1. Schließung der Gaststätte

 

Rz. 341

Häufiger stellt sich die Frage der Wirksamkeit von Kündigungsklauseln.[690] Das dem Gastwirt zustehende außerordentliche Kündigungsrecht (§ 314 BGB), etwa bei von ihm nicht zu vertretender Schließung der Gaststätte, kann weder formularmäßig (§ 307 Abs. 2 Nr. 1 i.V.m. §§ 314, 543 BGB) noch individuell (§ 138 Abs. 1 BGB) ausgeschlossen oder eingeschränkt werden.[691]

[690] Eingehend Bühler, § 56 XI Rn 5.335–5.343 m.w.N.

2. Abräumrecht bei fehlender Rentabilität

 

Rz. 342

Ein jederzeitiges Abholungsrecht des Aufstellers bei Unrentabilität (Rentabilitätsklausel) ist als außerordentliches Kündigungsrecht stets unwirksam. Die Klausel ist wegen fehlender Bestimmtheit und Transparenz nach § 307 Abs. 1 S. 2 BGB zu beanstanden, weil der Gastwirt von sich aus überhaupt nicht in der Lage ist, die Rentabilität eines Automaten aufgrund des Textes der Klausel nachzuprüfen. Er ist aber auch mangels Kenntnis der Kosten und der Kalkulation des Aufstellers hierzu überhaupt nicht in der Lage, von sich aus – ohne Einholung eines Sachverständigengutachtens – zu ermitteln, unter welchen Voraussetzungen der Automatenaufsteller ein fristloses Kündigungsrecht für sich reklamiert.[692] Fehlende Transparenz ist auch dann zu bejahen, wenn die Rentabilitätsklausel auf "nicht ausreichende Einnahmen" abstellt.[693] Mangels hinreichender Bestimmtheit dürfte die Klausel jedenfalls dann unwirksam sein, wenn – wie häufig – lediglich auf ein "erforderliches Rentabilitätsminimum" abgestellt wird.[694] Gleiche Bedenken können sich gegen ein Abräumrecht des Aufstellers erheben im Hinblick auf die Formulierung "wenn der Kasseninhalt nicht das für den Aufsteller erforderliche Rentabilitätsminimum erreicht". Der Kunde kann die Erfüllung dieser Voraussetzungen kaum nachprüfen, der Aufsteller sie möglicherweise manipulieren.[695] Obwohl diese und die vorgenannte Klausel wegen der konkreten Umstände der Vertragsgestaltung gelegentlich unbeanstandet gelassen worden ist,[696] bestehen auch unabhängig von ihrer Formulierung im Einzelfall Bedenken.[697] Dies jedenfalls dann, wenn auch bei Abräumung der Geräte die Ausschließlichkeitsbindung des Gastwirts bestehen bleiben soll, sodass dieser Gefahr läuft, unversehens keine Geräte mehr zur Verfügung zu haben, ohne von anderen Automatenaufstellern zur Verfügung gestellte Geräte aufstellen zu können.[698]

[692] BGH, Urt. v. 7.4.1982 – VIII ZR 323/80, NJW 1982, 1693; BGH, Urt. v. 18.5.1982 – KZR 14/81, BeckRS 1982, 31168331; BGH, Urt. v. 6.10.1982 – VIII ZR 201/81, NJW 1983, 159; BGH, Urt. v. 29.2.1984 – VIII ZR 350/82, NJW 1985, 53; OLG Celle, Urt. v. 25.9.1987 – 2 U 267/86, NJW-RR 1988, 946.
[693] BGH, Urt. v. 3.3.1971 – VIII ZR 55/70, NJW 1971, 1034; BGH, Urt. v. 6.6.1979 – VIII ZR 281/78, BeckRS 1979, 31120634; BGH, Urt. v. 6.10.1982 – VIII ZR 201/81, NJW 1983, 159; BGH, Urt. v. 29.2.1984 – VIII ZR 350/82, NJW 1985, 53; OLG Celle, Urt. v. 25.9.1987 – 2 U 267/86, NJW-RR 1988, 946.
[694] OLG Celle, Urt. v. 25.9.1987 – 2 U 267/86, NJW-RR 1988, 946.
[695] BGH, Urt. v. 6.10.1982 – VIII ZR 201/81, NJW 1983, 159; BGH, Urt. v. 29.2.1984 – VIII ZR 350/82, NJW 1985, 53; OLG Celle, Urt. v. 25.9.1987 – 2 U 267/86, NJW-RR 1988, 946.
[696] BGH, Urt. v. 3.3.1971 – VIII ZR 55/70, NJW 1971, 1034.
[697] BGH, Urt. v. 11.11.1968 – VIII ZR 151/66, BGHZ 51, 55 = NJW 1969, 230; BGH, Urt. v. 6.6.1979 – VIII ZR 281/78, BeckRS 1979, 31120634; BGH, Urt. v. 6.10.1982 – VIII ZR 201/81, NJW 1983, 159.
[698] BGH, Urt. v. 6.10.1982 – VIII ZR 201/81, NJW 1983, 159; BGH, Urt. v. 21.3.1990 – VIII ZR 196/89, NJW-RR 1990, 1076 lässt die Frage offen.

3. Negative Auskunft

 

Rz. 343

Zu beachten sind § 305c Abs. 1 BGB und das Transparenzgebot des § 307 Abs. 1 S. 2 BGB. Daher sollte die Kündigungsbefugnis eindeutig geregelt werden. Mangels Bestimmtheit ist die Kündigungsbefugnis "bei ungünstigen Auskünften" unwirksam.[699]

4. Insolvenz

 

Rz. 344

Unbedenklich i.S.v. § 307 Abs. 2 Nr. 2 BGB ist ein fristloses Kündigungsrecht des Automatenaufstellers, wenn der Betriebsinhaber Insolvenz angemeldet hat.[700]

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