Prütting/Wegen/Weinreich, BGB - Kommentar, AGG § 2 AGG – ... / C. Einschränkungen für SGB und betriebliche Altersversorgung, Abs 2.

Rn 13

II verweist für Leistungen nach dem SGB auf die mit dem AGG eingeführten § 33c SGB I und § 19a SGB IV. § 33c SGB I verbietet Benachteiligungen (nur) aus Gründen der Rasse, der ethnischen Herkunft oder einer Behinderung bei Inanspruchnahme sozialer Rechte, § 19a SGB IV, aus allen Gründen des § 1 AGG bei Inanspruchnahme von Leistungen, die Zugang zu allen Formen und allen Ebenen der Berufsberatung, der Berufsbildung, beruflicher Weiterbildung, Umschulung einschließlich praktischer Berufserfahrung betreffen.

Rn 14

II 2 verweist für betriebliche Altersversorgung auf das BetrAVG und enthält nur eine Kollisionsregel für das Verhältnis zwischen AGG und BetrAVG: Soweit das BetrAVG daher an Merkmale des § 1 AGG anknüpft, verbleibt es dabei (BAG NZA 18, 1006 [BAG 26.04.2018 - 3 AZR 19/17]; 08, 532 [BAG 11.12.2007 - 3 AZR 249/06], Anm Lingemann FD-ArbR 07, 248557). Man wird Regelungen zur betrieblichen Altersversorgung richtlinienkonform auslegen müssen (vgl EuGH NJW 84, 2021; § 611 BGB Rn 36). Schon nach nationalem Recht war die Herausnahme von Teilzeitbeschäftigten aus der betrieblichen Altersversorgung eine mittelbare Frauendiskriminierung (BAG NZA 96, 939 [BAG 12.03.1996 - 3 AZR 993/94]). Alter kann eine Rolle spielen zB bei Altersabstandsklauseln (§ 1 Rn 9; EuGH NZA 08, 1119 – Bartsch; BAG NZA 19, 537 [BAG 11.12.2018 - 3 AZR 400/17]; 19, 176 [BAG 16.10.2018 - 3 AZR 520/17]; 18, 712 [BAG 20.02.2018 - 3 AZR 43/17]; 14, 308 [BAG 15.10.2013 - 3 AZR 653/11]), Begrenzungsklauseln (BAG NZA 13, 564 [BAG 11.12.2012 - 3 AZR 634/10]) und Unverfallbarkeitsfristen (§ 10 Nr 4; vgl § 10 Rn 13). Mindestaltersgrenzen (§ 1b I BetrAVG) sind keine (mittelbare) Geschlechterdiskriminierung (BAG DB 06, 1014) und iRv § 10 Nr 4 zulässig (§ 10 Rn 13; Thum BB 08, 2292; Rolfs NZA 08, 556). Die ratierliche Kürzung nach § 2 BetrAVG ist keine Altersdiskriminierung (BVerfG ZIP 12, 1876; BAG NZA 12, 155; Diller NZA 11, 725) ebenso wenig die Berechnung der Altersversorgung nach dem Pro-rata-temporis-Grundsatz für Teilzeitbeschäftigte (BAG AP BetrAVG § 1 Teilzeit Nr 17) oder ArbN in Altersteilzeit (BAG NZA 20, 449 [BAG 21.01.2020 - 3 AZR 565/18]). Späteheklauseln können iRv § 10 Nr 4 zulässig sein (BAG NZA 19, 997 [BAG 19.02.2019 - 3 AZR 215/18]; 19, 991; 18, 453 [BAG 14.11.2017 - 3 AZR 781/16]; Einzelheiten Bauer/Krieger NZA 16, 22). Eingetragene Lebenspartner haben in vergleichbarer Situation gleichermaßen wie Ehegatten Anspruch auf Hinterbliebenenversorgung (EuGH NZA 17, 233 – Parris; 08, 459 – Maruko; BVerfG DB 09, 2441; BAG NZA 19, 991; 10, 216; 09, 489). Zur Vermeidung einer Geschlechterdiskriminierung muss der Witwenrente eine entspr Witwerrente gegenüberstehen (BAG NZA 08, 532 [BAG 11.12.2007 - 3 AZR 249/06], Anm Lingemann FD-ArbR 07, 248557).