Rn 29

Die Anforderungen, die an den Beweis der Falschbeurkundung gestellt werden, sind durch die Beweiswirkung der Urkunde vorgegeben. Mit der Führung des Urkundenbeweises sind die Tatsachen, die von der formellen Beweiskraft der Urkunde erfasst werden, voll bewiesen und damit freier richterlicher Beweiswürdigung nicht mehr zugänglich. Erst mit dem vollen Beweis der unrichtigen Beurkundung ist die für den Richter bindende Beweisregel des § 415 I außer Kraft gesetzt. Die Beweiswirkung der Urkunde muss vollkommen entkräftet und jede Möglichkeit der Richtigkeit ausgeschlossen werden (vgl BVerfG NJW-RR 02, 1008 [BVerfG 20.02.2002 - 2 BvR 2017/01]; BGH NJOZ 21, 554, 556; NJW 06, 150, 151 jeweils zu § 418 II; BGH NJW 02, 3027, 3028 [BGH 18.06.2002 - VI ZR 448/01]; NJW 09, 855, 856 [BGH 14.10.2008 - VI ZB 23/08]; NJW 12, 2117 [BGH 19.04.2012 - IX ZB 303/11]; NJW-RR 18, 1400 [BGH 11.09.2018 - XI ZB 4/17] zum anwaltlichen Empfangsbekenntnis). In der Sache heißt das, dass der Gegner des Beweisführers selbst einen von der Niederschrift abweichenden Verlauf des Beurkundungsvorgangs nachweisen muss (BGH NJW 06, 150, 151 [BGH 10.11.2005 - III ZR 104/05]). Wegen der Beweiswirkung der Urkunde scheidet die Parteivernehmung als Beweismittel aus, da der Gegenstand des Urkundenbeweises iSd § 445 II durch das Gericht als für erwiesen erachtet werden muss (BGH MDR 65, 818). Liegen allerdings Umstände vor, die nach der Würdigung des Gerichts eine gewisse Wahrscheinlichkeit der behaupteten Falschbeurkundung ergeben, kann das Gericht eine Parteivernehmung vAw nach § 448 anordnen, wenn es sich hiervon die Ausräumung der letzten verbleibenden Zweifel verspricht (BGH NJW 94, 320, 321).

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