Prof. Dr. Markus Gehrlein
Rn 5
Unter der zusätzlichen Voraussetzung der Gefährdung seiner Sicherheit (s § 237 1) kann der Gläubiger das Pfand öffentlich versteigern (§§ 1219 I, 383 III, 1236–1246) oder, wenn es einen Börsen- oder Marktpreis (§ 385 Rn 1; sowie A Wittig FS Kümpel 587, 601) hat, vor der Pfandreife iSv § 1228 II nach § 1221 durch einen öffentlich ermächtigten Handelsmakler (§ 93 HGB), Börsenhändler (§ 19 II BörsG), Gerichtsvollzieher (§ 383 III), öffentlichen Versteigerer (§ 34b V GewO) oder Notar (§ 20 III BNotO) freihändig zum laufenden Preis verkaufen lassen. Die Regelung betrifft nur bewegliche Sachen (BGH ZInsO 19, 614 Rz 13). Bei Veräußerung unter Marktpreis ist der Verkauf wirksam (hM, Staud/Wiegand Rz 4; NK-BGB/Bülow Rz 4; aA Soergel/Habersack Rz 2), kann aber zu einem Schadensersatzpflicht aus § 280u aus §§ 823 ff führen. Durch die Verpfändung eines Gesellschaftsanteils wird die Stellung des Gesellschafters nicht berührt, der Pfandgläubiger rückt nicht in die Rechtsstellung des Gesellschafters ein (BGH ZInsO 16, 2095 Rz 14).
Rn 6
Die Versteigerung ist nach dem zwingenden § 1220 I grds (Ausn: I 1 Hs 2; III) erst nach Androhung (dazu Mülbert ZBB 90, 144, 156) ggü dem Verpfänder u dem Eigentümer (hM) u bei drohender Wertminderung nach erfolglosem Setzen einer angemessenen Frist zur Leistung einer anderweitigen Sicherheit zulässig. Andernfalls ist der Gläubiger dem Verpfänder, der den Schaden des Eigentümers liquidieren kann, nach § 280, dem Eigentümer nach §§ 823 ff schadensersatzpflichtig. Außerdem sind die Versteigerung u der Eigentumserwerb vorbehaltlich § 1244 unwirksam (hM Staud/Wiegand § 1220 Rz 5; Westermann/Gursky/Eickmann § 129 Rz 11; Erman/J. Schmidt § 1220 Rz 4).
Rn 7
Von Ort u Zeit der Versteigerung hat der Gläubiger den Verpfänder u den Eigentümer (MüKo/Damrau § 1220 Rz 1; Soergel/Habersack § 1220 Rz 1; Nobbe/Pamp Rz 4; aA BeckOGK/Schärtl § 1220 Rz 1 grds (Ausn: § 1220 III) unverzüglich zu unterrichten (§ 1220 II). Andernfalls ist er schadensersatzpflichtig (§ 1220 II Hs 2), die Versteigerung aber gleichwohl wirksam. Über das Erg der Versteigerung hat der Gläubiger den Verpfänder u den Eigentümer zu unterrichten (§ 1241).
Rn 8
An die Stelle des Pfandes tritt im Wege dinglicher Surrogation der Erlös (RGZ 94, 20, 24), der auf Verlangen des Verpfänders bzw des Eigentümers (str AnwK/Bülow § 1219 Rz 9; Erman/J. Schmidt § 1219 Rz 5; aA Soergel/Habersack § 1219 Rz 5) auf Kosten des Verlangenden zu hinterlegen ist (§ 1219 II).