Rn 4
Das G nennt als Formen möglicher Anerkenntnishandlungen Abschlagszahlung (BGH 27.1.15 – VI ZR 87/14 Rz 8), Zinszahlung und Sicherheitsleistung. Auch das konstitutive oder deklaratorische Schuldanerkenntnis (s § 781 Rn 3, 9) sind erfasst. Das Anerkenntnis kann unter Würdigung aller Umstände des Einzelfalls auch allein durch schlüssiges Verhalten erfolgen (BGH NJW 12, 2180 [BGH 24.05.2012 - IX ZR 168/11] Rz 29). Einzelfälle: Á-Konto-Zahlungen sind regelmäßig Anerkenntnisse der Restschuld, Zahlungen auf einzelne Schadensfolgen die Anerkennung des Anspruchs aus dem gesamten Schaden (zu § 115 II VVG a. BGH NJW 17, 2271 [BGH 14.03.2017 - VI ZR 226/16] Rz 12) und zwar selbst dann, wenn sich der Schaden aus mehreren Schadensarten (zB Heilungskosten, Erwerbsschaden, Mehrbedarf) zusammensetzt, der Geschädigte aber nur einzelne dieser Schadensteile geltend macht und der Schädiger allein hierauf zahlt (BGH NJW 09, 455 [OLG Dresden 06.11.2008 - 2 Ws 103/08] Rz 22). Ferner liegt ein Anerkenntnis vor bei Abschlagszahlungen auf einen nicht aufgeschlüsselten Gesamtsaldo (BGH NJW 07, 2843 [BGH 09.05.2007 - VIII ZR 347/06] Rz 13; einschr Kobl NJW-RR 08, 1503 [OLG Koblenz 16.01.2008 - 5 U 1029/07]), Zinsgutschriften im Sparbuch bzgl der Gesamtsumme und bei wiederkehrenden Leistungen die Zahlung der einzelnen Raten bzgl des Gesamtbetrags (BGH VersR 60, 949) oder bei vorbehaltlosen Teil- oder Zinszahlungen nach Verjährungsbeginn (BGH 21.6.18 – IX ZR 129/17 Rz 8). Ein Teilanerkenntnis unterbricht die Verjährung nur für den anerkannten Teil (BGH VersR 60, 831, 832), es sei denn, der Anerkennende ginge fälschlich davon aus, es handele sich um die Gesamtforderung. Ein Anerkenntnis durch schlüssiges Verhalten kann liegen in der Aufrechnung mit einer bestrittenen Forderung gegen eine unbestrittene Forderung (BGH NJW 12, 3633 [BGH 15.08.2012 - XII ZR 86/11] Rz 30) oder der Durchführung der verlangten nicht unwesentlichen Mängelbeseitigungsarbeiten (vgl BGH NJW-RR 13, 1169 [BGH 20.06.2013 - VII ZR 71/11] Rz 20), wenn sie aus der objektiven Sicht des Gläubigers nicht nur aus Kulanz (dazu Naumbg NJW-RR 11, 1101, 1103 [OLG Naumburg 21.03.2011 - 10 U 31/10]; München NJW 11, 1369 [OLG München 01.03.2011 - 9 U 3782/10]) oder zur gütlichen Beilegung eines Streits erfolgen (BGH NJW 14, 3368 [BGH 09.07.2014 - VII ZR 161/13] Rz 15), sondern der Schuldner in dem Bewusstsein handelt, zur Nachbesserung verpflichtet zu sein (BGH NJW 12, 3229 [BVerfG 25.07.2012 - 2 BvR 615/11] Rz 12; Karlsr 22.1.18 – 9 U 83/16 Rz 16); insb Umfang, Dauer und Kosten der Mängelbeseitigung sind erheblich (BGH NJW 06, 47 [BGH 05.10.2005 - VIII ZR 16/05] Rz 16). Weitere Fälle können sein die Auskunftserteilung, wenn eindeutig ist, dass der Schuldner sich auch des Bestehens des Zahlungsanspruchs bewusst ist (Rn 2; BGH NJW 14, 2574 [BGH 04.06.2014 - IV ZR 348/13] Rz 13; 99, 1101, 1103; s § 2317 Rn 23), Hingabe eines Wechsels oder Schecks; Bitte um Stundung (BGH NJW 78, 1914 [BGH 27.04.1978 - VII ZR 219/77]). IdR kein Anerkenntnis ist die Sicherheitsleistung zur Abwendung der Zwangsvollstreckung (BGH NJW 93, 1847, 1848 [BGH 29.04.1993 - III ZR 115/91]), die Zahlungen als Erfüllung einer Bewährungsauflage (Ddorf NJW-RR 94, 614 [OLG Düsseldorf 11.01.1994 - 4 U 245/92]), Zahlung während laufender Vergleichsverhandlungen (BGH NJW 14, 2267 [BGH 07.05.2014 - XII ZB 141/13] Rz 23) oder bloßes Verhandeln über einen Vergleich (MüKo/Grothe Rz 18) oder Leistungen bei bestehenden Einwendungen dem Grunde nach nur aus Kulanz oder zur gütlichen Beilegung eines Streits (BGH 6.11.18 – XI ZR 369/18 Rz 10).