Rn 37

Die Grundrechte des Grundgesetzes sind m Ausn von Art 9 III 2 GG im Arbeitsverhältnis nicht unmittelbar anwendbar, strahlen jedoch über Generalklauseln wie §§ 138, 242, 307, 315, 626 und § 1 KSchG in das Zivilrecht aus (BVerfG NZA 03, 959 f [BVerfG 30.07.2003 - 1 BvR 792/03]). Aus Art 1 I, 2 I GG folgt zB die Beschäftigungspflicht (BAG NZA 16, 108 [BAG 24.06.2015 - 5 AZR 462/14]; GS NJW 85, 2968 [BAG 27.02.1985 - GS 1/84]; Rn 94 ff) und die Unwirksamkeit von Ethikrichtlinien, die Liebesbeziehungen zwischen Mitarbeitern untersagen (LAG Ddorf DB 06, 163; zur Mitbestimmung BAG BB 08, 2520), aus Art 3 I GG der arbeitsrechtliche Gleichbehandlungsgrundsatz (Rn 48), aus Art 4 GG das Gebot, einem muslimischen ArbN keine Weisung zu erteilen, Alkoholflaschen einzuräumen (BAG NZA 11, 1087 [BAG 24.02.2011 - 2 AZR 636/09]), aus Art 6 I GG die Unwirksamkeit einer Zölibatsklausel (BAGE 4, 274 [BAG 10.05.1957 - 1 AZR 249/56]), aus Art 6 IV GG das Kündigungsverbot des MuSchG (BAG NZA 93, 1040 [BAG 10.12.1992 - 8 AZR 134/92]), aus Art 6 V GG das Verbot der Schlechterbehandlung von Müttern nichtehelicher Kinder bei der Kindergeldregelung (BAG AP Nr 77 zu Art 3 GG), aus Art 33 II GG Anforderungen an das Bewerbungsverfahren (BAG NZA 21, 497 [BAG 01.12.2020 - 9 AZR 192/20]; 20, 582 [BAG 28.01.2020 - 9 AZR 91/19]). Art 4 GG kann die Ablehnung einer Arbeitsaufgabe aus Gewissensgründen (Leuze RdA 93, 16) oder ein Recht auf Gebetspausen begründen (LAG Hamm NZA 02, 1091 f [LAG Hamm 26.02.2002 - 5 Sa 1582/01]). Art 12 I GG führt zu Einschränkungen bei der Vereinbarung von Wettbewerbsverboten (vgl BAG NZA 95, 72 [BAG 03.05.1994 - 9 AZR 606/92]; BAGE 22, 125 [BAG 13.09.1969 - 3 AZR 138/68]) und Rückzahlungsklauseln (BAG NZA 18, 589). Die Grundrechtsbindung der Tarifvertragsparteien ist umstr (dafür BAG DB 06, 167; iE MüKo/Spinner § 611a Rz 196 f).

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