Rn 10
Die Fallbeispiele können nur einen Anhalt bieten, da eine Geschäftseinheit aufgrund der besonderen Umstände des Einzelfalls festzustellen ist. Eine Geschäftseinheit wurde bejaht zwischen mehreren Grundstückskaufverträgen (BGH WM 00, 1405), einem Grundstückskauf- und einem Treuhandvertrag (BGH NJW 94, 2095) bzw Grundstückskauf- und Baubetreuungsvertrag (BGH NJW 76, 1931), einem Grundstückskaufvertrag und einer Auflassungsvollmacht (BGH NJW-RR 20, 962 Tz 18), anders aber, wenn eine Partei die andere unwiderruflich zur Auflassung bevollmächtigt hat, um so die Vollziehung des Vertrags und damit die Heilung der Formnichtigkeit des gesamten Vertrags zu sichern. Dann ist die Auflassungsvollmacht selbstständig gewollt. Die Geschäftseinheit wurde angenommen bei einer Vollmachtserteilung und einem Baubetreuungsvertrag (BGHZ 102, 62; offengelassen in BGH NJW 02, 67), einem Grundgeschäft und Vollmachtserteilung (BGH NJW 90, 1723), einem Handykauf und dem Mobilfunkvertrag (Schöpflin BB 97, 111), einem Franchise- und Kaufvertrag (BGHZ 112, 293), einem Grundstückskauf- und Bierlieferungsvertrag (BGHZ 112, 378), einer Grundstücksüberlassung und einer Erbvertragsaufhebung (Schlesw NJW-RR 06, 1666), einem Getränkelieferungs- und Darlehensvertrag (BGH NJW 97, 935 [BGH 04.12.1996 - VIII ZR 360/95]), einem Darlehensvertrag mit mehreren Darlehensnehmern (BGH NJW 91, 40 [BGH 27.09.1990 - IX ZR 250/89]), einem Darlehensvertrag und dem Vertrag mit Unfallhelferring über die Unfallregulierung (BGH NJW 77, 40), einem Ehe- und Erbvertrag (Stuttg FamRZ 87, 1035; s.a. BGHZ 29, 132), einem Aufhebungs- und Änderungsvertrag (Saarbr NJW-RR 07, 1400) sowie dem Grundgeschäft und der Sicherungsabrede (BGH NJW 94, 2885).
Rn 11
Eine Geschäftseinheit ist verneint worden beim Vertragsschluss sowohl im eigenen Namen als auch als Vertreter ohne Vertretungsmacht im fremden Namen (BGH NJW 70, 241 [BGH 29.10.1969 - VIII ZR 202/67]), beim Kauf von Hard- und Standardsoftware (BGH NJW 87, 2007 [BGH 25.03.1987 - VIII ZR 43/86]; 90, 3012 [BGH 07.03.1990 - VIII ZR 56/89]), bei formularmäßiger und nachträglicher individueller Endrenovierungsklausel (BGH NJW 09, 1075 [BGH 14.01.2009 - VIII ZR 71/08] Tz 14), bei mehreren Bürgschaften (Frankf NJW-RR 88, 497 [OLG München 16.11.1987 - 3 W 3109/87]), bei zwei anwaltlichen Honorarvereinbarungen (BGH NJW 10, 1364 [BGH 04.02.2010 - IX ZR 18/09] Tz 27), beim Erwerb von Genossenschaftsanteilen und dem Abschluss von Darlehensverträgen (BGH NJW 83, 1420), zwischen Rahmen- und Einzellieferungsvertrag (BGH NJW 97, 935) sowie Haupt- und Schiedsvertrag (BGHZ 53, 318). Die Unwirksamkeit einer Kompetenz-Kompetenz-Klausel (BGHZ 202, 168 Tz 11) bzw einer Klausel zur Bildung des Schiedsgerichts (BGHZ 202, 168 Tz 11) führen nicht zur Unwirksamkeit der Schiedsvereinbarung.