Rn 3

§ 830 gilt für alle unerlaubten Handlungen, auch zB für solche nach dem UWG (zB Hambg PharmR 06, 375, 381; LG Berlin WRP 06, 1045, 1046 [LG Berlin 14.02.2006 - 96 O 252/05]; LAG Rheinland-Pfalz BeckRS 16, 66301), UrhG (zB LG München I ZUM 06, 255, 258), MarkenG, PatG etc (zu beachten sind aber vorrangige Spezialregelungen, insb § 10 PatG und ggf die Regeln über die Störerhaftung, § 823 Rn 171). Im Immaterialgüterrecht ist allerdings zu beachten, dass sich in der Rspr des EuGH mittlerweile ein eigenständiger Täterschaftsbegriff herausbildet, der weiter reicht als derjenige des deutschen Rechts (zB EuGH GRUR Int 16, 1056 [EuGH 08.09.2016 - C-160/15] Rz 49 ff; GRUR 17, 610 Rz 42, 53; 790 Rz 48). Wie dieser mit den traditionellen deutschen Kategorien von Täterschaft und Teilnahme in Einklang gebracht werden kann, ist noch offen. § 830 I 2 ist auch auf eine Haftung nach anderen Regeln anwendbar, wenn dort eine vergleichbare Beweisnot auftreten kann (insb wegen eines entspr Kausalitätserfordernisses), zB bei Gefährdungshaftung (BGHZ 55, 96, 98 ff; 101, 106, 111; 142, 227, 239; NJW 18, 3439 Rz 11 f; teilw Beschränkung auf Fälle, in denen die praktische Möglichkeit besteht, dass sich die Gefahr konkret im Verletzungserfolg niedergeschlagen haben kann, NK-BGB/Katzenmeier § 830 Rz 4 mwN; BeckOK/Spindler § 830 Rz 2 mwN), Aufopferungsansprüchen (BGHZ 101, 106, 111 f), vertraglichen oder vorvertraglichen Schadensersatzansprüchen (BGH NJW 01, 2538, 2539; Eberl-Borges NJW 02, 949 f; krit Henne VersR 02, 685 ff), Schadensersatzansprüchen nach öffentlich-rechtlichem Dienstrecht (BVerwG NJW 99, 3727, 3729) sowie Unterlassungs- und Beseitigungsansprüchen (LG Köln NJW-RR 90, 865, 866 [LG Köln 13.02.1990 - 5 O 331/89]). Spezialregelungen zu § 830 I 2 finden sich in §§ 7 I UmweltHG, 84 II 4 AMG. Im besonderen Deliktsrecht wird § 830 teilw durch Sonderregeln überlagert (Schaub FS Medicus [09] 423, 431 ff).

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