Prof. Dr. Markus Gehrlein
Rn 10
Ein irreguläres Pfandrecht liegt vor, wenn der Pfandgläubiger Eigentümer der übergebenen Pfandsache werden u nach Erlöschen des Pfandrechts nicht diese, sondern eine andere Sache derselben Art zurückgeben muss. §§ 1204 ff sind entspr anwendbar (BGHZ 127, 138, 140).
I. Geld (Kaution).
Rn 11
An Geld wird ein echtes Pfandrecht nur begründet, wenn der Verpfänder Eigentümer der verpfändeten Zahlungsmittel bleiben soll. Bei einer Barkaution ist idR, insb bei einer verzinslichen (Ddorf NJW 78, 2511), ein irreguläres Pfandrecht gewollt, auf das die §§ 1204 ff, insb §§ 1213, 1214 (BGHZ 84, 345, 347; 127, 138, 140 f; BGH NJW-RR 10, 633 Rz 8), 1223, 1247, 1252 u 1254 entspr anzuwenden sind (Nobbe/Pamp Rz 43). Das gilt auch bei Leistung einer Kaution durch Sperrung eines Bankguthabens zug des Gläubigers (Hamm BB 63, 1117; Kobl BB 74, 199; zur Rückerstattung: BGH NJW 72, 721, 722f [BGH 08.03.1972 - VIII ZR 183/70]) u beim SIM-Kartenpfand von Mobilfunkunternehmen (BGH NJW 15, 328 [BGH 09.10.2014 - III ZR 32/14] Rz 9) Eine Pflicht zur Verzinsung einer Leasingkaution muss besonders vereinbart werden (BGH NJW-RR 10, 633 [BGH 18.11.2009 - VIII ZR 347/08] Rz 7 ff). Keine Verwertung einer Mietkaution bei laufendem Mietverhältnis wegen streitiger Forderungen (BGH NJW 14, 2496 [BGH 07.05.2014 - VIII ZR 234/13] Rz 11
II. Flaschenpfand.
Rn 12
Das Flaschenpfand ist idR kein irreguläres Pfandrecht, sondern der Kaufpreis für die leere Flasche, die im Falle einer Einheitsflasche dem Erwerber übereignet wird (BGHZ 173, 159 Rz 10; BGH NJW 56, 298; Stuttg WRP 90, 778; s.a. Frankf NJW 05, 3148 [BGH 24.06.2005 - V ZR 350/03]; Kollhosser/Bork BB 87, 909, 914f), unter Vereinbarung einer Rückkaufpflicht des Händlers (hM: Soergel/Habersack Rz 33; jurisPK/Protz Rz 4; Nobbe/Pamp Rz 44; HK-BGB/Schulte-Nölke vor § 1204 Rz 12; J.A. Weber NJW 08, 948, 951; aA Baur ZIP 80, 1101, 1102). Passivlegitimiert für die Zahlung des Pfandbetrages sind sowohl der Abfüller als auch der Vertreiber, aktivlegitimiert ist jeder Flaschenbesitzer (BGH NJW 07, 2912 Rz 7). Bei Individual-Mehrwegpfandflaschen soll das Eigentum beim Hersteller/Vertreiber des Produkts verbleiben (BGH LM § 989 Nr 2; BGH LM § 1004 Nr 27; BGHZ 173, 159 Rz 16 f; Köln ZIP 80, 1098, 1099; Schmitz/Goekenjan/Ischebeck Jura 06, 821; aA J.A. Weber NJW 08, 948, 949 f; Hartmann/Henn Jura 08, 691, 694), der es herausverlangen kann (§ 985). Ein irreguläres Pfandrecht kommt in Betracht (str), wenn der Händler ein besonderes Interesse am Rückerhalt hat (vgl BGH NJW 56, 298 [BGH 05.10.1955 - IV ZR 302/54]; Karlsr NJW-RR 88, 370, 371 [OLG Karlsruhe 10.04.1987 - 14 U 5/85]; Staud/Wiegand Rz 59; aA MüKo/Damrau Rz 8 Leihe).