Rn 5

Die öffentliche Urkunde über eine behördliche Erklärung erbringt vollen Beweis für den ›Inhalt der Urkunde‹. Das ist zunächst der Erklärungsinhalt, also der in der Urkunde enthaltene Text der amtlichen Anordnung, Verfügung oder Entscheidung (RGZ 146, 133, 143; Wieczorek/Schütze/Ahrens § 417 Rz 6). Zum Urkundeninhalt gehören aber auch die Angabe über die teilnehmenden Personen sowie die Angaben zum Ort und zum Zeitpunkt der Erklärung (BVerwG NVwZ-RR 13, 125, 127; Kobl Rpfleger 85, 442, 443; MüKoZPO/Schreiber § 417 Rz 6; Wieczorek/Schütze/Ahrens § 417 Rz 6; Anders/Gehle/Gehle ZPO § 417 Rz 3; aA Britz ZZP 110 [97], 61, 72, 81). Diese Umstände unterliegen somit nicht der freien richterlichen Beweiswürdigung nach § 286. Die inhaltliche bzw sachliche Richtigkeit der behördlichen Erklärung wird durch § 417 nicht bewiesen (BGH NJW-RR 2012, 823, 824 [BGH 15.03.2012 - IX ZR 239/09]; BGH MDR 18, 1145 [BGH 04.07.2018 - VII ZB 4/17]; München 10.1.2017 – 34 Wx 436/16; Neustadt NJW 64, 2162, 2163; Frankf NStZ 96, 234, 235; OVG NW NWVBl 21, 202, 204; VG Berlin DGVZ 89, 123, 124; MüKoZPO/Schreiber § 415 Rz 6; Wieczorek/Schütze/Ahrens § 417 Rz 7; St/J/Berger § 417 Rz 2). Gleiches gilt für die Beurteilung rechtlicher Vorfragen (Frankf NStZ 96, 234, 235; MüKoZPO/Schreiber § 417 Rz 6; St/J/Berger § 417 Rz 2) oder für die Richtigkeit einer getroffenen Tatsachenfeststellung (BGH NJW 64, 558 [BGH 27.08.1963 - 5 StR 260/63]; MüKoZPO/Schreiber § 417 Rz 6; St/J/Berger § 417 Rz 2; s.a. § 286 Rn 8 mwN). IÜ ist der Inhalt der Auslegung zugänglich (BSG NZS 19, 501, 506 [BSG 13.12.2018 - B 5 RE 1/18 R]).

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