I. Beteiligung öffentlicher Stellen.
Rn 5
III nimmt – wie auch § 10 IV 2 – Behörden u juristische Personen des Öffentlichen Rechts v Anwaltszwang nach I, II aus. Das gilt auch vor dem BGH, wobei hier der Vertreter jedoch die Befähigung zum Richteramt haben muss. Hauptanwendungsfall v III sind das JugA u die öffentlich-rechtlichen Versorgungsträger. Die Befreiung nach III greift nicht, wenn die öffentliche Stelle nicht als Beteiligter, sondern lediglich – zB nach § 5 V 3 AUG – als Bevollmächtigter eines anderen Beteiligten handelt (München FamRZ 15, 1520).
II. Sonderfälle.
Rn 6
IV enthält eine enumerative Aufzählung v Angelegenheiten, die v für Ehe- u Folgesachen sowie für selbstständige Familienstreitsachen nach I, II geltenden Anwaltszwang befreit sind; er dispensiert also auch v Anwaltszwang nach II (BGH FamRZ 10, 1425; aA wohl MüKoFamFG/Fischer Rz 15, 17 u ThoPu/Hüßtege Rz 5). Dabei ist der Umfang der Befreiung nach IV jedoch beschränkt auf das Verfahren innerhalb der jeweiligen Instanz; die Befreiung nach IV gilt nicht für Rechtsmittelverfahren (BGH FamRZ 10, 1425; s Rn 7 f). Nr 3, 4, 7 s Rn 2. Nr 5 (s Rn 8) findet sich ebf in § 10 IV 1. Nr 6 befreit iVm § 78 III ZPO ua v Anwaltszwang bei Verfahrenshandlungen, die vor dem UdG vorgenommen, also zu Protokoll bzw Niederschrift der Geschäftsstelle erklärt werden können (§§ 44 I, 91a I 1, 109 III 1, 117 I 1, 118 I 2, 129 II, 248 I, 406 II 3, 486 IV, 569 III [s.a. Rn 7], 573 I 2, 696 IV 2, 697 IV 2, 920 III, 924 II 3 ZPO; §§ 64 II 1 (eingeschränkt durch § 64 II 2), 134 I, II 2, 140 V, 257 S 1). Damit sind Nr 3, 4 wg §§ 134 I, II 2, 140 V an sich überflüssig. Unter Nr 6 fällt gem § 64 II 1 auch die Einlegung der Beschwerde. Abw v Wortlaut des § 64 II 2 ist die Einlegung der Beschwerde zur Niederschrift der Geschäftsstelle über Verfahren in Ehe- u Familienstreitsachen hinaus jedoch in allen Fällen ausgeschlossen, in denen das Verfahren schon in erster Instanz als Anwaltsverfahren zu führen war wie zB gem § 114 I in fG-Folgesachen (BGH FamRZ 17, 1151).
III. Sofortige Beschwerde.
Rn 7
§ 569 III Nr 1 ZPO bestimmt allg, dass die sofortige Beschwerde zu Protokoll der Geschäftsstelle iSv IV Nr 6 iVm § 78 III ZPO erklärt werden kann, wenn für das Verfahren (den Rechtsstreit) in erster Instanz kein Anwaltszwang besteht. Verfahren (Rechtsstreit) idS ist dabei stets das Hauptverfahren u nicht ein Zwischen-/Nebenverfahren, auch wenn in diesem die sofortige Beschwerde eingelegt werden soll. Aus diesem Grund unterliegt zwar das Ablehnungsgesuch als solches gem § 44 I ZPO (iVm § 6 I bzw § 113 I 2), § 114 IV Nr 6, § 78 III ZPO in einem ansonsten dem Anwaltszwang unterfallenden Verfahren (zB Ehescheidung) nicht ebf dem Anwaltszwang; für die sofortige Beschwerde gg einen das Ablehnungsgesuch zurückweisenden Beschl (§ 6 II bzw § 113 I 2 iVm § 46 II aE ZPO) gilt dann aber in einem ansonsten dem Anwaltszwang unterliegenden Verfahren (zB Ehescheidung) dennoch der Anwaltszwang (Dresden FamRZ 13, 1920; Frankf NJW-RR 09, 415; Zweibr MDR 08, 102). Während die gg die nach Antragsrücknahme in einem dem Anwaltszwang unterliegenden Verfahren getroffene Kostengrundentscheidung gerichtete sofortige Beschwerde ebf dem Anwaltszwang unterliegt (Zweibr FamRZ 14, 1393), gilt dies nach §§ 113 I 2, 114 IV Nr 6 iVm §§ 569 III Nr 1, 91a I 1, 78 III ZPO nicht für die Kostenbeschwerde nach übereinstimmender Erledigungserklärung.
IV. Verfahrenskostenhilfe.
Rn 8
In erster u zweiter Instanz besteht kein Anwaltszwang (§ 114 IV Nr 5 bzw § 10 IV 1), auch nicht für einen Vergleichsabschluss (§ 76 I bzw § 113 I 2 jew iVm § 118 I 3 aE ZPO). Das gilt auch für die sofortige Beschwerde (§§ 76 II bzw 113 I 2 jew iVm §§ 127 II 2, 569 III Nr 2, 571 IV, 78 III ZPO, § 114 IV Nr 6). Die Rechtsbeschwerde zum BGH kann auch im VKH-Verfahren allerdings gem § 114 II wirksam nur durch einen beim BGH zugelassenen RA eingelegt werden (BGH FamRZ 10, 1425). Demggü besteht auch vor dem BGH nach § 114 IV Nr 5 bzw § 10 IV 1 kein Anwaltszwang für die Beantragung v VKH für ein drittinstanzliches Verfahren vor dem BGH (BGH FamRZ 19, 1077; 10, 1425). Denn der Umfang der Befreiung nach § 114 IV Nr 5 bzw § 10 IV 1 beschränkt sich auf das Verfahren über die VKH innerhalb der jeweiligen Instanz (BGH FamRZ 10, 1425; s Rn 6).
V. Verfahren vor dem Rechtspfleger.
Rn 9
§ 114 I u § 78 I ZPO gelten nicht in Verfahren vor dem Rechtspfleger (§ 13 RPflG). Das betrifft va das Kostenfestsetzungsverfahren (§ 21 I Nr 1 RPflG). Gem § 569 III Nr 1 ZPO (zB iVm § 104 III 1 ZPO, § 113 I 2 bzw § 85) unterliegt auch das Beschwerdeverfahren nicht dem Anwaltszwang (BGH MDR 06, 1076 [BGH 26.01.2006 - III ZB 63/05]), Letzteres gilt jedoch – m Ausn der Beantragung v VKH für das drittinstanzliche Verfahren vor dem BGH (s Rn 8) – nicht für die Rechtsbeschwerde (§§ 574 ff ZPO, § 114 II bzw §§ 70 ff, 10 IV).