I. Weitgehende Anwendung der ZPO.
Rn 2
I 1 schließt in Ehe- u Familienstreitsachen das 1. Buch des FamFG (AT) m Ausn der Vorschriften über die EA (Abschn 4) u des Rechtsmittelverfahrens (Abschn 5) sowie des Abschn 9 weitgehend aus. Stattdessen gelten gem I 2 überwiegend die Allg Vorschriften der ZPO sowie der Vorschriften der ZPO über das Verfahren vor den Landgerichten. Obgleich die FamG Abteilungen der Amtsgerichte sind, finden die Vorschriften der §§ 495 ff ZPO über das Verfahren vor den Amtsgerichten in Familiensachen keine Anwendung, da diese nicht für das in Ehe- u Familienstreitsachen vorherrschende Verfahren m Anwaltszwang (§ 114 I) konzipiert sind. Infolge der Verweisung in I 2 auf die ZPO unterliegen die Ehe- u Familienstreitsachen grds auch den zivilprozessualen Verfahrensmaximen/-grundsätzen, also der Dispositionsmaxime (Verfügungsgrundsatz), dem Verhandlungs- bzw Beibringungsgrundsatz (im Gegensatz zum Untersuchungsgrundsatz) sowie dem Mündlichkeits- u Unmittelbarkeitsgrundsatz (zu den zivilprozessualen Verfahrensmaximen/-grundsätzen vgl Einl Rn 23 ff). Ausn bestehen in Ehesachen v der Dispositionsmaxime (Verfügungsgrundsatz) u dem Verhandlungs- bzw Beibringungsgrundsatz (§§ 113 IV Nrn. 5, 6, 127, 130 II) sowie v Letztgenanntem auch in Unterhaltssachen (§§ 235 f).
II. Konkret anwendbare Vorschriften der ZPO.
Rn 3
Während I 1 die nicht anwendbaren Vorschriften des FamFG, welche infolge eines Redaktionsversehens um den nicht aufgeführten § 96a zu ergänzen sind, ausdr nennt, führt I 2 die stattdessen geltenden Vorschriften der ZPO nicht explizit auf. Es sind in Ehe- u Familienstreitsachen anwendbar: §§ 2–11 ZPO; §§ 12–32 ZPO, jedoch gem §§ 122, 232 III, 262 II, 267 II nur subsidiär in Familienstreitsachen; § 33 ZPO bzgl isolierter Familienstreitsachen (Schlesw FamRZ 15, 1519); §§ 34–37 ZPO; §§ 41–49 ZPO; §§ 50–77 ZPO m § 125 als Sonderregelung in Ehesachen; § 78 IV ZPO (umstr, s § 114 Rn 1), während § 78 I–III ZPO v § 114 I–IV verdrängt werden; §§ 78b–90 ZPO m der Ergänzung durch §§ 114 V, 138 in Ehesachen; §§ 91–113 ZPO m den unter Berücksichtigung der Wertung der §§ 91 ff ZPO auch in der Beschwerdeinstanz vorrangigen Sonderregelungen der §§ 132, 150, 243 (BGH FamRZ 23, 117 zu § 150); §§ 114–137 ZPO; § 138 ZPO, jedoch modifiziert durch §§ 113 IV Nr 1, 127 in Ehesachen; §§ 139–144 ZPO, jedoch in Ehesachen § 141 ZPO modifiziert durch § 128u §§ 142–144 ZPO modifiziert durch § 127 sowie in Unterhaltssachen § 142 ZPO ergänzt durch §§ 235 f; §§ 145–155 ZPO m §§ 126, 136 f, 140 als Sonderregelungen in Ehesachen; §§ 156–195 ZPO; § 214 ZPO; § 215 ZPO m Ausn des in § 215 I 2 ZPO enthaltenen Hinweises auf § 708 Nr 2 ZPO, da § 708 ZPO wg des vorrangigen § 120 nicht anwendbar ist; §§ 216–229 ZPO außer § 227 III ZPO (§ 113 III); §§ 230 f, 233–238 ZPO (anstatt § 232 ZPO gilt der in § 113 I 1 nicht ausgeschlossene § 39), wobei der Verweis in § 117 V wg der Generalverweisung in § 113 I 2 überflüssig ist (s § 117 Rn 1, 11); §§ 239–251 ZPO m § 131 als Sonderregelung in Ehesachen; § 251a ZPO gem § 130 II nur in Familienstreitsachen; § 252 ZPO; § 253 ZPO m §§ 124, 133 als Sonderregelungen in Ehesachen; § 254 ZPO m der Ergänzung durch § 235 in Unterhaltsachen; §§ 255–262 ZPO; §§ 263–268 ZPO, jedoch gem § 113 IV Nr 2 die §§ 263 f, 267 f ZPO nicht in Ehesachen, während die §§ 265 f ZPO in Ehesachen bereits ihrer Natur nach nicht anwendbar sind; § 269 ZPO m der Ergänzung durch §§ 134 I, 141, 150 II 2 in Ehesachen; §§ 270 f ZPO; § 272 ZPO, jedoch gem § 113 IV Nr 3 nicht in Ehesachen; § 273 ZPO, in Unterhaltssachen erweitert durch §§ 235 f; § 274 ZPO; §§ 275–277 ZPO, jedoch gem § 113 IV Nr 3 nicht in Ehesachen; §§ 278 f ZPO m Ausn v § 278 II–V ZPO gem § 113 IV Nr 4 in Ehesachen; §§ 279–287 ZPO, jedoch § 286 ZPO modifiziert durch § 127 II in Ehesachen; §§ 288–290 ZPO, außer in Ehesachen (§ 113 IV Nr 5); §§ 291–295 u § 296a ZPO, nicht jedoch § 296 I, II ZPO (s § 115 Rn 1), an dessen Stelle § 115 tritt, der in Ehesachen durch die eingeschränkte Amtsermittlung gem § 127 weiter eingeschränkt wird; umstr hinsichtlich § 296 III ZPO (s § 115 Rn 1); §§ 297–299a ZPO; §§ 300–308 ZPO, jedoch modifiziert durch §§ 38, 116 I, 142 I u unter Ausschluss v § 307 ZPO in Ehesachen (§ 113 IV Nr 6); §§ 309–312 ZPO, weshalb Entscheidungen in Beschlussform, die in Zivilsachen nach der ZPO in Urteilsform ergehen (sog urteilsvertretender Beschl), stets – also auch wenn nach §§ 117 III, 68 III 2 verfahren wird (aA Zö/Feskorn § 38 Rz 16 mH auf § 329 I 1 ZPO) – zu verkünden sind u im Namen des Volkes ergehen (BGH FamRZ 12, 1287; 16.10.19 – XII ZB 341/17 https://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=en&sid=5ebe38acf482869027d5ca39dbb98667&nr=101339&pos=0&anz=1; s.a. § 117 Rn 7 mH zu Ausn); §§ 314–321a ZPO (aA zu § 314 ZPO Sternal/Weber Rz 10), u zwar auch § 315 I ZPO, der den in Ehe- u Familienstreitsachen anwendbaren § 38 III 2 präzisiert (aA Sternal/Weber Rz 10), sowie § 315 II, III ZPO, da § 38 III 3 seinem Wortlaut nach bei verkündeten Beschl keine Anwendung findet; §§ 322–327 ZPO, außer §§ 3...