Wolfgang Macht, Dipl.-Finanzwirt (FH) Andreas Willner
3.1 Wirkung
Analog der Organschaft in der Körperschaftsteuer wird bei der Organschaft in der Gewerbesteuer der Gewerbeertrag zunächst bei der Organgesellschaft ermittelt und schließlich beim Organträger versteuert. Die Organgesellschaft gilt als Betriebsstätte des Organträgers. Dadurch kann ein Gewerbeverlust des einen mit dem positiven Gewerbeertrag eines anderen Steuersubjekts verrechnet werden.
Hinsichtlich der Zerlegung ist zu beachten, dass die Organgesellschaft als Betriebsstätte des Organträgers gilt. Befinden sich die Betriebe des Organträgers und der Organgesellschaft in verschiedenen Gemeinden, wird der Gewerbesteuermessbetrag im Verhältnis der Löhne der Organgesellschaft und des Organträgers aufgeteilt. Auf die in den einzelnen Betrieben erwirtschafteten Gewinne bzw. Gewerbeerträge kommt es nicht an.
Das gewerbesteuerliche Schema leitet sich vom körperschaftsteuerlichen Schema ab.
3.2 Schema
Darstellung der Gewerbeertragsermittlung:
Organgesellschaft |
|
Organträger |
Gewinn aus Gewerbebetrieb |
|
Gewinn aus Gewerbebetrieb |
+ Hinzurechnungen |
|
+ Hinzurechnungen |
– Kürzungen |
|
– Kürzungen |
= Zwischensumme |
|
= Zwischensumme |
– kein FB (KapGes) |
|
– FB (wenn keine KapGes) |
= Gewerbeertrag (OG) |
|
= Gewerbeertrag (OT) |
– Zurechnung an Organträger |
>>>>> |
+ Zurechnung von Organgesellschaft |
= 0 |
|
Rundung |
|
|
= Gewerbeertrag (OG + OT) |
|
|
x Steuermesszahl |
|
|
= Gewerbesteuermessbetrag |
Tab. 3: Ermittlung des Gewerbertrags
Der Gewerbeertrag der Organgesellschaft ist separat zu ermitteln und dem Organträger zur Berechnung seines Steuermessbetrags zuzurechnen.
GewSt-Rückstellung und KSt-Rückstellung
Bevor die Gewerbesteuererklärung nach obigem Schema erstellt werden kann, ist zunächst das körperschaftsteuerliche Einkommen als Ausgangszahl für die Gewerbesteuerberechnung zu bestimmen.
Im Einzelnen sind folgende Schritte abzuarbeiten:
- Vorläufigen Jahresüberschuss vor Gewerbesteuerrückstellung (GewSt-Rst) und Körperschaftsteuerrückstellung (KSt-Rst) errechnen
- Ermittlung des vorläufigen körperschaftsteuerlichen Einkommens (Einkommen vor GewSt-Rst)
- GewSt-Rst berechnen
- GewSt-Rst buchen
- Ermittlung des endgültigen körperschaftsteuerlichen Einkommens und Berechnung der Körperschaftsteuer (KSt) und des Solidaritätszuschlags (SolZ)
- KSt-Rst und SolZ-Rst buchen
- Darstellung des endgültigen körperschaftsteuerlichen Einkommens mit endgültigem JÜ und KSt- und SolZ-Aufwand
- Ermittlung des GewSt-Messbetrags
- Berechnung der Gewerbesteuer (ggf. mit Zerlegung)
Gewinnabführung in der KSt und GewSt mit Zerlegung
Die OG-GmbH ist Organgesellschaft der OT-GmbH. Der Betrieb der OG liegt in der Gemeinde A (Hebesatz 400 %), der der OT-GmbH in der Gemeinde B (Hebesatz 300 %). Die Unternehmen haben einen vorläufigen Jahresabschluss (JÜ vor GewSt und KSt) erstellt.
|
vorl. JÜ |
vorl. JÜ |
vorl. JÜ ohne GewSt/KSt |
OG |
OT |
|
EUR |
EUR |
Erlöse |
1.100.000 |
540.000 |
Aufwand |
–160.000 |
–60.000 |
Löhne |
–240.000 |
–120.000 |
Darlehenszins |
–300.000 |
–260.000 |
Geldbuße |
–10.000 |
–1.000 |
KSt 15 % |
|
|
vorläufiges Ergebnis |
390.000 |
99.000 |
Ausgehend von diesen Zahlen wird nach obigem Schema weitergerechnet.
