Entscheidungsstichwort (Thema)

Sonderversorgung der Angehörigen der Zollverwaltung. ehemalige DDR. Berücksichtigung von Verpflegungsgeld als Arbeitsentgelt

 

Orientierungssatz

1. Das den Angehörigen der Zollverwaltung der DDR gezahlte Verpflegungsgeld zählt zum tatsächlich erzielten Arbeitsentgelt nach § 6 Abs 1 S 1 AAÜG.

2. Zur Höhe des den Angehörigen der Zollverwaltung der DDR gezahlten Verpflegungsgeldes.

3. Die Berücksichtigung von Verpflegungsgeld als Arbeitsentgelt ist auch nicht auf der Grundlage von § 17 Abs 1 S 1 Nr 1 und S 2 SGB 4 idF vom 22.12.1983 iVm § 1 ArEV idF vom 12.12.1989 ausgeschlossen.

4. Zur Glaubhaftmachung der Zahlung von Verpflegungsgeld.

5. Zur Ermessensreduzierung auf Null im Rahmen der Korrektur eines teilweise rechtswidrigen Feststellungsbescheides.

 

Nachgehend

BSG (Urteil vom 27.06.2019; Aktenzeichen B 5 RS 2/18 R)

 

Tenor

Auf die Berufung des Klägers wird das Urteil des Sozialgerichts Berlin vom 20. Juni 2014 geändert.

Die Beklagte wird unter Aufhebung des Bescheides vom 15. September 2008 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 23. September 2009 verpflichtet, den Bescheid der Oberfinanzdirektion Cottbus vom 01. März 2001 teilweise zurückzunehmen und ab dem 01. November 2007

1. Verpflegungsgeld für die Zeiträume vom

a) 12. April 1968 bis zum 31. Dezember 1968 in Höhe von 1.148,40 Mark,

b) 01. Januar 1973 bis zum 31. Dezember 1973 i.H.v. 1.587,72 Mark,

c) 01. Januar 1974 bis zum 31. Dezember 1974 i.H.v. 1.587,72 Mark,

d) 01. Januar 1975 bis zum 31. Dezember 1975 i.H.v. 1.587,72 Mark,

e) 01. Januar 1976 bis zum 31. Dezember 1976 i.H.v. 1.592,16 Mark,

f) 01. Januar 1977 bis zum 31. Dezember 1977 i.H.v. 1.587,72 Mark,

g) 01. Januar 1978 bis zum 31. Dezember 1978 i.H.v. 1.642,44 Mark,

h) 01. Januar 1979 bis zum 31. Dezember 1979 i.H.v. 1.606,44 Mark,

i) 01. Januar 1980 bis zum 31. Dezember 1980 i.H.v. 1.647,00 Mark,

j) 01. Januar 1981 bis zum 31. Dezember 1981 i.H.v. 1.642,44 Mark,

k) 01. Januar 1982 bis zum 31. Dezember 1982 i.H.v. 1.562,96 Mark,

l) 01. Januar 1983 bis zum 31. Dezember 1983 i.H.v. 1.642,44 Mark,

m) 01. Januar 1984 bis zum 31. Dezember 1984 i.H.v. 1.647,00 Mark,

n) 01. Januar 1985 bis zum 31. Dezember 1985 i.H.v. 1.642,44 Mark,

o) 01. Januar 1986 bis zum 31. Dezember 1986 i.H.v. 1.643,64 Mark,

p) 01. Januar 1987 bis zum 31. Dezember 1987 i.H.v. 1.643,64 Mark,

q) 01. Januar 1988 bis zum 31. Dezember 1988 i.H.v. 1.643,64 Mark,

r) 01. Januar 1989 bis zum 31. Dezember 1989 i.H.v. 1.643,64 Mark,

s) 01. Januar 1990 bis zum 30. Juni 1990 in Höhe von 821,82 Mark,

sowie

2. Verpflegungsgeld für die Zeiträume vom

a) 01. Januar 1969 bis zum 31. Dezember 1969 i.H.v. von 1.587,75 Mark,

b) 01. Januar 1970 bis zum 31. Dezember 1970 i.H.v. 1.587,75 Mark,

c) 01. Januar 1971 bis zum 31. Dezember 1971 i.H.v. 1.587,75 Mark,

d) 01. Januar 1972 bis zum 31. Dezember 1972 i.H.v. 1.592,10 Mark,

jeweils zu 5/6

als weiteres Arbeitsentgelt festzustellen.

Für die Zeit vor dem 01. November 2007 wird die Beklagte verpflichtet, den Kläger über die Rücknahme des Bescheides vom 01. März 2001 unter Berücksichtigung der Rechtsauffassung des Gerichts neu zu bescheiden.

Im Übrigen wird die Berufung zurückgewiesen.

Die Beklagte hat dem Kläger 3/4 seiner notwendigen außergerichtlichen Kosten des gesamten Rechtsstreits zu erstatten.

Die Revision wird zugelassen.

 

Tatbestand

Der Kläger begehrt von der Beklagten im Wege der Überprüfung für Zeiten der Zugehörigkeit zum Sonderversorgungssystem der Zollverwaltung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) die Höchstwertfestsetzung von Arbeitsentgelten zurückzunehmen und zusätzlich (nur noch) Verpflegungsgeld als weiteres Arbeitsentgelt im Sinne des Anspruchs- und Anwartschaftsüberführungsgesetzes (AAÜG) festzustellen.

Der 1941 geborene Kläger war vom 01. Juni 1962 bis zum Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 03. Oktober 1990 Mitarbeiter der Zollverwaltung der DDR und anschließend der Bundesfinanzverwaltung, wo er zum 01. Dezember 1991 verbeamtet wurde. Er absolvierte zunächst einen 14tägigen Einweisungslehrgang und nahm dann seine Tätigkeit am Grenzzollamt (GZA) H-H-Straße in B auf. Nach der Geburt seines Sohnes am 09. November 1966 heiratete der Kläger am 10. Februar 1967. Vom 15. Januar bis zum 11. April 1968 wurde er zu einem Qualifizierungslehrgang an der Fachschule der Zollverwaltung der DDR in P delegiert. Zum 01. Dezember 1970 wurde der Kläger zur Operativgruppe B, Abteilung Zollermittlung bzw. Operativgruppe Zollfahndung versetzt, und zwar - nach seinen Angaben - zunächst für ca. 2 Jahre beim GZA S und danach beim GZA B Straße. Vom 01. April 1974 bis zum 28. September 1977 absolvierte er zusätzlich ein Fernstudium an der Fachschule der Zollverwaltung der DDR in P. Zum 01. September 1988 wurde der Kläger dann zum Direktstudium ans Institut der Zollverwaltung der DDR in P versetzt, welches er nicht beendete. Auf seinen Antrag wurde er am 25. Januar 1990 nach B zurückversetzt und war dort zuletzt im Range eines Zollhauptkommissars beim Hauptzollamt B-M tätig. Während seiner Dien...

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