1. Grundstücke.
Rn 14
Grundstücke sind grds unter Beachtung der ImmoWertV bzw §§ 179 ff BewG zu bewerten (Soergel/Dieckmann Rz 33). Unbebaute Grundstücke sind idR nach dem Vergleichswertverfahren (anhand direkten Vergleichs oder mittels der Bodenrichtwerte, § 196 BauGB; vgl BGH NJW-RR 90, 68; Mayer ZEV 94, 331, 333) zu bewerten (vgl 13 f WertV 1988; s.a. BGH NJW 04, 2671, 2672 [BGH 02.07.2004 - V ZR 213/03]: zu Eigentumswohnungen), da vergleichbare Kaufpreise vorhanden sein werden. Insoweit kommt es auf die konkrete Verwendungsabsicht des Erben nicht an. Bauerwartungsland ist mit dem Verkehrswert anzusetzen (vgl auch Stuttg NJW 67, 2410, 2411 [OLG Stuttgart 18.01.1967 - 13/6 U 194/63]), aber bei der Vergleichswertmethode (BGH NJW-RR 90, 68 [BGH 27.09.1989 - IVb ZR 75/88]), anders als bei der Ertragswertmethode (BeckOKBGB/Müller Rz 29; ohne Einschränkung Staud/Herzog Rz 103, 113, 128), darauf ruhende latente Steuerlasten zu berücksichtigen, wenn der Wert nur durch Verkauf realisiert werden kann (BGH NJW 87, 1260, 1262 [BGH 22.10.1986 - IVa ZR 143/85]; ZEV 11, 89, 90 [BGH 13.10.2010 - BLw 4/10]). Der Wert bebauter Grundstücke lässt sich idR nur schätzen. Bei selbst genutzten Eigenheimen bietet sich die Substanzwertmethode an, weil hier idR für potenzielle Käufer die Herstellungskosten vorrangig sind (BGH NJW 70, 2018 f; Köln NJW 06, 625, 626 [OLG Köln 05.10.2005 - 2 U 153/04]; Gottwald Rz 26). Auf- bzw Abschläge nach §§ 22f ImmoWertV sind zu beachten. Kommt es potenziellen Käufern auf die Kapitalrendite an, wie zB bei Mietshäusern, ist das Ertragswertverfahren anzuwenden (BGH aaO; Ddorf BB 88, 1001, 1002; Frankf FamRZ 80, 576), ggf kann der Substanzwert mit zu einem Mischwert herangezogen werden (BGH NJW-RR 86, 226, 227 [BGH 23.10.1985 - IVb ZR 62/84]; Köln NJW 61, 785f). Beim Miteigentumsanteil kann auf den anteiligen Wert des gesamten Grundstücks abgestellt werden (BGH 7.6.18 – V ZB 221/17 Rz 13); ist der Miteigentumsanteil unter marktwirtschaftlichen Bedingungen kaum veräußerlich, rechtfertigt dieses einen Abschlag (Hamm 9.9.23 – 10 U 25/22 Rz 28).
2. Bargeld, Forderungen, Wertpapiere etc.
Rn 15
Bargeld und vererbliche Forderungen (aber: § 2313) sind nach dem Nennwert als der Betrag, der durch Einziehung der Forderung erlangt werden kann, zum Zeitpunkt des Erbfalls (BGH FamRZ 91, 43, 45; NJW 10, 3232, 3237), börsengängige Wertpapiere nach ihrem mittleren Kurswert am Todestag, selbst wenn er an diesem Tag ungewöhnlich hoch oder niedrig lag (str, Soergel/Dieckmann Rz 18), zu bewerten. Das gilt auch bei einem engen Markt (Schlichting ZEV 06, 197, 198). Bei Wertpapieren sind aber außergewöhnliche Umstände, die sich im Kurswert nicht widerspiegeln (zB Paketzuschlag), zu berücksichtigen (Staud/Herzog Rz 159; Nirk NJW 62, 2185, 2188). Der Börsenkurs ist jedenfalls die Wertuntergrenze (BVerfG NJW 99, 3769, 3772 [BVerfG 27.04.1999 - 1 BvR 1613/94]; BGH NJW 01, 2080, 2081 [BGH 12.03.2001 - II ZB 15/00]; Schlichting aaO). Manche vertreten Korrekturen nach § 242 (Dieckmann aaO; Veith NJW 63, 1521, 1524). Verbindlichkeiten, die auf wiederkehrende Leistungen gerichtet sind, werden mit dem Kapitalwert bewertet (RGZ 72, 379, 382; BGH NJW 54, 1764, 1765 [BGH 30.09.1954 - IV ZR 43/54]; Staud/Herzog Rz 161; s.a. Damrau/Riedel Rz 85).
3. Unternehmen(sbeteiligungen).
Rn 16
Bei Handelsunternehmen ist ihr wirklicher Wert als wirtschaftliche Einheit unter Berücksichtigung der stillen Reserven und des Firmenwerts, nicht der bloße Buchwert anzusetzen (BGH NJW 73, 509 [BGH 17.01.1973 - IV ZR 142/70]; 77, 949 [BGH 09.03.1977 - IV ZR 166/75]; 82, 575). Im Einzelfall hat der Tatrichter die betriebswirtschaftlich angemessene Methode zu wählen (BGH FamRZ 91, 43, 44; 99, 361; 05, 99). Die Bewertung kann sich bei einer zeitnahen Veräußerung nach dem Preis richten (BGH NJW 82, 2497, 2498 [BGH 17.03.1982 - IVa ZR 27/81]; Rn 12). Sonst kommen als Faktoren neben dem Ertrags- und Substanzwert (Rn 13) dem Firmen- und dem Liquidationswert (Barwert der Nettoerlöse aus der Veräußerung aller Vermögenswerte abzgl Schulden und Kosten und Steuern) Bedeutung zu (vgl FAErbR/Hannes Kap 18 Rz 364 ff). IdR wird die Ertragswertmethode angewandt, da der Ertrag der entscheidende Faktor für potenzielle Käufer ist (MüKo/Lange Rz 25; zur Berechnung BGH 6.11.13 – XII ZB 434/12 Rz 36 ff; BeckOKBGB/Müller Rz 33). Der Liquidationswert stellt bei liquidierten (BGH NJW 73, 509, 510) sowie Unternehmen, die am Bewertungsstichtag auch unter Berücksichtigung der Zukunftsaussichten keinen positiven Ertragswert hatten (BGH NJW 82, 2497, 2498 [BGH 17.03.1982 - IVa ZR 27/81]), die Wertuntergrenze dar (vgl BGH MDR 19, 294 [BGH 05.12.2018 - XII ZR 116/17] Rz 26; Staud/Herzog Rz 124). Teils wird allg der Liquidationserlös als Mindesterlös angesehen, da eine unökonomische Betriebsfortführung nicht den Pflichtteil anderer schmälern dürfe (BeckOKBGB/Müller Rz 38), wenigstens wenn der Erbe nicht zur Unternehmensfortführung verpflichtet war (Soergel/Dieckmann Rz 21 mwN; aA BGH NJW 73, 509, 510; FamRZ 86, 776). Das gilt nach der Rspr nur bzgl des nicht betriebsnotwendigen Vermög...