Rn 25
Die Konstellation, dass ein Versprechensempfänger mit einem Versprechenden (Deckungsverhältnis) vereinbart, dass mit seinem Tod ein Dritter schenkweise das Recht erwirbt, unmittelbar vom Versprechenden eine Leistung zu fordern, ist durch §§ 328, 331 nur unzureichend geregelt. Wirtschaftlich gleicht der Erwerb des Beschenkten einem erbrechtlichen, so dass sich das Problem der Aushöhlung erbrechtlicher Formen stellt. Denn § 331 verlangt sie, anders als I 1, nicht. Die Lösung ist in allen Einzelheiten umstr. Praxisrelevant sind entspr ausgestaltete Lebensversicherungen (BGH NJW 75, 1361 [BGH 23.05.1975 - I ZR 39/74]), für die § 330 gilt und sich das Formgebot vorrangig aus §§ 159 ff VVG ergibt, Bauspar- (BGH NJW 65, 1913 [BGH 10.06.1965 - III ZR 71/63]) oder Sparverträge (BGH NJW 75, 382 [BGH 30.10.1974 - IV ZR 172/73]; 76, 479, 481 [BGH 26.11.1975 - VIII ZB 26/75]; Hamm WM 98, 2236, 2238 [OLG Hamm 06.05.1998 - 31 U 12/98]) mit Drittbegünstigung auf den Todesfall. Nach hM unterliegen die Rechtsbeziehungen im Deckungsverhältnis, der Vertrag zugunsten des Dritten, durch den dieser einen Anspruch ggü dem Versprechenden nach dem Tod des Versprechensempfängers erwirbt (§§ 328, 331), nicht dem Erbrecht, sondern dem Schuldrecht (BGH NJW 13, 3448 [BGH 26.06.2013 - IV ZR 243/12] Rz 8). § 2301 findet keine Anwendung, selbst wenn im Valutaverhältnis eine Schenkung vorliegt (BGH NJW 08, 2702, 2703 [BGH 21.05.2008 - IV ZR 238/06]; 10, 3232, 3234 [BGH 28.04.2010 - IV ZR 73/08]; Zweibr 23.8.23 – 1 U 12/23 Rz 30). Das Valutaverhältnis, das Verhältnis zwischen Versprechensempfänger und Drittem, regelt, ob der begünstigte Dritte nach dem Tod des Versprechensempfängers einen Anspruch gegen den Versprechenden hat bzw ob er bewirkte Leistungen behalten darf (Rn 26; BGH NJW 75, 1360 [BGH 25.04.1975 - IV ZR 63/74]; 95, 1082, 1084 [BGH 30.11.1994 - IV ZR 290/93]). Wenn eine Schenkung vorliegt, wäre denkbar, das Valutaverhältnis § 2301 zu unterstellen. Denn der Begünstigte erwirbt mit dem Tod des Versprechensempfängers durch Von-selbst-Erwerb (§ 331) sein Recht gegen den Versprechensgeber. Nach hM wird aber auch die Frage nach dem rechtlichen Grund im Valutaverhältnis nicht nach Erbrecht, sondern nach Schuldrecht beurteilt (BGH NJW 84, 480, 481; 04, 767, 768). Das Valutaverhältnis ist ein Rechtsgeschäft unter Lebenden, dessen Formbedürftigkeit sich nach dem Deckungsverhältnis richtet (BGH NJW 70, 2157 [BGH 09.04.1970 - KZR 7/69]; Köln NJW-RR 95, 1224 [OLG Köln 31.05.1995 - 2 U 181/94]). Bei einer Schenkung an den Begünstigten gelten daher §§ 516 ff, nicht § 2301 (BGH NJW 84, 480, 481 [BGH 19.10.1983 - IVa ZR 71/82]; 93, 2171 [BGH 12.05.1993 - IV ZR 227/92]; 04, 767, 768 [BGH 26.11.2003 - IV ZR 438/02]; 10, 3232, 3234; aA NK/Müßig Rz 72 ff; Kipp/Coing § 81 V 1/2c). Für die hM spricht, dass die systematische Stellung der §§ 330, 331 andeutet, dass solche Zuwendungen nicht dem Erbrecht unterworfen sein sollen (Leipold Rz 578). Zudem richtet sich die Forderung, die der Begünstigte schenkweise erlangt, von vornherein gegen den Versprechenden, stammt also nicht aus dem Nachlass (BGH NJW 10, 3232, 3234 [BGH 28.04.2010 - IV ZR 73/08]; s § 2325 Rn 15).
Rn 26
Folge: Hat der Versprechensempfänger dem Begünstigten die Zuwendung formlos versprochen, ist das Versprechen nichtig (§§ 518 I, 125 1). Der Mangel wird durch Leistungsbewirkung geheilt (§ 518 II), wenn der Begünstigte mit dem Tod des Versprechensempfängers von selbst einen Anspruch gegen den Versprechenden erwirbt (§§ 328 I, 331; BGH NJW 84, 2156; 10, 3232, 3234 [BGH 28.04.2010 - IV ZR 73/08]). Hat er das Schenkungsangebot noch nicht angenommen, kennt es ggf zunächst gar nicht, besteht kein Rechtsgrund im Valutaverhältnis. Ihm kann das Angebot, zB im Zusammenhang mit einer Drittbegünstigungserklärung, aber noch nach dem Tod des Versprechensempfängers durch einen Beauftragten, zB einer Bank (vgl § 672 1), zugehen (BGH NJW 76, 749 [BGH 26.11.1975 - IV ZR 138/74]). Er kann es dann gem §§ 130 II, 151, 153, zB durch ein Auszahlungsverlangen, annehmen (BGH NJW 84, 480, 481 [BGH 19.10.1983 - IVa ZR 71/82]; 2156 [BGH 29.05.1984 - IX ZR 86/82]; Zweibr WM 98, 1776, 1777 [OLG Zweibrücken 07.10.1997 - 5 U 27/96]). Anderes gilt, wenn zuvor die Erben des Versprechensempfängers ggü dem Begünstigten das zu überbringende Schenkungsangebot (§ 130 I 2) bzw ggü dem Beauftragten dessen Weisung (BGH NJW 75, 382, 383 [BGH 30.10.1974 - IV ZR 172/73]) widerrufen (§ 331 Rn 7; Zweibr 23.8.23 – 1 U 12/23 Rz 32). Eine Warte- oder Rückfragepflicht des Versprechenden aus § 242 (einschr Hamm 24.4.19 – I-20 U 135/18 Rz 29 = VersR 20, 89) oder § 666 besteht nicht (BGH NJW 95, 250). Der Versprechensempfänger kann das Widerrufsrecht seiner Erben nicht ausschließen, wenn er es selbst behält (BGH WM 76, 1130, 1132; vgl auch Celle WM 93, 591, 592 f [OLG Celle 22.12.1992 - 22 U 298/91]; 96, 851 [OLG Celle 20.12.1995 - 3 U 275/94]). Ein wirksamer Schenkungsvertrag ist dann Rechtsgrund im Valutaverhältnis (§ 331 Rn 6). Der Bes...