Rn 5
Unter den weiten Begriff der unerlaubten Handlung iSd § 32 fallen wegen ihres deliktischen bzw deliktsähnlichen Charakters auch Ansprüche aus §§ 858 ff BGB (Zö/Schultzky Rz 7; Musielak/Voit/Heinrich Rz 2; beachte auch den Schutzgesetzcharakter des § 858 BGB iRd § 823 II BGB, vgl dazu nur BGHZ 73, 355, 362; NJW 20, 755; Grüneberg/Herrler § 858 Rz 1), §§ 989, 990, 992 BGB (Zö/Schultzky Rz 7; Musielak/Voit/Heinrich Rz 2; Spickhoff ZZP 109, 493, 514), § 1004 BGB in direkter Anwendung (Zö/Schultzky Rz 7; für nachbarrechtliche Abwehrklagen beachte aber § 24; vgl BayObLGZ 96, 14; München MDR 19, 348) und analoger Anwendung (vgl etwa BGHZ 197, 213 – Autocomplete-Funktion; BGH VersR 19, 243 zu § 29 BDSG aF; Celle GRURINT 77, 238 ff; Köln DtZ 91, 27 ff; KG NJW 97, 3321; Brandenbg AnwBl 03, 120 f [OLG Brandenburg 12.06.2002 - 1 W 10/02]; Brandbg 22.7.09 – 4 U 2/09; München RDV 08, 24 f [OLG München 30.10.2007 - 31 AR 252/07]; Karlsr GRUR 20, 1109 [OLG Karlsruhe 10.06.2020 - 6 U 129/18]), aus unerlaubter Eigengeschäftsführung nach § 687 II BGB (Hamm 10.10.02, 22 U 46/02, LS in: OLGR 03, 82; Zö/Schultzky Rz 8; Musielak/Voit/Heinrich Rz 9), aus ungerechtfertigter Bereicherung wegen Eingriffskondiktion nach § 812 I 1 Alt 2 BGB (München 23.3.23 – 29 U 3365/17; Zö/Schultzky Rz 8; Musielak/Voit/Heinrich Rz 7; MüKoZPO/Patzina Rz 17; Spickhoff ZZP 109, 493, 513; vgl auch BayObLG 4.5.20 – 1 AR 14/20), nicht aber bei den übrigen Kondiktionstatbeständen (vgl § 29 Rn 5). Eine Ausnahme gilt nur dort, wo der Kondiktionsanspruch auf eine unerlaubte Handlung iwS gestützt wird, wie etwa bei der Anfechtung wegen arglistiger Täuschung (vgl BayObLG MDR 03, 1311 [BayObLG 12.06.2003 - 1 Z AR 26/03]; Ddorf NJW-RR 18, 573 [OLG Düsseldorf 30.10.2017 - I-5 Sa 44/17]; § 29 Rn 5). Wegen der Ähnlichkeit zu den Tatbeständen der Gefährdungshaftung (vgl Rn 6) wird man auch die Haftung des Gastwirtes nach § 701 BGB unter den Begriff der unerlaubten Handlung iSd § 32 subsumieren können (Musielak/Voit/Heinrich Rz 13; St/J/Roth Rz 24; aA Zö/Schultzky Rz 15). Es handelt sich insoweit um einen Fall der verschuldensunabhängigen Haftung für Betriebsgefahr iRe gesetzlichen Schuldverhältnisses, das losgelöst von einem (Beherbergungs-)Vertrag besteht (vgl BGHZ 32, 149, 150 f; Grüneberg/Sprau Einf v § 701 Rz 1; PWW/Fehrenbacher § 701 Rz 1). Dagegen fällt der Anspruch aus § 906 II 2 BGB nicht in den Anwendungsbereich, da es sich um keinen deliktischen Anspruch handelt (vgl nur BGH NJW 10, 3160 [BGH 23.07.2010 - V ZR 142/09]).