Gesetzestext
(1) Gegenstand des Pfandrechts kann auch ein Recht sein.
(2) 1Auf das Pfandrecht an Rechten finden die Vorschriften über das Pfandrecht an beweglichen Sachen entsprechende Anwendung, soweit sich nicht aus den §§ 1274 bis 1296 ein anderes ergibt. 2Die Anwendung der Vorschriften des § 1208 und des § 1213 Abs. 2 ist ausgeschlossen.
A. Gegenstand des Pfandrechts (Abs 1).
Rn 1
Verpfändbar sind nach §§ 1273 ff alle subjektiven selbstständig übertragbaren (§ 1274 II) u verwertbaren Vermögensrechte, wie etwa Forderungen (Fischer/Dissen DZWiR 04, 368), einschl von Kontokorrenttages- u -abschlusssalden (BGHZ 80, 171, 175; 84, 325, 329; 84, 371, 373 f; 135, 140, 142; BGH NJW 22, 2114 Rz 16), ein ›Tagesguthaben‹ (BGH ZInsO 20, 2262 Rz 38) sowie einer offenen Kreditlinie (BGHZ 147, 193, 195 ff; 157, 350, 353 ff; WM 16, 135 Rz 3), auch Forderungen des Verpfänders gg den Pfandgläubiger (BGHZ 93, 71, 76; NJW 83, 2701, 2702; BB 04, 732; Dresd WM 10, 212), auch Immaterialgüterrechte, wie zB Patente, Gebrauchs- u Geschmacksmuster (Klawitter/Hombrecher WM 04, 1213, 1217), Markenrechte, urheberrechtliche Nutzungsrechte, nicht aber Urheberrechte (Schmidt WM 12, 721), auch Aktien (RGZ 86, 154, 155; BGHZ 207, 23 Rz 13; Hambg ZInsO 12, 1781; Stupp DB 06, 655; Nodoushani WM 07, 289; Hirte/Knof WM 08, 7), konkrete Bezugsrechte (Nodoushani WM 11, 1), fungible Gesellschaftsanteile (BGH NJW-RR 10, 924 Rz 11; Hamm Rpfleger 77, 136, 137; Lux GmbHR 03, 938 ff; Reymann DNotZ 05, 425 ff; Bruhns GmbHR 06, 587 ff), das Auseinandersetzungsguthaben eines Gesellschafters (BGH MDR 72, 414) oder Genossen (Braunschw WM 97, 487, 488), Miterbenanteile (§ 2033; RGZ 90, 232, 234; BGHZ 52, 99, 102), Nacherbenrechte (RGZ 83, 434, 437), Pflichtteilsansprüche, Zugewinnausgleichsansprüche, Grund- u Rentenschulden (§ 1291), Reallasten (§ 1105), soweit übertragbar, u Anwartschaftsrechte aus einer Auflassung (BGHZ 49, 197, 202) sowie ein Dauerwohn- oder Dauernutzungsrecht (BGHZ 220, 253 Rz 26).
Rn 2
Auch bedingte oder künftig entstehende, selbstständig übertragbare Rechte sind bei Bestimmbarkeit (§ 398 Rn 13) verpfändbar. Das Pfandrecht wird erst mit der Entstehung des verpfändeten Rechts begründet (BGHZ 88, 205, 206; NJW-RR 10, 924 Rz 18; NJW 98, 2592, 2597; Köln NJW-RR 88, 239; s.a. BGHZ 32, 367, 369), allerdings nur wenn die Verfügungsbefugnis des Verpfänders fortdauert (BGH WM 96, 2250, 2251; s.a. Vor §§ 1273 ff Rn 17 ff), also nicht bei Entstehung nach Insolvenzeröffnung (§ 91 I InsO; BGH NJW-RR 10, 924 Rz 18; WM 03, 896, 897 GH). Anders ist dies bei einem aufschiebend bedingten Recht (BGH NJW 77, 247). Der Rang bestimmt sich nach dem Zeitpunkt der Verpfändung (§ 1209 Rn 1). Die Verpfändung künftiger Forderungen (hier der Zinsansprüche) ist möglich (BGH NJW 22, 2114 [BGH 27.01.2022 - IX ZR 44/21] Rz 16).
Rn 3
Nicht verpfändbar sind Forderungen mit Abtretungsverbot (§ 399), kontokorrentgebundene Einzelforderungen (BGHZ 170, 206 Rz 19; 181, 362 Rz 9; ZIP 10, 1137 Rz 4), Stimmrechte (L/B/S/Haertlein 28. Kap. Rz 5), der Titel einer Zeitschrift (RGZ 68, 49, 55), die Firma oder ein Unternehmen als solches (RGZ 68, 49, 55; 70, 226, 231; 95, 235, 236) sowie das Vermögen einer Person, ferner Allein- u Miteigentum (§ 1258) sowie Anwartschaftsrechte bei beweglichen Sachen, für die §§ 1204 ff gelten, Grunddienstbarkeiten sowie grundstücksgleiche Rechte wie zB das Wohnungseigentum oder das Erbbaurecht.
B. Anzuwendende Vorschriften.
Rn 4
Außer den in § 1273 II genannten, in erster Linie anwendbaren Vorschriften der §§ 1274–1296 sind von §§ 1204–1259 entspr anwendbar: §§ 1204 (RGZ 136, 422, 424), § 1209, § 1210, § 1211 (BGH WM 56, 217), 1213 I, 1214, 1218–1221 (str), 1222, 1223 II (RGZ 121, 74, 77), 1224, 1225, 1228 II; 1229, 1232 (RGZ 87, 321, 325; 97, 34, 42), 1249 (RGZ 167, 298, 299), 1250, 2152 (RGZ 100, 274, 277), 1254, 1255, 1256 (RGZ 154, 378, 383), § 1257, § 1258 (BGHZ 52, 99, 105) u § 1259.
Rn 5
Beschränkt anwendbar sind, wenn das Pfandrecht auch die Sache erfasst (§ 952) oder die Übergabe der Sache zur Pfandbestellung erforderlich ist (§ 1274 I 2): §§ 1205, 1206, 1215, 1216, 1217, 1223 I (RGZ 100, 274, 277), 1226, 1227, 1251 u 1253 (RGZ 92, 265, 266; 100, 274, 277). Außerdem finden die Vorschriften über den Pfandverkauf beschränkte Anwendung, wenn dieser zulässig (§ 1277) oder nach § 844 ZPO angeordnet ist (RGZ 61, 330, 333; 100, 274, 276; Bürger NotBZ 11, 8, 16 für Versteigerung von GmbH-Anteilen). Die Pfändung des Geschäftsanteils an einer GmbH verschafft dem Gläubiger die Möglichkeit, sich durch die Veräußerung des Anteils wegen seiner Forderung zu befriedigen (BGH BeckRS 20, 39619 Rz 32).
Rn 6
Unanwendbar sind: §§ 1207, 1208 (Ausn § 1274 Rn 7), 1212, 1213 II, 1228 I u 1246.