Prof. Dr. Christian Katzenmeier
I. Beweisantritt.
Rn 2
Allg s § 284 Rn 39 f.
1. Bestimmtheit.
Rn 3
Dem Erfordernis der Bezeichnung der zu begutachtenden Punkte genügt eine summarische Angabe. Die Informationsnot der beweispflichtigen Partei wird berücksichtigt, so dass keine sachverständige Substantiierung verlangt wird; es muss nur das Ergebnis, zu dem der SV kommen soll, mitgeteilt werden, nicht aber der Weg, auf dem dies geschieht (BGH NJW-RR 22, 69, 70; NJW 95, 130, 131; zur ggf konkreteren und umfassenderen Beweisfrage im Gerichtsbeschl vgl BGH VersR 82, 168; Oldbg MDR 08, 527 = MedR 08, 618; s.a. Rn 1 und § 144, § 404a Rn 3–16). Ggf muss das Gericht durch einen Hinweis nach § 139 I 2 auf Ergänzung des (Anknüpfungs-/Anschluss-)Tatsachenvortrags hinwirken (BGH VersR 09, 517). Allg unzulässig ist ein Ausforschungsbeweis (s § 284 Rn 24 f). Die Person des SV braucht nicht bezeichnet zu werden (Auswahl obliegt dem Gericht, § 404 I, zu Parteivorschlägen s § 404 IV, V).
2. Verzicht.
Rn 4
S allg § 284 Rn 39, § 399. Da der Sachverständigenbeweis anders als der Zeugenbeweis auch vAw erhoben werden kann, schließt ein Verzicht die Beweiserhebung nicht zwangsläufig aus. Eine Anordnung vAw ist aber unzulässig, wenn die Parteien sich übereinstimmend dagegen aussprechen (str, vgl § 404 Rn 14). Eine solche Erklärung kann uU in einer Verzichtserklärung enthalten sein (§§ 133, 157 BGB entspr, § 139 ist zu beachten).
II. Ablehnung.
Rn 5
Allg zur Ablehnung eines Beweisantrags s § 284 Rn 43 ff, zur Bestimmtheit Rn 3, zur Beweisbedürftigkeit Rn 1. Der Sachverständigenbeweis kann bei eigener Sachkunde des Gerichts entbehrlich sein. Nicht alle Mitglieder des Gerichts müssen sachkundig sein, der Sachverstand kann unter ihnen vermittelt (BGHSt 2, 164, 165; 12, 18, 19 f), uU auch erst erworben werden, zB anhand von Fachbüchern (BGH MDR 07, 538; NJW 77, 2120), nicht jedoch gestützt auf ein anderes Gutachten (BVerwG NJW 09, 2614 [BVerwG 29.05.2009 - BVerwG 2 B 3.09]; s.a. § 412 Rn 1, 4). Den Parteien ist das Bestehen und die Quelle der besonderen Sachkunde mitzuteilen und Gelegenheit zur Stellungnahme zu gewähren, beides ist in den Urteilsgründen darzulegen und das erzielte Ergebnis eingehend zu begründen (BGH NJW 15, 1311; 18, 2730; VersR 19, 1033, 1034; 19, 497, 498 f; NJW 19, 2607). Wird auf Fachliteratur zurückgegriffen, ist zu erklären, welche Kenntnisse die Richter zur Auswertung befähigen (BGH NJW 00, 1946, 1947; NJW-RR 07, 357). Bei besonders komplexen und schwierigen Sachfragen wird idR ein Sachverständigengutachten unentbehrlich sein (etwa bei medizinischen Haftungsfällen, vgl BGH MedR 09, 342, 343 = VersR 08, 1216, 1217; NJW 00, 1946, 1947; VersR 79, 939, 941). Ein Beweishindernis kann sich zB aus dem Erfordernis der Mitwirkung einer Partei oder eines Dritten bei einer ärztlichen Untersuchung ergeben (zB Begutachtung eines Elternteils im Sorgerechtsverfahren, BGH NJW 10, 1351, 1353 [BGH 17.02.2010 - XII ZB 68/09]; allg Bayerlein/Bleutge/Roeßner/Grossam § 15 Rz 83 ff mwN); s aber § 144 I 2, 3 und Rn 1. Zum Auslagenvorschuss s § 402 Rn 2 zu § 379.
III. Rechtsmittel.
Rn 6
Kommt das Gericht einem Antrag unberechtigt nicht nach (teils aber nur Überprüfung auf Ermessensfehler, s Rn 1), stellt dies einen Verfahrensfehler dar, der im Berufungs- und Revisionsverfahren zu einer Aufhebung führen kann, s.a. § 284 Rn 43, § 412 Rn 6. Zur Überprüfung des Ermessens bzgl einer Beweiserhebung vAw s.a. § 144 Rn 3, 6 f.