Rn 4

Nähere Regelungen zum Verfahren enthalten die §§ 816–819 sowie §§ 9296, 103, 111 IV GVGA. Für die Versteigerung im Internet sind die Einzelheiten durch Rechtsverordnungen der Landesregierungen oder ggf der Landesjustizverwaltungen zu regeln (Abs 3), insb auf welcher Versteigerungsplattform und ab welchem Zeitpunkt öffentliche Versteigerungen im Internet zugelassen sind (Abs 3 S 1 Nr 1). Entsprechende Verordnungen haben alle Länder erlassen (Baden-Württemberg VO v 3.5.10 GVBl 10, 412, Bayern VO v 25.11.09 GVBl 09, 619, Berlin VO v 14.8.12 GVBl 12, 261, Brandenburg VO v 8.2.11 GVBl II/11, 1, Bremen VO v 21.4.10 GBl 10, 339, Hamburg VO v 6.4.10 GVBl 10, 254, Hessen VO v 10.6.10 GVBl 10, 172, Mecklenburg-Vorpommern VO v 6.10.10 GVBl 10, 603, Niedersachsen VO v 11.4.13 GVBl 13, 109, Nordrhein-Westfalen VO v 22.9.09 GVBl 09, 508, Rheinland-Pfalz VO v 26.6.10 GVBl 10, 198, Saarland VO v 17.1.11 ABl 11, 16, Sachsen VO v 14.3.10 GVBl 10, 94, Sachsen-Anhalt VO v 3.2.10 GVBl 10, 36, Schleswig-Holstein VO v 17.10.12 GVOBl 12, 706 und Thüringen VO v 22.9.10 GVBl 10, 323). Unter der Projektleitung von Nordrhein-Westfalen beteiligen sich alle Länder an der gemeinsamen Versteigerungsplattform ›Justiz-Auktion‹. Zum Ablauf der Versteigerung s § 817 Rn 2–9.

I. Zuständigkeit.

 

Rn 5

Zuständig ist der GV, der die Sache gepfändet hat, bei mehrfacher Pfändung der Erstpfändende, wenn nicht das Vollstreckungsgericht etwas anderes anordnet (§ 827). Der GV nimmt die Verwertung ohne weiteren Auftrag des Gläubigers vor (§ 91 II 1 GVGA). Er wird dabei hoheitlich und nicht als Beauftragter oder Stellvertreter des Gläubigers oder des Schuldners tätig (MüKoZPO/Gruber Rz 8; Musielak/Voit/Flockenhaus Rz 4). Weisungen des Gläubigers, die nicht dem Gesetz oder der GVGA widersprechen, hat der GV jedoch zu befolgen (AG Verden DGVZ 15, 128, 129; MüKoZPO/Gruber Rz 8; Zö/Herget Rz 3; Musielak/Voit/Flockenhaus Rz 4).

II. Wahl der Versteigerungsart.

 

Rn 6

Die beiden vom Gesetz vorgesehenen Arten der Versteigerung stehen gleichwertig nebeneinander. Dem GV obliegt die Wahl, ob die Versteigerung vor Ort oder im Internet erfolgt (Abs 2). Seine Entscheidung hat er insb daran zu orientieren, wie ein besserer Erlös zu erzielen ist.

III. Öffentlichkeit.

 

Rn 7

Öffentlichkeit erfordert, dass grds jedermann freien Zutritt während der Versteigerung hat. Einschränkungen können aber durch entsprechende Anwendung von §§ 169 ff GVG gerechtfertigt sein, insb aus Gründen der Sicherheit und Ordnung oder aufgrund der Größe des zur Verfügung stehenden Raumes (MüKoZPO/Gruber Rz 9; St/J/Würdinger Rz 5; Musielak/Voit/Flockenhaus Rz 5a). Der GV hat bei der Wahl des Raumes ua das voraussichtliche Ausmaß des Interesses der Öffentlichkeit und die Angemessenheit der Versteigerungskosten abzuwägen (Musielak/Voit/Flockenhaus Rz 5a). Eine Versteigerung im Internet muss grds für alle Internetnutzer zugänglich sein, darf also nicht etwa in einem nur einem beschränkten Personenkreis zugänglichen Intranet erfolgen (BTDrs 16/12811, 9).

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