Gesetzestext

 

Der Sachverständige erhält eine Vergütung nach dem Justizvergütungs- und -entschädigungsgesetz.

A. Normzweck und Systematik.

 

Rn 1

Verfahren, Gegenstand und Höhe der Vergütung des SV richten sich nach dem JVEG (s.a. § 1 I 2 JVEG; näher Ulrich/Ulrich Die SV und ihr Honorar S 327 ff). Der Begriff der Vergütung umfasst ein Honorar, Fahrtkostenersatz, Entschädigung für Aufwand sowie Ersatz für sonstige und für besondere Aufwendungen (§ 8 I Nr 1–4, §§ 5–12, Anl 1 zu § 9 I, Anl 2 zu § 10 I JVEG). Der Anspruch richtet sich gegen die Staatskasse (zur Kostenpflicht der Parteien §§ 91 ff iVm GKG; nach dem JVEG zu zahlende Beträge gehören als Auslagen gem KV-GKG 9005 zu den Gerichtskosten). Zur öffentlich-rechtlichen Rechtsbeziehung zwischen SV und Staat s Rn 4, s.a. vor §§ 402 ff Rn 16 f.

B. Einzelerläuterungen.

I. Vergütungsvoraussetzungen.

 

Rn 2

Primäre Voraussetzung ist eine Beauftragung als Sachverständiger durch das Gericht, § 1 I 3 JVEG. Entscheidend ist der Inhalt des erteilten Auftrags, eine unrichtige Bezeichnung als sachverständiger Zeuge ist unschädlich (Kobl MDR 14, 1296 [OLG Koblenz 14.07.2014 - 13 UF 175/14]; OLGR 05, 228; s.a. § 414 Rn 2, 5, zur Personalunion § 414 Rn 4). Zur Geltung bei der Heranziehung von Behörden oder sonstiger öffentlicher Stellen sowie Gutachtenerstattung durch deren Angehörige s § 1 II JVEG. Zum Fall der Verwendung gem § 411a s § 411a Rn 2, 11. Für die Vorprüfung nach § 407a I wird als solche idR kein Honorar gezahlt, nämlich wenn die Beantwortung ohne Schwierigkeiten und ohne nähere Untersuchungen bereits aus den überlassenen Unterlagen möglich ist; ggf aber Aufwendungsersatz (so für erheblichen Arbeitsaufwand BGH NJW 02, 2253; VersR 79, 718; KG MDR 88, 213). Umstr ist die Vergütung der Stellungnahme zu einem Ablehnungsgesuch (abl BGH NJW-Spez 08, 620 – LS; Celle BauR 12, 1685; KG MDR 10, 719; Köln VersR 95, 1508; aA Frankf MDR 93, 485; differenzierend Köln MDR 09, 1015: Vergütung bei nötiger fachlicher Auseinandersetzung vergleichbar § 411 III, IV; dagegen Dresd DS 11, 34).

II. Umfang und Höhe.

 

Rn 3

Zu den einzelnen Positionen s Rn 1, § 8 I JVEG. Das Honorar wird idR nach dem Zeitaufwand (zur Bestimmung BGH NJW-RR 87, 1470 [BGH 04.06.1987 - X ZR 27/86]; GRUR 07, 264) mit einem bestimmten Stundensatz bemessen (zB LSG Schlesw MedR 10, 522 [LSG Baden-Württemberg 23.09.2009 - L 5 KA 1375/09]). Der Stundensatz richtet sich gem § 9 I JVEG nach Honorargruppen, die in Anl 1 zu § 9 I JVEG aufgelistet sind. Wird die Leistung auf einem nicht in einer Honorargruppe genannten Sachgebiet erbracht, so hat eine Zuordnung nach billigem Ermessen zu erfolgen, § 9 II 1 JVEG (s etwa zu Gutachten zum ausl Recht Dresd NJW 19, 1236 [OLG Dresden 23.01.2019 - 3 W 652/18] m abl Anm Vuia). Individuell angepasste Honorare sind grds nicht möglich (Kobl MDR 10, 346; Schlesw FamRZ 09, 1706: keine Anpassung nach Schwierigkeitsgrad). Eine abweichende Vergütung kann unter den Voraussetzungen des § 13 JVEG gezahlt werden bei Zustimmung beider (§ 13 I JVEG) oder auch nur einer Partei (§ 13 II JVEG). Schweigen bedeutet keine Zustimmung (Kobl MDR 10, 346). Mit häufiger herangezogenen SV kann nach § 14 JVEG die zuständige Behörde eine Vergütungsvereinbarung treffen. Sonderregelungen gibt es für das Insolvenzeröffnungsverfahren (§ 9 IV JVEG, zum vorläufigen Insolvenzverwalter gem § 22 II InsO Frankf NJW-RR 06, 49; zum sog isolierten SV Frankf ZInsO 06, 540), für Dolmetscher (§ 9 V JVEG), Übersetzungen (§ 11 JVEG) sowie einige besondere Leistungen (insb im Bereich der Medizin, Anl 2 zu § 10 I JVEG). Aufwendungen werden nach dem JVEG überwiegend nach Pauschalen ersetzt. Auch besondere Aufwendungen werden ersetzt, etwa für Hilfskräfte (tatsächlich bezahlte; Zeitaufwand qualifizierter Mitarbeiter ist beim eigenen Zeitaufwand des SV zu berücksichtigen, München NJW-RR 99, 73 [OLG München 13.03.1998 - 11 W 3281/97]). Auch auf die Vergütung entfallende Umsatzsteuer, § 12 JVEG. Zur Hinweispflicht des SV s § 407a IV 2.

III. Wegfall.

1. Voraussetzungen.

 

Rn 4

Bei Leistungsstörungen sind die bürgerlich-rechtlichen Vorschriften nicht anwendbar, da zwischen Gericht und SV eine öffentlich-rechtliche Beziehung besteht. Die Rspr wandte bisher allg Rechtsgrundsätze, insb den Grundsatz von Treu und Glauben an (BGH NJW 76, 1154, 1155; 84, 870 [BGH 25.10.1983 - VI ZR 249/81]). Nunmehr ist Wegfall oder Beschränkung des Vergütungsanspruchs in § 8a JVEG geregelt (eingefügt durch 2. KostRMoG v 23.7.13, BGBl I, 2586; Einzelheiten bei Ulrich/Ulrich Die SV und ihr Honorar S 578 ff). Die Vorschrift greift im Wesentlichen die bisherige Rspr auf (vgl RegE BTDrs 17/11471, 259). Gem § 8a I JVEG entfällt der Vergütungsanspruch vollständig, wenn der SV bei Übernahme des Gutachtenauftrags gegebene Ablehnungsgründe nicht unverzüglich anzeigt, es sei denn, er hat die Unterlassung nicht zu vertreten (Vorsatz oder – auch einfache – Fahrlässigkeit, vgl Frankf BauR 17, 2036: einheitlicher Verschuldensmaßstab in § 8a JVEG). Auf die Verwertbarkeit des Gutachtens kommt es hier nicht an (Rostock MDR 21, 775 [KG Berlin 05.03.2021 - 5 AR 2/21]: Überschneidung mit § 8a II 1 Nr 1 JVEG sei Redaktionsversehen)...

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