Entscheidungsstichwort (Thema)

Unabtretbarkeit eines Nachverhandlungsanspruchs in Unternehmenskaufvertrag

 

Leitsatz (amtlich)

Der Anspruch eines Unternehmenskäufers auf Nachverhandlungen zu einer vertraglich nur unbestimmt geregelten Frage (hier: Anpassung der vom Verkäufer geschuldeten Pensions-Rückdeckungsversicherungen der Höhe nach) ist nicht abtretbar.

 

Normenkette

BGB § 399 Alt. 1

 

Verfahrensgang

LG Frankfurt am Main (Urteil vom 23.06.2010; Aktenzeichen 2-23 O 392/09)

 

Tenor

Auf die Berufungen des Klägers und der Beklagten wird das am 23.6.2010 verkündete Urteil der 23. Zivilkammer des LG Frankfurt/M. abgeändert und insgesamt wie folgt neu gefasst:

I. Die Klage wird abgewiesen.

Auf die Widerklage wird der Kläger verurteilt, es bei Meidung eines Ordnungsgeldes bis zur Höhe von EUR 250.000,00, ersatzweise Ordnungshaft bis zu 6 Monaten oder Ordnungshaft bis zu 6 Monaten für jeden Fall der Zuwiderhandlung zu unterlassen, wörtlich oder sinngemäß folgende Aussagen mit Bezug auf die Beklagte gegenüber Dritten, insbesondere deutschen und ausländischen Bankaufsichtsbehörden, aufzustellen und/oder zu verbreiten oder verbreiten zu lassen:

(1) "A, and its german lawyer, even refuse to talk to us, and since long they do not meet minimum standards of conduct vis a vis B. Which is another scandal."

(2) "This finest french banking address, and at the same time solvent financial giant, is creeping and hiding away from its payment obligations vs. its former german employees who have legally unforfeitable corporate pension entitlements against A."

(3) "How deeply sunk has this french bank, and its corporate culture, and with it the French Republic, that the former one acts so meanly and shabbily in Germany, and now even keeps busy the german legal System with a court suit."

(4) "We are the defenceless German David, who is ruined by the French Goliath. There is no way, to talk this away."

Im Übrigen wird die Widerklage abgewiesen.

Die weitergehende Berufung des Klägers wird zurückgewiesen.

II. Die Kosten des Rechtstreits haben der Kläger zu 95 %, die Beklagte zu 5 % zu tragen. Die außergerichtlichen Kosten der Streithelferin des Klägers hat die Beklagte zu 5 %, die Streithelferin zu 95 % zu tragen.

III. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Die Parteien dürfen die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung i.H.v. 120 % des aus dem Urteil vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht die vollstreckende Gegenpartei vor der Vollstreckung Sicherheit i.H.v. 120 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.

IV. Die Revision wird nicht zugelassen.

 

Gründe

A. Die Parteien streiten um abgetretene Ansprüche aus einem Unternehmenskaufvertrag und - im Rahmen der Widerklage - um die Berechtigung des Klägers zu bestimmten Äußerungen über die Beklagte, die diese als ehrenrührig und geschäftsschädigend ansieht.

Die Beklagte war alleinige Gesellschafterin der ... gesellschaft mbH (heute firmierend unter B. GmbH). Mit dem von einem Schweizer Notar beurkundeten Kaufvertrag vom 30.1.2002 (Anlage K 1, nachfolgend auch: 1. Kaufvertrag) veräußerte sie ihre Geschäftsanteile an die Streithelferin des Klägers. Der Vertrag enthielt unter § 8 folgende Regelung zur versicherungsmäßigen Abdeckung der die Gesellschaft gegenüber ihren (überwiegend ehemaligen) Mitarbeitern treffenden unverfallbaren Pensionsverpflichtungen:

"§ 8 Insurance cover for pension liabilities

(1) The Vendor shall as soon as reasonably possible take out on behalf of the Company an employer's pension liability insurance policy ("Rückdeckungspolice"), which shall cover all financial risks for the Company deriving from all existing pension liabilities vis-à-vis former managing directors and employees of the Company, including the one employee still employed with the Company. The policy holder and beneficiary of the employer's pension liability insurance policy shall be the Company. The parties agree that the premium for the employer's pension liability insurance policy to be taken out by the Vendor can take into consideration the likely surpluses (Gewinnbeteiligungen).

(2) All costs and expenses deriving from taking out the employer's pension liability insurance policy, in particular the premium(s) to be paid to the insurance company, shall be borne by the vendor, which shall refund the Company for all such costs and expenses incurred.

(3) § 6 (4) shall apply to this taking out of the employer's pension liability insurance policy mutatis mutandis.

(4) Should it turn out that the employer's pension liability insurance policy taken out by the Vendor on behalf of the Company does not cover all expenses of the Company deriving from the pension liabilities within the meaning of § 8 (1), in particular the pension payments owed by the company, the Vendor shall refund the Company for the balance. The parties agree insofar that until the fifth anniversary of this Agreement at the latest they will meet upon the initiative of the Vendor and discuss in good faith the pension liabilities and the above obligation of ...

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