Entscheidungsstichwort (Thema)
Auslegung der Kostenvereinbarung eines Vergleichs, wenn der Beklagte am vorhergehenden selbständigen Beweisverfahren nur als Streithelfer beteiligt war
Leitsatz (amtlich)
Wird der Streithelfer im selbständigen Beweisverfahren Beklagter des Hauptsache- verfahrens, verpflichtet ihn der dort geschlossene Vergleich, in dem die Kosten gegeneinander aufgehoben sind, nicht zur hälftigen Erstattung der vom Kläger im Beweisverfahren verauslagten Gutachterkosten, weil es an der Identität der Beteiligten fehlt.
Normenkette
ZPO §§ 67, 72, 74, 91, 485; BGB §§ 133, 157
Verfahrensgang
LG Koblenz (Beschluss vom 08.02.2012; Aktenzeichen 9 O 157/11) |
Tenor
1. Die sofortige Beschwerde des Klägers vom 21.2.2012 gegen den Kostenfestsetzungsbeschluss des LG Koblenz vom 8.2.2012 wird zurückgewiesen.
2. Die Kosten des Beschwerdeverfahrens trägt der Kläger.
3. Der Wert des Beschwerdeverfahrens wird auf 1.000 EUR festgesetzt.
Gründe
I. Der Kläger begehrte von den Beklagten als Architekt und Bauunternehmer einen Kostenvorschuss für die Beseitigung von Mängeln einer Werkleistung.
Zur Vorbereitung der Hauptsache hat der Kläger gegen die inzwischen insolvente Beklagte zu 1) vor dem LG Koblenz ein selbständiges Beweisverfahren durchgeführt (9 OH 23/10). Die Beklagte zu 1) hat dem Beklagten zu 2) dort den Streit verkündet. Der Beklagte zu 2) ist auf Seiten des Klägers beigetreten und hat seinerseits der bereits am Beweisverfahren beteiligten Beklagten zu 1) den Streit verkündet.
Während des Hauptsacheverfahrens wurde über das Vermögen der Beklagten zu 1) das Insolvenzverfahren eröffnet, so dass der Rechtsstreit insoweit nach § 240 ZPO unterbrochen ist. Der Kläger und der Beklagte zu 2) haben sich in der mündlichen Verhandlung vom 27.10.2011 dahin verglichen, dass der Beklagte zu 2) zum Ausgleich aller streitgegenständlichen Ansprüche des Klägers gegen ihn 25.000 EUR nebst Zinsen zahlt. Im Verhältnis des Klägers zu dem Beklagten zu 2) wurden die Kosten des Rechtsstreits und des Vergleichs gegeneinander aufgehoben.
Der Kläger hat am 21.11.2011 beantragt, die verauslagten Gerichtskosten von 1.281 EUR sowie den Auslagenvorschuss für das Gutachten im selbständigen Beweisverfahren von 2.000 EUR auszugleichen. Nachdem der Beklagte zu 2) hierzu keine Stellung genommen hat, hat das LG mit dem angefochtenen Beschluss vom 8.2.2012 die Gerichtskosten, nicht aber die Gutachterkosten ausgeglichen, ohne dass dies näher begründet wurde.
Hiergegen richtet sich die sofortige Beschwerde des Klägers vom 21.2.2012 mit der er den Ausgleich der Gutachterkosten weiterverfolgt. Über eine weitere sofortige Beschwerde des Beklagten zu 2) ist noch nicht abschließend entschieden.
II. Die zulässige sofortige Beschwerde des Klägers ist unbegründet. Auch wenn die angefochtene Entscheidung ebenso wie die Nichtabhilfeentscheidung an ganz erheblichen Begründungsmängeln leiden und sie in ihrer Begründung nicht tragen, weil sie sich mit der aufgeworfenen Problematik nicht auseinandersetzen, sind sie doch im Ergebnis zutreffend.
Ausweislich der Kostenvereinbarung in dem zwischen dem Kläger und dem Beklagten zu 2) geschlossenen Vergleich, gelten die Kosten des Rechtsstreites sowie des Vergleichs als gegeneinander aufgehoben. Eine ausdrückliche Einbeziehung der Kosten des selbständigen Beweisverfahrens in die Kosten des Rechtsstreites und damit eine Übernahmehaftung des Beklagten zu 2) fehlt. Anders als in der Beschwerdebegründung ausgeführt, wurden lediglich die Haupt- ansprüche, die Gegenstand des selbständigen Beweisverfahrens waren, verglichen, nicht aber "das Beweisverfahren". Dass der Kläger auf Nachfrage des Vorsitzenden bekundet hat, dass er die Kosten des selbständigen Beweisverfahrens einbezogen sieht, begründet keine Vereinbarung mit dem Beklagten zu 2). Ungeachtet dessen hat eine vermeintliche Vereinbarung keinen Eingang in den Kostentitel gefunden.
Die Kosten des selbständigen Beweisverfahrens gehören grundsätzlich zu den Kosten des nachfolgenden Hauptsacheverfahrens. Dies gilt allerdings nur soweit, wie eine Identität der Parteien und des Streitgegenstandes vorliegt (BGH NJW 2006, 2557; Zöller - Herget, ZPO, 29. Aufl., § 91 Rz. 13 - selbständiges Beweisverfahren). Während der Streitgegenstand zwischen selbständigem Beweisverfahren und Hauptsachverfahren noch als identisch angesehen werden kann, fehlt es vorliegend an einer Identität der Parteien. Parteien des selbständigen Beweisverfahrens waren lediglich der Kläger und die Beklagte zu 1). Allein die Beteiligung genügt nicht. Der Umstand, dass die Beklagte zu 1) dem Beklagten zu 2) den Streit verkündet hat und er beigetreten ist, macht ihn nicht zur Partei des selbständigen Beweisverfahrens, §§ 74, 67 ZPO (vgl. Zöller/Vollkommer, ZPO, 29. Aufl., § 67 Rz. 1 und § 74 Rz. 4 sowie BGH NJW 1995, 197; BGH NJW 2010, 1377). Dass der Kläger den Antrag im selbständigen Beweisverfahren nicht auf den Beklagten zu 2) erweitert hat, muss er sich also zurechnen lassen. Auch aus allgemeinen kostenrechtlichen Grunds...