Entscheidungsstichwort (Thema)
Forderung
Verfahrensgang
LG Heilbronn (Urteil vom 13.11.1997; Aktenzeichen 2 O 1174/96 II) |
Tenor
1. Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Heilbronn (ER) vom 13.11.1997 teilweise dahin
daß die Klage abgewiesen wird.
2. Die Berufung der Beklagten im übrigen und die Anschlußberufung der Klägerin werden unter Abweisung der Klageerweiterung
3. Von den Kosten der ersten Instanz tragen die Klägerin 1/3, die Beklagte 2/3 und von den Kosten der zweiten Instanz die Klägerin 4/5, die Beklagte 1/5.
4. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Die Parteien dürfen die Zwangsvollstreckung wegen der Kosten abwenden durch Sicherheitsleistung in Höhe des jeweils beizutreibenden Betrags, wenn nicht die betreibende Partei in dieser Höhe Sicherheit leistet.
– Streitwert zweiter Instanz: |
120.642,98DM |
– |
(Berufung der Beklagten: |
33.460,48 DM |
und |
Anschlußberufung der Klägerin: |
87.182,50DM), |
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Beschwer der Klägerin: |
99.182,50DM |
und |
Beschwer der Beklagten: |
21.460,48DM |
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Tatbestand
Die Klägerin hatte aufgrund Pachtvertrags vom 26.01.94 (Anl. K 1) von der Beklagten die Bahnhofsgaststätte in … samt zugehöriger Pächterwohnung zu einem monatlichen Pachtzins von 6.477,50 DM gepachtet. Der Pachtzins setzte sich zusammen aus dem Nettopachtzins für die Gaststätte in Höhe von 4.700,– DM, einer Nebenkostenvorauszahlung in Höhe von 150,– DM, Mehrwertsteuer aus diesen beiden Positionen in Höhe von 727,50 DM und dem Pachtanteil für die Wohnung in Höhe von 900,– DM. Die Pachtdauer war zeitlich nicht beschränkt und begann am 01.03.94. Beide Parteien konnten jeweils zum Quartalsende mit einer Frist von 3 Monaten kundigen.
Mit gerichtlichem Vergleich vom 01.03.96 (Anl. K 2) vereinbarten die Parteien u.a. die Räumung durch die Klägerin zum 30.03.96.
Mit der Klage verlangt die Klägerin Rückzahlung bereits bezahlter Pacht. Sie halt den Pachtvertrag für unwirksam, weil der Pachtzins sittenwidrig überhöht sei.
In I. Instanz hatte sie ihren Anspruch folgendermaßen dargestellt:
Zahlungen vom 01.03.1994 bis 31.12.1995 22 × 6.477,50 DM |
142.505,– DM |
plus Kaution |
30.000,– DM |
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172.505,– DM |
Pacht vom 01 03.1994 bis 29.03.1996 |
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25 × 2.602,– DM (1.330,– + 150,– DM zuzügl. 15 % MWSt aus der Summe sowie 900,– DM für die Wohnung) |
65.050,– DM |
sdanach verbleibe zugunsten der Klägerin ein Betrag von |
107.455,– DM. |
Davon machte sie in erster Instanz einen Teilbetrag von 12.000,– DM geltend.
Mit der Widerklage verlangte die Beklagte in erster Instanz 23.253,42 DM für rückstandige Pacht, Nutzungsentschadigung und Schadensersatz nach folgender Aufstellung:
1. |
Rechnung … WK 5 |
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420,– DM + 63,– DM |
483,00 DM |
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2. |
Rechnung … WK 6 |
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1.365,– DM + 204,75 DM |
1.569,75 DM |
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3. |
Rechnung … WK 7 |
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10.471,94 DM + 1.570,79 DM |
12.042,73 DM |
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4.1 |
Rechnung … Beziehen von Rückenpolstern WK 8 |
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3.547,60 DM + 532,14 DM |
4.079,74 DM |
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4.2 |
Rechnung … Beziehen von Sitzpolstern WK 9 |
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3.106,60 DM + 465,99 DM |
3.572,59 DM |
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5. |
Rechnung … |
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2.549,34 DM + 382,40 DM |
2.931,74 DM |
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24.679,55 DM |
24.679,55 DM |
6. |
Die Klägerin schulde entsprechend der Aufstellung WK 11 weitere |
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40.533,14 DM |
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65.212,69 DM |
Aus dem Betrag von 40.533,14 DM hatte die Beklagte folgende Einzelforderungen vorgestellt:
6.1 |
Pacht Juni – März 96 3 × 6.477,50 DM |
19.432,50 DM |
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6.2 |
Nutzungsentschädigung für April und Mai 96 2 × 6.477,50 DM |
12.955,00 DM |
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6.3. |
anteilige Geschäfts- und Haftpflichtversicherung 1 – 5/96 WK 12 |
939,95 DM |
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6.4 |
Rechnung … Sanitär + Heizung WK 13 |
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822,06 + 123,30 DM |
945,36 DM |
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6.5 |
Rechnung … Kühlschrankreparatur WK 14 |
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418,– + 62,70 DM |
480,70 DM |
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6.6 |
Wasser WK 15 |
3.000,00 DM |
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6.7 |
Bankspesen für Einzugsversuch Pacht 11 und 12/95 |
17,50 DM |
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12,50 DM |
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37.783,51 DM. |
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7. |
Das Guthaben der Klägerin aus der Kaution betrage |
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41.959,27 DM. |
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Die Schuld der Klägerin belaufe sich danach auf |
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23.253,42 DM |
Die Klägerin hat in erster Instanz beantragt:
Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin 12.000,– DM nebst 8,5 % Zinsen hieraus ab Rechtshängigkeit (17.05.1996) zu bezahlen.
Die Beklagte hat beantragt:
- Die Klage wird abgewiesen,
- die Klägerin wird verurteilt, in Gesamtschuldnerschaft zu … an die Beklagte 23.253,42 DM zuzügl 7 % Zinsen hieraus seit 25.09.1996 zu bezahlen.
Die Klägerin hat beantragt,
die Widerklage abzuweisen.
Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien in erster Instanz wird auf die gewechselten Schriftsätze und vorgelegten Urkunden, auf das Gutachten des Sachverständigen … auf die Gerichtsprotokolle sowie den Tatbestand des Urteils vom 13.11.97 Bezug genommen.
Mit diesem Urteil hat das Landgericht der Klage stattgegeben und die Widerklage abgewiesen. Es ist dem Sachverständigen … gefolgt, wonach car angemessene Pachtzins 1.896,– DM netto statt 4.700,– DM netto betrage und damit um 147 % zu hoch sei. Deshalb sei der Pachtvertrag wegen Verstoßes gegen § 138 Abs. 1 BGB sittenwidrig und die Überzahlung der Klägerin liege über 12.000,– DM, weil die angemessene Gesamtpacht nur 3.252,90 DM (1.896,– DM plus 150,– DM Nebenkosten plus 306,96 DM MWSt aus 2.046,– DM plus 900,– DM Wohnu...