Ermittlung des vorläufigen körperschaftsteuerlichen Einkommens (Einkommen vor GewSt-Rst):
vorl. körperschaftsteuerliches Einkommen |
OG |
OT |
|
EUR |
EUR |
vorl. Ergebnis |
390.000 |
99.000 |
Nicht abziehb. BA |
10.000 |
1.000 |
Zwischensumme |
400.000 |
100.000 |
vorläufiges Einkommen |
400.000 |
100.000 |
GewSt-Rückstellung berechnen:
GewSt-Rst |
OG |
OT |
|
EUR |
EUR |
vorl. Gewinn aus Gew.-Betrieb |
400.000 |
100.000 |
Entgelte f. Schulden: (Darlehenszins – 200 TEUR) × 25 % |
25.000 |
15.000 |
Zwischensumme |
425.000 |
115.000 |
Rundung |
425.000 |
115.000 |
Freibetrag |
0 |
0 |
Zwischensumme |
425.000 |
115.000 |
Zurechnung an OT |
–425.000 |
425.000 |
vorläufiger Gewerbeertrag |
0 |
540.000 |
Steuermesszahl |
|
3,5 % |
Messbetrag |
|
18.900 |
Hebesatz |
|
367 % |
GewSt-Rst |
|
69.300 |
Der durchschnittliche Hebesatz wird nach dem Verhältnis der Arbeitslöhne und der Hebesätze in den Gemeinden ermittelt:
Gemeinde |
A |
B |
gesamt |
|
EUR |
EUR |
EUR |
Löhne |
240.000 |
120.000 |
360.000 |
Anteil |
2/3 |
1/3 |
|
Hebesatz |
400 % |
300 % |
|
anteiliger Hebesatz |
267 % |
100 % |
|
durchschnittlicher Hebesatz |
>> |
>> |
367 % |
GewSt-Rst in die GuV einstellen:
JÜ mit GewSt-Aufwand |
OG |
OT |
|
EUR |
EUR |
Erlöse |
1.100.000 |
540.000 |
Aufwand |
–160.000 |
–60.000 |
Löhne |
–240.000 |
–120.000 |
GewSt-Aufwand |
0 |
–69.300 |
Darlehenszins |
–300.000 |
–260.000 |
Geldbuße |
–10.000 |
–1.000 |
KSt 15 % |
|
|
Ergebnis |
390.000 |
29.700 |
Gewinnabführung |
–390.000 |
390.000 |
JÜ |
0 |
419.700 |
Ermittlung des endgültigen körperschaftsteuerlichen Einkommens und Berechnung der KSt und des SolZ:
Einkommen |
OG |
OT |
Probe/gesamt |
|
EUR |
EUR |
EUR |
JÜ vorl. |
0 |
419.700 |
419.700 |
Korrektur Gewinnabführung |
390.000 |
–390.000 |
0 |
KSt 15 % |
0 |
0 |
0 |
GewSt-Aufwand |
0 |
69.300 |
69.300 |
Nicht abziehbare BA |
10.000 |
1.000 |
11.000 |
Vorl. Einkommen |
400.000 |
100.000 |
500.000 |
Vorl. Zurechnung beim OT |
–400.000 |
400.000 |
|
zu versteuerndes Einkommen |
0 |
500.000 |
500.000 |
KSt 15 % |
0 |
75.000 |
75.000 |
SolZ 5,5 % d. KSt |
|
4.125 |
4.125 |
Die Spalte Probe/gesamt geht in keine Steuererklärung ein und dient lediglich der ...