Rn 2
Pflichtteilsberechtigung, nicht das Bestehen eines Pflichtteilsanspruchs, ist Voraussetzung, denn zu dessen Beurteilung soll die Auskunft gerade dienen (BGH NJW 58, 1964; 81, 2051; 02, 2469f [BGH 17.04.2002 - IV ZR 259/01]). Berechtigt ist jeder pflichtteilsberechtigte Nichterbe nach §§ 2303, 2309 (BGH NJW 81, 2051, 2052), also auch der Berechtigte, der enterbt ist oder ausschlägt (BGH 30.11.22 – IV ZR 60/22 Rz 18f) und gleichwohl einen Pflichtteilsanspruch (§§ 2306 I, 2305, 1371 III; Karlsr ZEV 08, 39, 40) bzw Ergänzungsanspruch (§ 2325; BGH NJW 73, 955; Ddorf FamRZ 06, 512) behält oder ein Vermächtnis erhält (§ 2307; zur Annahme s München 21.11.22 – 33 U 2216/22 Rz 27), ohne dass es auf die Höhe oder Ausschlagung des Vermächtnisses ankommt (BGH NJW 58, 1964; Ddorf FamRZ 95, 1236, 1237; Oldbg NJW-RR 93, 782, 783; Köln NJW-RR 92, 8; zum Ganzen MüKo/Lange Rz 15; Edenfeld ZErb 05, 346). Bei mehreren Berechtigten kann jeder Einzelne den Anspruch geltend machen (Staud/Herzog Rz 36). Wird der Pflichtteilsanspruch vererbt (§ 2317 II), geht das Auskunftsrecht mit über. Bei Abtretung (§§ 2317 II, 398) geht es als unselbstständiges Nebenrecht iSv § 401 auf den Forderungserwerber über (Soergel/Dieckmann Rz 38), und zwar auch bei einer Überleitung auf den Träger der Sozialhilfe (§ 93 SGB XII; vgl BGH FamRZ 05, 448, 451; LG Duisburg FamRZ 06, 651, 652). Obwohl der Erbe bzw Miterbe (München FamRZ 09, 1010f) grds kein Auskunftsrecht nach § 2314 hat, wird ihm als Pflichtteilsberechtigten bzgl Pflichtteilsergänzungsansprüchen (§§ 2325f) ein Informationsrecht eingeräumt, da er insoweit in seiner Stellung als Erbe (vgl zB § 2038 sowie §§ 2027 f, 2057) schlechter stehen kann, als ein Nichterbe. Einige vertreten direkte oder analoge Anwendung des § 2314 (Damrau/Riedel Rz 4; Coing NJW 70, 729, 733 ff). Die hM gibt zu Recht nur den allg Auskunftsanspruch aus § 242 (BGH NJW 93, 2737 [BGH 02.06.1993 - IV ZR 259/92]; Köln ZEV 05, 398 [OLG Köln 13.10.2004 - 2 U 85/04]; München aaO); der Anspruchsbegehrende hat danach die Kosten selbst zu tragen (BGH NJW 81, 2051, 2052 [BGH 04.12.1980 - IVa ZR 46/80]; 90, 180 [BGH 04.10.1989 - IVa ZR 198/88]) und sein besonderes Informationsbedürfnis darzulegen (Soergel/Dieckmann Rz 26). Entspr gilt für den Nacherben (Celle ZEV 06, 361).
Rn 3
Kein Auskunftsrecht nach § 2314 hat der Nacherbe gegen den Vorerben, auch wenn er unter einer auflösenden Bedingung eingesetzt ist (BGH NJW 81, 2051, 2052 [BGH 04.12.1980 - IVa ZR 46/80]; Celle ZEV 06, 361; s aber §§ 2121 f, 2117). Entspr dem Zweck der Norm besteht auch kein Auskunftsanspruch, wenn feststeht, dass kein Pflichtteilsanspruch besteht (BGH NJW 58, 1964 [BGH 01.10.1958 - V ZR 53/58]; LG Bonn NJOZ 05, 1085, 1086 f – LS: ZEV 05, 313 –; Staud/Herzog Rz 9), zB der Pflichtteil wirksam entzogen wurde (Hamm NJW 83, 1067 [OLG Hamm 11.01.1983 - 10 U 158/82]), der Berechtigte auf ihn verzichtet hat (BGH WM 85, 1346, 1348; BeckOKBGB/Müller Rz 7; Gottwald Rz 2), er statt des Pflichtteils ein diesen übersteigendes Quotenvermächtnis angenommen hat (vgl Braunschw OLGRspr 21, 343, 344; LG Bonn aaO), er Leistungen aus dem Nachlass empfangen hat, die seinen Pflichtteilsanspruch und Ergänzungsanspruch sicher übersteigen (Kobl FamRZ 03, 193; Klingelhöffer Rz 143), bzw er wegen Verjährung nicht durchsetzbar ist (BGH 31.10.18 – IV ZR 313/17 Rz 11; MüKo/Lange Rz 15, aA Köln NJW-RR 92, 8 [OLG Köln 02.08.1991 - 19 U 20/89]) und der Pflichtteilsberechtigte die Auskunft des Erben nicht trotz Verjährung seines Pflichtteilsanspruchs benötigt (Kobl 24.4.23 – 12 U 602/22 Rz 18: zur Ausgleichungspflicht, Köln 8.9.22 – 24 U 18/22 Rz 24: zu § 2329).