Rn 9

Durch Ermittlung des Wertes des Nachlasses als Bezugsgröße des Pflichtteilsanspruchs soll der Pflichtteilsberechtigte wertmäßig so gestellt werden können, als sei er mit dem halben gesetzlichen Erbteil (§ 2303 I 2) am Nachlass beteiligt (BVerfG NJW 52, 1173, 1174 [BGH 14.07.1952 - IV ZR 74/52]; 88, 2723, 2724; BGH NJW-RR 91, 900, 901 [BGH 13.03.1991 - IV ZR 52/90]; 93, 131 [BGH 14.10.1992 - IV ZR 211/91]; Ddorf ZEV 95, 306; Frankf ZEV 03, 364 [OLG Frankfurt am Main 07.11.2002 - 16 U 10/02]). Maßgeblich ist der (objektive) gemeine Wert, dh der unter normalen Marktbedingungen im gewöhnlichen Geschäftsverkehr anzusetzende Verkehrs- oder Normalwert als Verkaufswert (§ 194 BauGB; vgl BGH NJW 54, 1764, 1765 [BGH 30.09.1954 - IV ZR 43/54]; 10, 3232, 3237 [BGH 28.04.2010 - IV ZR 73/08]; 11, 1004 [BGH 25.11.2010 - IV ZR 124/09]; Ddorf BB 88, 1001; ZEV 94, 361; Stuttg NJW 67, 2410, 2411 [OLG Stuttgart 18.01.1967 - 13/6 U 194/63]; beim Zugewinnausgleich einschr bei Immobilien, die nicht verkauft werden sollen, aber BGH NJW-RR 86, 226, 228; FamRZ 92, 918). Nach den GoB ermittelte Buchwerte, steuerliche Einheitswerte (BVerfG aaO; s.a. Vor § 2303 Rn 3) oder von Affektionsinteresse beeinflusste Liebhaberwerte, die nicht in einem größeren Personenkreis objektiviert sind, scheiden als Bewertungsgrundlage aus (MüKo/Lange Rz 19).

 

Rn 10

Nur wenn unter Ausnahmebedingungen ganz außergewöhnliche Preisverhältnisse bestehen, ist auf den inneren oder wahren Wert abzustellen (BGH NJW 54, 1037; 65, 1589, 1590; 73, 995; FamRZ 92, 918: zum Zugewinn), um zugunsten (nicht: zulasten) der Pflichtteilsberechtigten unangemessenen Ergebnissen entgegenzuwirken (BGH NJW-RR 91, 990, 991 [OLG Hamburg 22.11.1990 - 3 U 170/90]; Staud/Herzog Rz 105; krit BeckOKBGB/Müller Rz 21; Klingelhöffer Rz 176 f).

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