1. Grundsatz.
Rn 19
Erfüllt ein Rechtsgeschäft nicht die gesetzliche Form, ist es grds nichtig. Auch Dritte können sich darauf berufen (vgl RGZ 93, 76). Betrifft der Formmangel nur einen Teil des Rechtsgeschäfts, führt dessen Nichtigkeit nach § 139 im Zweifel zur Gesamtnichtigkeit (BGHZ 69, 269, Baubeschreibung; BGH NJW-RR 89, 1099, Auflassungsvollmacht). Eine Teilnichtigkeit kann aber aus einer Teilbarkeit des Rechtsgeschäfts und einem Willen der Beteiligten zur Aufrechterhaltung des Rechtsgeschäfts folgen (BGH NJW 00, 2101 [BGH 23.03.2000 - X ZR 177/97], Kaufpreisverrechnungsabrede). Eine salvatorische Klausel verändert allein die Beweislast (BGH NJW 03, 347 [BGH 24.09.2002 - KZR 10/01]; § 139 Rn 4).
2. Ausnahmen.
Rn 20
Teilw sieht das Gesetz andere Folgen eines Formmangels vor, vgl §§ 550, 578, § 14 IV TzBfG, § 4 RVG (BAG NJW 16, 1403). In Vollzug gesetzte formwidrige Gesellschaftsverträge werden nur für die Zukunft von der Nichtigkeitswirkung erfasst (BGHZ 8, 165).
3. Heilung.
Rn 21
Werden formnichtige Rechtsgeschäfte erfüllt, sind manche Formzwecke erledigt. ZT ist deswegen eine Heilung des Formmangels möglich, zB §§ 311b I 2, 494 II, III, 502 III 2, 518 II, 766 3, 2301 II, § 15 IV 2 GmbHG, s.a. § 39 ZPO. Eine salvatorische Klausel heilt nicht den Schriftformmangel (BGH NJW 07, 3202 [BGH 25.07.2007 - XII ZR 143/05] Tz 24 ff; s.a. Rostock NJW 09, 445, 447). Mietvertragliche Schriftformheilungsklauseln sind stets, dh auch ggü einem Erwerber, unwirksam (BGHZ 200, 98 Tz 18, 24; 216, 68 Tz 34; BGH NJW 14, 2102 Tz 31, Nießbrauchberechtigter; NJW-RR 18, 1101 Tz 25). Dies gilt auch für doppelte Schriftformheilungsklauseln (BGH NJW 17, 1017 [BGH 25.01.2017 - XII ZR 69/16]). Eine Schriftformheilungs- und Kündigungsausschlussklausel führt noch nicht zu einer Treuwidrigkeit der Berufung auf einen Schriftformverstoß (BGH NJW-RR 18, 1101 [BGH 11.04.2018 - XII ZR 43/17] Tz 24). Die Berufung einer Partei auf den Formmangel einer lediglich ihr günstigen nachträglichen Abrede ist aber treuwidrig (BGHZ 216, 68 Tz 41). Soweit keine gesetzlichen Einschränkungen bestehen, §§ 494 II, 502 III, erstreckt sich die Heilung auf das gesamte Geschäft (BGH NJW 78, 1577). Sie wirkt nicht zurück (BGHZ 54, 63), doch haben die Parteien regelmäßig analog § 141 II die Leistungen zu erbringen, die einem von Anfang an wirksamen Rechtsgeschäft entspr (BGHZ 32, 13). Eine Verallgemeinerung durch die entspr Anwendung der Heilungsvorschriften auf andere Fälle ist nicht zulässig (BGH NJW 67, 1131; 02, 2561 [BGH 03.06.2002 - II ZR 4/00]; im Einzelfall abw BGH WM 67, 935).
4. Sonstiges.
Rn 22
Schadensersatzansprüche nach §§ 280 I, 311 II, III, 214 II scheiden grds aus, es sei denn, es wurde ein Vertrauen auf das Zustandekommen oder Bestehen eines wirksamen Vertragsverhältnisses erweckt (BGHZ 116, 258).