keine Angaben zur Rechtskraft
Entscheidungsstichwort (Thema)
Wohnungseigentümerversammlung. Versammlung
Leitsatz (amtlich)
1. Bei der Feststellung der Beschlussfähigkeit einer Eigentümerversammlung sind Anteile von Wohnungseigentümern, die erschienen, aber nicht stimmberechtigt sind, nicht mitzuzählen. Maßgeblich ist die Lage im Zeitpunkt der jeweiligen Beschlussfassung, nicht nur bei Versammlungseröffnung. Die Beschlussfassung betrifft auch dann die Einleitung eines Rechtsstreits im Sinn von § 25 V WEG, wenn vorprozessuale Maßnahmen wie die Ermächtigung der Verwaltung zur Beauftragung eines Rechtsanwalts für ein Vorgehen gegen einen Wohnungseigentümer beschlossen werden.
2. Entfällt eine zunächst gegebene Beschlussfähigkeit einer Eigentümerversammlung, die trotz ordnungsgemäßer Eventualeinberufung als Erstversammlung abgehalten wird, ist sie ausdrücklich zu schließen und entsprechend der Einladung neu zu eröffnen.
3. Nur die ausdrücklich als Zweitversammlung eröffnete Eigentümerversammlung ist ohne Rücksicht auf die Höhe der vertretenen Anteile beschlussfähig, ansonsten verbleibt es bei dem Quorum von mehr als der Hälfte der Miteigentumsanteile, die die erschienenen stimmberechtigten Wohnungseigentümer vertreten, gemäß § 25 III WEG.
4. Die fehlende Beschlussfähigkeit einer Versammlung hat nur die Anfechtbarkeit, nicht die Nichtigkeit der dort gefassten Beschlüsse zur Folge.
5. Die Ursächlichkeit des Beschlussmangels für den gefassten Beschluss wird vermutet bis zweifelsfrei festgestellt wird, dass der Mangel keinen Einfluss auf das Beschlussergebnis hatte.
6. Entsprechende, vom Tatrichter zu treffende Feststellungen können im Rechtsbeschwerdeverfahren nach Erledigungserklärung nicht nachgeholt werden.
7. Durch die Bestandskraft eines bestätigenden Zweitbeschlusses erledigt sich ein zuvor bereits anhängiges Anfechtungsverfahren hinsichtlich des Erstbeschlusses.
Normenkette
WEG 23 IV; WEG 25; WEG 45; WEG 47
Verfahrensgang
AG Offenbach (Aktenzeichen 41 UR II 269/99) |
LG Darmstadt (Aktenzeichen 19 T 383/00) |
Gründe
Die Beteiligten sind die Mitglieder der betroffenen Eigentümergemeinschaft, in der der Antragstellerin 18 Einheiten gehören, auf die insgesamt 467/1000 Miteigentumsanteile entfallen.
Nach § 18 Nr. 2 und 3 der Teilungserklärung (Bl. 62 d. A.) ist die Eigentümerversammlung nur beschlussfähig, wenn die erschienenen stimmberechtigten Miteigentümer mehr als die Hälfte der Miteigentumsanteile entsprechend der Grundbucheintragung vertreten. Bei fehlender Beschlussfähigkeit beruft der Verwalter eine neue Versammlung über den gleichen Gegenstand ein. Diese ist ohne Rücksicht auf die Höhe der vertretenen Miteigentumsbruchteile beschlussfähig, worauf in der Einberufung hinzuweisen ist. Nach § 17 Nr. 3 der Teilungserklärung (Bl. 61 d. A.) kann für den Fall, dass die ordentliche Versammlung nicht beschlussfähig ist, zugleich zu einer außerordentlichen Versammlung geladen werden. Dabei muss zwischen den Versammlungen ein Zeitraum von mindestens einer halben Stunde liegen und in der Ladung muss darauf hingewiesen werden, dass es sich bei dieser außerordentlichen Versammlung um die zweite Versammlung mit der gleichen Tagesordnung handelt (§ 25 Abs. 4 WEG).
Unter dem 14.09.1999 lud die Verwalterin zur ordentlichen Eigentümerversammlung am 07.10.1999, 18.30 Uhr und im Fall der Beschlussunfähigkeit am gleichen Tag um 19.00 Uhr ein, verbunden mit dm Hinweis, dass die zweite Versammlung ohne Rücksicht auf die Höhe der vertretenen Anteile beschlussfähig ist (Bl. 107 d. A.).
Nach dem Protokoll der Eigentümerversammlung vom 07.10.1999 (Bl 35-39 d. A.) stellte der Versammlungsleiter zu Beginn die Beschlussfähigkeit der Versammlung mit 763/1000 anwesenden bzw. vertretenen Anteilen fest. Zu TOP 2 beschlossen die Eigentümer die sofortige Fälligkeit des gesamten Jahresbetrages bei einem Hausgeld- und Rücklagenrückstand von mehr als 3 Monaten bzw. mehr als 1.200,00 DM und dass die betroffenen Eigentümer auf der Eigentümerversammlung in wirtschaftlichen Angelegenheiten kein Stimmrecht haben. Weiter beschlossen die Eigentümer die Genehmigung der Gesamtjahresabrechnung 1998 und die Entlastung des Verwalters unter TOP 3 und die Fortgeltung des Wirtschaftsplanes 1998 unter TOP 4.
Unter TOP 5 wurde die Verwaltung beauftragt und ermächtigt, mit anwaltlicher Hilfe gegen die Antragstellerin und ihre Mieterin wegen Nutzungsbeeinträchtigungen des Gemeinschaftseigentums notfalls auch gerichtlich vorzugehen. Dieser Beschluss (Bl. 38 d. A.), der allein noch Gegenstand der Rechtsbeschwerde geworden ist, wurde nach dem Protokoll mit 336/1000 Stimmanteilen einstimmig gefasst, da die mit ihren 467/1000 Stimmanteilen dagegen stimmende Antragstellerin als nicht stimmberechtigt angesehen wurde. In gleicher Weise waren die Gegenstimmen der Antragstellerin bei den Beschlüssen zu TOP 2 und 3 nicht berücksichtigt worden, für die Fortgeltung des Wirtschaftsplanes hatte auch die Antragstellerin gestimmt.
Mit Beschluss vom 14.08.2000 (Bl. 148-155 d. A.) hat das Amtsgericht...