Rn 4

Dass Erfüllung u Erfüllungssurrogate Gesamtwirkung haben, folgt schon aus dem Begriff der Gesamtgläubigerschaft. Ein Erlass der Forderung durch einen Gesamtgläubiger hat nur dann Gesamtwirkung, wenn dieser eine so weitreichende Verfügungsbefugnis zu Lasten der Übrigen besitzt, sie ergibt sich nicht bereits aus der Verweisung des § 429 III auf § 423 (BGH NJW 86, 1861, 1862; BayObLG Rpfleger 75, 300 f; Brandbg FGPrax 15, 196 [OLG Brandenburg 16.06.2015 - 5 W 45/15]; MüKo/Heinemeyer § 429 Rz 5; aA Bremen OLGZ 87, 29, 30; Hambg MDR 03, 319; Erman/Böttcher § 429 Rz 5). Gemeint sein kann ein Verzicht des betreffenden Gesamtgläubigers, seine Forderung im Außenverhältnis einzuziehen, oder weitergehend Erlass des Anteils, der ihm im Innenverhältnis zusteht (BGHZ 40, 108, 112 ff; NJW 86, 1861, 1862 f). Andere schuldverändernde Umstände haben grds nur Einzelwirkung, etwa Schuldnerverzug (Staud/Looschelders § 429 Rz 49 ff), Urt (BGH NJW 84, 126, 127 [BGH 11.03.1983 - V ZR 287/81]; 86, 1046, 1047 [BGH 19.09.1985 - VII ZR 15/85]), Verjährung (BGH NJW 85, 1151, 1552), Versäumung von Ausschlussfristen (BGH NJW 79, 2039 [BGH 17.05.1979 - III ZR 176/77]).

 

Rn 5

Wenn ein Gesamtgläubiger seine Forderung an einen Dritten abtritt, lässt dies die Ansprüche der übrigen Gläubiger gem § 429 III 2 unberührt. Treten mehrere ihre Forderungen gemeinsam ab u ist einer von ihnen geschäftsunfähig, so sind die Verfügungen der übrigen Gesamtgläubiger gleichwohl wirksam (BGH NJW-RR 87, 1260 [BGH 25.06.1987 - IX ZR 199/86]). Auch die Pfändung der Forderung bei einem Gesamtgläubiger hat keinen Einfluss auf die Rechte der anderen, diesen steht daher auch kein Widerspruchsrecht zu (BGHR 03, 50; Stuttg OLGR 02, 77; aA Kobl NJW-RR 90, 1385, 1386 [OLG Koblenz 17.07.1990 - 3 U 15/88]).

Dieser Inhalt ist unter anderem im Deutsches Anwalt Office Premium enthalten. Sie wollen mehr?