a) Folgesachen iSv § 137 Abs 2 S 1.
Rn 28
Folgesachen iSv II 1 müssen spätestens 2 Wochen vor der mündlichen Verhandlung im ersten Rechtszug in der Scheidungssache (vgl Köln FamRZ 15, 1128 zum Anhängigmachen in der Beschwerdeinstanz) von einem Ehegatten anhängig gemacht werden. Der Gesetzgeber hat die Einführung dieser Frist in Abkehr der in § 623 IV ZPO aF enthaltenen Regelung für erforderlich gehalten, um einer in der Praxis verbreiteten Übung entgegenzuwirken, Folgesachen aus taktischen Gründen zum spätestmöglichen Zeitpunkt (zB durch Übergabe eines Schriftsatzes in der mündlichen Verhandlung) anhängig zu machen. Da eine Vorbereitung auf die neuen Streitpunkte zumindest für das Gericht nicht mehr möglich war, mussten Termine kurzfristig verlegt, aufgehoben oder die Verhandlung vertagt werden (BTDrs 16/6308, 374).
Rn 29
Ein isoliert gestellter Antrag auf Bewilligung von VKH für eine nur beabsichtigte Folgesache führt die Anhängigkeit einer Folgesache iSv II 1 nicht herbei (MüKoFamFG/Heiter § 137 Rz 37; Sternal/Weber § 137 Rz 20; BGH FamRZ 12, 863 Rz 22; vgl auch BGH FamRZ 12, 783 Rz 21 zu Art 111 FGG-RG; aA Prütting/Helms/Helms § 137 Rz 50; wohl auch Dutta/Jacoby/Schwab/Lies-Benachib § 137 Rz 6.1; Roßmann FuR 19, 430, 432; Hamm FamRZ 12, 655; Oldbg FamRZ 12, 656; Bambg FamFR 11, 164). Allerdings wird die Stellung eines VKH-Antrags Anlass für eine Verlegung des Termins sein (BGH FamRZ 12, 863 Rz 22; Prütting/Helms/Helms § 137 Rz 50; MüKoFamFG/Heiter § 137 Rz 37; Bork/Jacoby/Schwab/Löhnig (3. Aufl) § 137 Rz 5).
Rn 30
Die Frist von 2 Wochen ist vom Termin zur mündlichen Verhandlung rückwärts zu rechnen und gem § 113 I 2 iVm § 222 ZPO, §§ 187 I, 188 II BGB zu berechnen; diese Vorschriften sind auf rückwärts zu rechnende Fristen entspr anzuwenden (BGH MDR 13, 925; Dresd FamRZ 13, 1329; MüKoFamFG/Heiter § 137 Rz 55; Zö/Lorenz § 137 Rz 27; Roßmann FuR 19, 430, 432 f). Zwischen dem Eingangstag des Folgesachenantrags und dem Terminstag müssen 14 volle Tage liegen (BGH MDR 13, 925 mwN; Dresd FamRZ 13, 1329; Brandbg FamRZ 12, 892). Eine Verlängerung dieser Frist durch das Gericht ist nicht möglich, § 224 II ZPO (MüKoFamFG/Heiter § 137 Rz 57).
Rn 31
Maßgebend ist nicht der erste Termin zur mündlichen Verhandlung, der möglicherweise zur Anhörung der Ehegatten nach § 128 und der Erörterung des VA bzw der bereits anhängigen Folgesachen bestimmt worden ist. Abzustellen ist vielmehr auf den letzten Termin in der Scheidungssache. Es ist also ausreichend, dass die Folgesache fristgerecht vor dem Fortsetzungstermin anhängig gemacht wird, auf den die mündliche Verhandlung geschlossen und die Scheidung ausgesprochen wird (BGH FamRZ 12, 863; Hamm FamRZ 10, 2091; Oldbg FamRZ 10, 2015; Prütting/Helms/Helms § 137 Rz 47; MüKoFamFG/Heiter § 137 Rz 52). Termin zur mündlichen Verhandlung kann daher sowohl ein erster Termin als auch ein ›Fortsetzungstermin‹ sein, der anberaumt wurde, weil die Voraussetzungen für eine einheitliche Entscheidung (§ 142 I) im vorausgegangenen Termin noch nicht vorlagen (BGH FamRZ 12, 863, 866 Tz 33; vgl auch KG FamRZ 18, 125 zum Vertrauensschutz). Wird der zunächst angesetzte Termin (mehrfach) verlegt, muss die Frist bezüglich des verlegten Termins nicht gewahrt werden (Köln FamRZ 20, 1586; Hamm FamRZ 13, 965, 966; Prütting/Helms/Helms § 137 Rz 48 mwN; Zö/Lorenz § 137 Rz 28; vgl aber Stuttg FamRZ 21, 702). Nach Aufhebung und Zurückverweisung durch das Beschwerdegericht, etwa nach Bejahung der Scheidungsvoraussetzungen (erst) in zweiter Instanz, beginnt die Frist des Abs 2 erneut zu laufen (Prütting/Helms/Helms § 137 Rz 53; MüKoFamFG/Heiter § 137 Rz KG FamRZ 17, 1018; Brandbg FamRZ 16, 484; Köln FamRZ 15, 1128; Ddorf FamRZ 11, 298).
Rn 32
Das Gericht hat eine angemessene Ladungsfrist einzuhalten; eine Ladungsfrist von einer Woche gem § 113 I 2 iVm § 217 ZPO genügt nicht; die Vorschrift des § 32 II ist in Ehesachen nicht anwendbar. Der BGH hat inzwischen entschieden, dass das Familiengericht den Termin in einer Scheidungssache so zu bestimmen hat, dass es den beteiligten Ehegatten nach Zugang der Ladung möglich ist, unter Einhaltung der Zweiwochenfrist gem § 137 II 1 eine Folgesache anhängig zu machen. Zur Vorbereitung eines Antrags muss den Ehegatten zusätzlich eine Woche zur Verfügung stehen ›zwei plus eine Woche‹ (BGH MDR 13, 925; FamRZ 12, 863). Anderenfalls haben die Ehegatten einen Anspruch auf Terminsverlegung (BGH FamRZ 12, 863; Stuttg FamRZ 11, 1083; Prütting/Helms/Helms § 137 Rz 48b; MüKoFamFG/Heiter § 137 Rz 60b; Zö/Lorenz § 137 Rz 29; Dutta/Jacoby/Schwab/Lies-Benachib § 137 Rz 8; ThoPu/Hüßtege § 137 Rz 20b).
Rn 33
Wird die gem § 137 II 1 einzuhaltende Frist versäumt, ist das verspätet als Folgesache anhängig gemachte Verfahren als selbständige Familiensache zu behandeln; das nicht verbundfähige Verfahren ist analog § 145 I ZPO abzutrennen (Prütting/Helms/Helms § 137 Rz 48b; MüKoFamFG/Heiter § 137 Rz 63; Sternal/Weber § 137 Rz 26; ThoPu/Hüßtege § 137 Rz 20g mwN; aA J/H/A/Markwardt § 137 Rz 16; AG Erfurt FamRZ 11, 1416: Abweisung als unzulä...