Rn 22
Abänderbare Entscheidungen sind nicht nur Erstentscheidungen zum Sorge- und Umgangsrecht, sondern auch Abänderungsentscheidungen sowie Entscheidungen des Rechtsmittelgerichts (Prütting/Helms/Hammer § 166 Rz 3; Musielak/Borth/Borth/Grandel (6. Aufl) § 166 Rz 3; Staud/Coester § 1696 Rz 35; Grüneberg/Götz § 1696 Rz 2; Bartels FuR 19, 77, 81). Der Abänderung unterliegen auch Entscheidungen ausländischer Gerichte, sofern sie anerkannt werden können (Prütting/Helms/Hammer § 166 Rz 3; PWW/Ziegler § 1696 Rz 1; Stuttg FamRZ 18, 39; Hamm FuR 15, 58; Bartels FuR 19, 77, 81).
Rn 23
Die abzuändernde Entscheidung muss formell rechtskräftig sein; kann die Entscheidung noch mit Rechtsmitteln angefochten werden, obliegt die Prüfung der Abänderbarkeit ausschließlich dem Rechtsmittelgericht (Prütting/Helms/Hammer § 166 Rz 3; MüKoFamFG/Heilmann § 166 Rz 14).
Rn 24
Die Abänderung einer gerichtlichen Entscheidung nach § 1696 I BGB erfolgt nach hM vAw nach pflichtgemäßem Ermessen; es bedarf also keines Antrags. Wird ein solcher gestellt, ist er als Anregung zu verstehen (Heilmann/Heilmann§ 1696 Rz 10; Staud/Coester § 1696 Rz 135; Grüneberg/Götz § 1696 BGB Rz 16; BeckOK BGB/Veit § 1696 Rz 52; Bartels FuR 2019, 77, 83; Celle ZKJ 2011, 433; KG FamRZ 2019, 708). Nach anderer, vorzugswürdiger Ansicht ist darauf abzustellen, ob das Ausgangsverfahren ein Antragsverfahren iSv § 23 oder ein Amtsverfahren iSv § 24 war (vgl die überzeugende Begr bei Prütting/Helms/Hammer § 1696 Rz 11; wohl auch Dutta/Jacoby/Schwab/Lack § 166 Rz 11; MüKoFamFG/Heilmann § 166 Rz 16: Reduzierung des richterlichen Ermessens in reinen Antragsverfahren [etwa § 1671 BGB]; ähnl wohl auch Staud/Coester § 1696 Rz 136 für den Fall einer abzuändernden Entscheidung auf der Grundlage von § 1671 I 2 Nr 1 BGB; Frankf FamRZ 21, 205; Hambg FamRZ 21, 201).
Rn 25
Folgt das Gericht einer Anregung nicht und leitet es kein Abänderungsverfahren ein, stellt eine entsprechende Mitteilung gem § 24 II an den ›Antragsteller‹ keine rechtsmittelfähige Entscheidung dar (Sternal/Sternal § 24 Rz 10; Prütting/Helms/Ahn-Roth § 24 Rz 11 f; Schulte-Bunert/Weinreich/Brinkmann § 24 Rz 6; MüKoFamFG/Ulrici § 24 Rz 13; BGH FGPrax 12, 169; Frankf FamRZ 15, 1991). Wird jedoch durch die Verweigerung vAw zu treffender Maßnahmen in subjektive Rechte des Anregenden eingegriffen, kommt die Beschwerde gegen die ablehnende Entscheidung in Betracht (Schulte-Bunert/Weinreich/Brinkmann, § 24 Rz 6; Sternal/Sternal § 24 Rz 10; Bartels FuR 19, 77, 83; Kobl FamRZ 17, 898; Frankf FamRZ 15, 1991; Brandbg FamRZ 15, 1993; Hamm FGPrax 10, 322; aA MüKoFamFG/Ulrici § 24 Rz 13).
Rn 26
Nach Sinn und Zweck der Vorschrift ist § 1696 I BGB auch anzuwenden, wenn eine gerichtliche Sorgeentscheidung (Übertragung des Aufenthaltsbestimmungsrechts auf einen Elternteil zur Installierung des Residenzmodells) in einem nachgehenden Umgangsverfahren (Einrichtung der paritätischen Betreuung des Kindes in einem Wechselmodell) abgeändert werden soll (Frankf FamRZ 19, 206; zust Staud/Dürbeck § 1684 Rz 557.1).
Rn 27
Eine gerichtliche Umgangsregelung, die sich iRd familiengerichtlichen Regelungsbefugnis des Umgangs hält (§§ 1684 I, III BGB), ist nach dem Maßstab des § 1696 I 1 BGB abzuändern. Dies gilt auch bei der Regelung einer paritätischen Betreuung des Kindes im Wechselmodell als gerichtliche Umgangsregelung oder als gerichtlich gebilligter Vergleich (Staud/Coester § 1696 BGB Rz 38a, b mwN). Wird demgegenüber die Abänderung einer Umgangseinschränkung iSd § 1684 IV 1, 2 BGB begehrt, ist zu prüfen, ob die Voraussetzungen dieser kindesschutzrechtlichen Maßnahme weiter vorliegen, § 1696 II BGB (AG Flensburg 10.10.18 – 90 f 145/17, juris; Schlesw FamRZ 16, 1788). Soll erstmals eine Umgangseinschränkung (zB Umgangsausschluss) erfolgen, ist Maßstab der Abänderung nicht § 1696 I BGB, sondern zB § 1684 IV BGB (Saarbr FF 19, 121; FamRZ 15, 344).