Rn 1

Art 17 enthält mehrere Kollisionsnormen. I normiert das Scheidungsfolgenstatut, II betrifft sonstige Scheidungen, während IV (früher III) die Anknüpfung des Versorgungsausgleichs regelt. Je nach Anknüpfungsgegenstand – Scheidungsfolgenstatut oder VA – ist daher auf den jeweils einschlägigen Abs abzustellen. Art 17 ist zuletzt durch das IntGüRVGEG geändert worden; die Neufassung ist am 21.12.18 in Kraft getreten (Tag nach Verkündung, Art 2 Nr 6, Art 10 II, BGBl 18 I 2573; dazu RegE BTDrs 19/4852 S 38 f; Finger FuR 21, 250 ff; zum RefE Kohler/Pintens FamRZ 18, 1369, 1371 f). Für gleichgeschlechtliche Ehen gelten I bis III seit 22.12.18 entspr (Art 17b V1 idF von Art 2 EheRAnpG, BGBl 18 I 2369). Zuvor wurde Art 17 durch das AnpG zur ROM III neu gefasst (BGBl 13 I 101). Der Text der vor dem 29.1.19 geltenden aF des Art 17 EGBGB ist in der 17. Aufl PWW abgedruckt.

 

Rn 2

Ggü I vorrangige völkerrechtliche Vereinbarung ist das deutsch-iranische Niederlassungsabk vom 17.2.29 (RGBl 1930 II 1006; BGBl 55 II S 829; vgl auch Art 19 ROM III-VO). Nach dessen Art 8 III erfolgt die Anknüpfung der Scheidung, soweit beide Ehegatten Iraner sind, an die gemeinsame Staatsangehörigkeit, BGH NJW 05, 81 (anders bei Doppelstaatern BVerfG FamRZ 07, 615; bei Flüchtlingen AG Leverkusen FamRZ 08, 1758). Aufgrund der speziellen Vorbehaltsklausel des Art 8 III 2 Abk wird aber Art 17 IV nF EGBGB nicht verdrängt (vgl MüKo/Winkler von Mohrenfels Rz 101 mwN). Dagegen findet nach aA ein VA auch dann nicht statt, wenn ein Ehegatte im Inland Versorgungsanrechte erworben hat (BGH FamRZ 05, 1666; Frankf FamRZ 11, 1065; Grüneberg/Thorn Rz 10). Ansonsten gibt es keine weiteren staatsvertraglichen oder unionsrechtlichen Regelungen, die Art 17 EGBGB vorgingen.

 

Rn 3

Für Scheidungen ab 21.6.12 gilt die VO Nr 1259/2010 vom 20.12.10 zur Durchführung einer Verstärkten Zusammenarbeit im Bereich des auf die Ehescheidung u Trennung ohne Auflösung des Ehebandes anzuwendenden Rechts (ROM III); dazu IPR-Anh 3. Internationale Zuständigkeit u Anerkennung ausl Entscheidungen werden vorrangig von der Brüssel IIb-VO geregelt.

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