Rn 4

Bei bewusster Teileinigung soll der Vertrag nach der Auslegungsregel des § 154 I 1 im Zweifel nicht geschlossen sein. Diese Regel ist unanwendbar, wenn sich die Parteien trotz der noch offenen Punkte erkennbar vertraglich binden wollen. Dieser Wille kann ausdrücklich erklärt werden, kann sich aber auch aus den Umständen, wie etwa einem Vorvertrag (BGH WM 06, 1499 Tz 10; Vor §§ 145 ff Rn 27), ergeben (zu entsprechendem internationalen Handelsbrauch, Frankf NJW 77, 1051). Anzeichen für einen dahingehenden Bindungswillen ist insb die begonnene Vertragsdurchführung (BGH NJW 02, 817 [BGH 06.12.2001 - III ZR 296/00]; 93, 64 [BGH 30.09.1992 - VIII ZR 196/91]; 60, 430 [BGH 23.11.1959 - II ZR 187/58] in Vollzug gesetzte Gesellschaft; BAG AP Nr 1 aufgenommener Arbeitsvertrag; Hamm NJW-RR 07, 819 [OLG Hamm 05.12.2006 - 24 U 58/05]). Die offenen Lücken sind dann durch dispositives Gesetzesrecht (so va bei nicht Vertragsbestandteil gewordenen AGB s § 150 Rn 6 ff), im Wege ergänzender Vertragsauslegung nach § 157 (BGH NJW 75, 1116 [BGH 19.03.1975 - VIII ZR 262/73]; zu den Grenzen BGH NJW-RR 06, 1139 [BGH 07.02.2006 - KZR 24/04]) oder durch richterliche Bestimmung nach billigem Ermessen gem §§ 315 ff zu schließen (BGH NJW-RR 00, 1560 [BGH 03.11.1999 - I ZR 145/97]; Staud/Bork Rz 9. Zu den Grenzen des richterlichen Bestimmungsrechts bei verabredetem aber nicht festgesetztem Freundschaftspreis BGH ZIP 00, 2071). Eine treuwidrige Berufung auf die Zweifelsregel des I ist unbeachtlich (BGH MDR 54, 217).

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