Feststellungsanträgen nach § 4 KSchG oder § 256 ZPO und zeitlich begrenzt für die Dauer des Rechtsstreits geltend gemacht wird. Fehlen diese einschränkenden Voraussetzungen, dann ko...